Drei Jahre um die Welt: Junge Familie startet Segeltörn
Die Aufregung steigt: Am 1. Juli starten Tjark Mitzka, Fritzi Lassen und Klein-Jonne eine Weltumseglung. Sie wollen drei Jahre unterwegs sein. Job und Haus im Kreis Plön haben sie aufgegeben.
Sonnenschein und eine leichte Brise im Eckernförder Hafen: Hier liegt das zehn Meter lange Segelboot, mit dem die junge Familie ihre XXL-Weltumseglung in wenigen Wochen startet. Jonne übt gerade schon mal das Schlafen in der kleinen Koje und ist kaum wachzukriegen von Mama Fritzi. "Jonne, es gibt Erdbeerkuchen. Wach werden", sagt die 27-Jährige liebevoll. Ihr Vater und auch Tjarks Mutter plus Partner sind heute an Bord. Sie alle wollen noch jede Minute auskosten, bevor das Segelboot aufbricht.
"Irgendwann muss man sich das zutrauen"
Seit fünf Jahren beschäftigt sich Tjark jetzt mit dem Gedanken, mit einem Boot die Ozeane zu überqueren. Der 27-Jährige ist eigentlich Notfallsanitäter. "Ich habe diesen Traum aber schon so lange und irgendwann muss man dann, denke ich, auch mal den Absprung schaffen und sich das zutrauen." Das Boot ist aus Aluminium und damit sicherer und robuster als viele andere Konstruktionen.
Er und seine Freundin Fritzi sind schon viel auf der Ostsee segeln gewesen - aber eben auch nur dort. Jetzt sieht die Route etwas anders aus: Vom Eckernförder Hafen geht es durch den Nord-Ostsee-Kanal. Dann Nordsee, Ärmelkanal, Atlantik, Kanaren, Karibik, Panamakanal und Pazifik. Danach kommen die richtig weiten Ziele: "Also Französich-Polynesien, Australien, Indonesien, Sri Lanka. Und dann muss man sich so ein bisschen die Frage stellen, ob wir über Afrika oder durch den Suez Kanal und dann durch's Mittelmeer zurückfahren."
Zur Sicherheit die "Barfuß-Route"
Was für eine unglaublich weite Strecke - und was für ein unvorhersehbares Abenteuer! Was passiert, wenn man wochenlang über den Atlantik schippert, ohne dass ein Hafen angesteuert werden kann? Wie werden die Winde sein? Was, wenn jemand krank wird? Gibt es gefährliche Tiere im Meer? Zur Sicherheit wählen die drei die sogenannte Barfuß-Route. Das Schiff nimmt also den Weg überwiegend durch tropische und subtropische Gebiete. Das Klima und die Witterungsverhältnisse sind dann hoffentlich so gut, dass die drei "barfuß" an Deck laufen können - daher der offizielle Name.
Wie wird die Weltumseglung für das Kind?
Eine extrem wichtige Frage auch: Wie wird der zweijährige Jonne das alles meistern? Gerade zum Thema "Kleinkind und Weltumseglung" hat sicherlich jeder seine eigene Meinung. Tjark und Fritzi haben sich genau darüber sehr viele Gedanken gemacht und sind sicher, dass das super klappen wird. "Wir sind auch immer wieder viele Tage an Land oder in Ankerbuchten, und da sind ja auch andere junge Familien", sagt Fritzi, während sie für die Eltern im Spirituskocher Kaffee macht. Tatsächlich machen vor allem in anderen Ländern immer mehr junge Familien lange Reisen mit dem Segelschiff. Tjark hat auf Empfehlung von Fritzis Vater im Internet den Hochseesegler-Verein "Trans-Ocean" durchforstet und ist schon dabei, sich mit anderen Familien zu vernetzen. "Und wir haben an Bord einfach viel Zeit für Jonne und können uns den ganzen Tag und die ganze Nacht mit ihm beschäftigen", fügt Fritzi hinzu und lacht. Die gelernte Hebamme ist ein optimistischer Mensch und freut sich auf das, was kommt.
Vom großen Haus auf's Segelboot
Wichtig ist dem jungen Paar auch, das Materielle einfach mal hinter sich zu lassen. Sich auf das Wesentliche zu besinnen. "Wir haben in einem 165 Quadratmeter großen wunderschönen Haus mitten auf dem Land in Schönhorst gewohnt und ziehen jetzt auf ein zehn Meter langes Segelboot." So einfach ist es, sagt Fritzi. Alles ist eng hier an Bord, ständig stößt man irgendwo gegen. Für die drei kein Problem. Jonne spielt gerade mit einem kleinen Trecker - er wirkt völlig zufrieden. Fritzis Vater Jens Lassen betrachtet nachdenklich seinen Enkel: "Wenn ich mir vorstelle, dass ich Jonne erst wiedersehe, wenn er fünf ist..." Auch Tjarks Mama Tina Kreutzfeldt kämpft bei der Vorstellung sichtlich mit den Tränen. "Aber ich freue mich auch sehr für die drei. Und ich bin stolz auf sie. Sie machen alles so besonnen - das finde ich toll."
Mit Instagram Kontakt zur Außenwelt
Tjark und Fritzi wollen die Welt erleben, andere Kulturen kennenlernen und vor allem ohne Zeitdruck reisen. Auch der Umweltgedanke ist ihnen wichtig. Auf ihrem neu gegründeten Instagram-Kanal sonne.mond.und.segeln werden sie mit Sicherheit auch das ein oder andere Mal über die Verschmutzung der Meere berichten. Über Missstände, die ihnen unterwegs auffallen.
Die Sache mit dem Geld
Wie finanziert man eigentlich solch einen langen Segeltörn? Einen komplett ausgefeilten Plan haben die Abenteurer nicht. "Aber wir haben sehr viel gespart in letzter Zeit", sagt Fritzi. Das Boot ist allerdings noch nicht abbezahlt. Über ihren Instagram Kanal hoffen sie, ein paar finanzielle Unterstützer zu bekommen. "Und wir haben uns auch schon überlegt, zwischendurch ein bisschen arbeiten zu gehen, wenn das Geld zu knapp wird", sagt Tjark. Wenn alles nun überhaupt nicht hinhaut, dann sind natürlich auch die drei Jahre nicht in Stein gemeißelt.
Vorfreude auf die San-Blas-Inseln
Die Familie isst an diesem sonnigen Nachmittag in Eckernförde den selbst gebackenen Erdbeerkuchen von Mama Tina, spricht über Dinge, die noch gemacht werden müssen - wie etwa die Solarmodule, die noch an Bord kommen - und verliert sich in Vorfreude auf die Weltumseglung. "Am meisten freue ich mich auf die Sun-Blas-Inseln", sagt Tjark und strahlt bei der Vorstellung, dieses traumhafte Fleckchen Erde im Karibischen Meer bald tatsächlich in echt zu sehen. "Wir kommen euch irgendwann irgendwo besuchen", sagt seine Mutter und lächelt. So lässt sich die Wartezeit und das "Gefühl des Vermissens" auf jeden Fall etwas erträglicher machen.