Ocean Race: Malizia denkbar knapp Dritter - 11th Hour siegt erneut
Boris Herrmann und sein Team Malizia haben auf der fünften Etappe des Ocean Race von Newport ins dänische Aarhus Platz drei hinter Sieger 11th Hour Racing und Holcim - PRB belegt. In der Gesamtwertung löste das US-Boot die Schweizer mit dem zweiten Etappensieg in Folge ab.
Was für ein Kampf um Platz zwei. Nach 3.500 Seemeilen von Newport nach Aarhus trennten die Malizia und Holcim am Ende weniger als eine Seemeile. Das Team um Skipper Boris Herrmann probierte alles, aber Holcim-Skipper Kevin Escoffier rettete vor der dänischen Küste den zweiten Platz um 9.22 Uhr knapp ins Ziel. Die Malizia folgte nur fünf Minuten später.
"Wir können zufrieden sein mit dem Ergebnis, weil wir am zweiten Tag unser wichtigstes Segel verloren haben - das haben wir gar nicht erzählt. Die Fock ist unten abgerissen. Wir hatten Glück, dass wir so gut zurechtgekommen sind, ohne das Segel einzusetzen", berichtete Herrmann in Aarhus.
"Zeit für eine Feier in Aarhus" - Kuiper geht baden
"Es war so knapp, wir haben alles versucht", sagt Rosalin Kuiper vom Team Malizia, die aber trotzdem glücklich über Rang drei war: "Jetzt ist es Zeit für eine kleine Feier in Aarhus." Die startete direkt am Dock, als Herrmann Kuiper ins Wasser beförderte. Die Niederländerin versuchte sich zu revanchieren, bekam den flinken Hamburger aber nicht zu fassen.
"Das Rennen ist noch nicht entschieden. Es kann noch alles passieren." Will Harris
Knapp viereinhalb Stunden früher hatte 11th Hour Racing die Ziellinie passiert und den Sieg perfekt gemacht. "Es ist einfach toll", sagte Skipper Charlie Enright, bevor die Sektkorken knallten. "Das war ein Sieg des ganzen Teams." Sieben Tage, acht Stunden, 41 Minuten und 49 Sekunden benötigte das US-Boot für die 3.500 Seemeilen von Newport nach Dänemark.
Viele Rückschläge für 11th Hour
Enright will nach zwei fünften Plätzen endlich das Rennen um die Welt gewinnen. Die Amerikaner hatten die längste Vorbereitungszeit, Materialbruch hatte sie aber zu Beginn mehrfach ausgebremst. Dem ersehnten Etappensieg im US-Heimathafen Newport ließen sie nun auf der herausfordernden Transatlantik-Etappe den nächsten Sieg folgen.
Und das, obwohl die Crew in den vergangenen Tagen nur noch drei Segler zur Verfügung hatte. Bei einer Kollision mit wahrscheinlich einem Wal zog sich Co-Skipper Charlie Dalin eine leichte Gehirnerschütterung zu und fiel zwischenzeitlich aus - ebenso wie Bord-Reporter Amory Ross (Schulterverletzung).
Boris Herrmanns Team Malizia verlor auf dem fünften Abschnitt, auf dem die doppelte Punktzahl vergeben wurde, an Boden auf die beiden Spitzenteams. Der Rückstand auf 11th Hour beträgt vor den letzten beiden Etappen vier, auf Holcim drei Zähler.
Der Hamburger Skipper, der am Pfingstsonntag seinen 42. Geburtstag auf hoher See feierte, dürfte dennoch zufrieden sein. Gelang seinem Team im Nordatlantik doch mit sagenhaften 641,08 Seemeilen ein 24-Stunden-Fabel-Weltrekord für Einrumpfyachten, der nur noch ratifiziert werden muss.
"Es ist historisch. Man kann das nicht planen. Man kann es viele Jahre probieren, ohne dass es gelingt, es muss einfach alles zusammenpassen", sagte der gebürtige Oldenburger, dem die Bestmarke viel bedeutet.
Boris Herrmanns Ehefrau Birte Lorenzen-Herrmann mit Tochter Malou, die Landmannschaft, Partner und Fans nutzen die Nähe zur norddeutschen Heimat für den Abstecher ins benachbarte Dänemark und gehörten zu den ersten Gratulanten an Land.
Nach dem Triumph auf der langen Südpolarmeer-Etappe, dem Gewinn der Roaring Forties Trophy mit der schnellsten Passage vom Kap der Guten Hoffnung zum Kap Hoorn sowie nun dem 24-Stunden-Weltrekord gibt es keinen Zweifel daran, dass sich das gewagte Design der Malizia - Seaexplorer bewährt, an dem Herrmann mit Blick auf die Vendée Globe 2024 mitgewirkt hat. "Es ist toll zu sehen, dass das Boot so gut funktioniert", sagte der viermalige Weltumsegler.
Fly-By in Kiel am 9. Juni
Biotherm ist aktuell nach Problemen mit dem Mast noch langsam unterwegs nach Aarhus. Weiter geht es am 8. Juni, dann startet in Dänemark die sechste Etappe, die über 800 Seemeilen nach Den Haag führt - mit Fly-By in Kiel am 9. Juni, auf das sich Herrmann in seinem Heimatrevier besonders freut.
Wieder mit dabei ist dann möglicherweise Guyot environnement - Team Europe mit dem Berliner Co-Skipper Robert Stanjek. Die Yacht hatte auf der vierten Etappe den Mast verloren und kehrt per Frachter nach Europa zurück.