Die Technik-Katakomben des UKSH
Sie sind der "Handwerkerhof des UKSH". In Lübeck kümmern sich 95 Handwerker um einen reibungslosen Klinik-Ablauf. Sie sorgen dafür, dass das medizinische Personal seinen Job machen kann - jederzeit.
Diesen Raum bekommen Patientinnen und Patienten nie zu sehen. Die Leitwarte des "Facility Management Schleswig-Holstein" - kurz FMSH in Lübeck. Der Raum ist dunkel, Tageslicht kommt nur durch eine kleine Dachluke hinein. Hier ist der Arbeitsplatz von Andreas Dedeke. Er ist Schichtführer der Leitwarte. Alles, was an technischen Problemen im Klinikum auftaucht, landet an seinem Platz. Und die sind vielfältig. "Eine kaputte Glühbirne im Patientenzimmer, die muss vielleicht nicht sofort getauscht werden. Aber wenn im OP das Licht ausgeht, dann müssen wir sofort handeln", erklärt der Schichtführer. Dann klingelt sein Telefon. Ein Aufzug ist stecken geblieben. Auch jetzt ist schnelles Handeln gefragt. "Die eingeschlossene Person könnte in Panik geraten".
Techniker für jeden Bereich
Andreas Dedeke greift erneut zum Telefon und ruft einen Kollegen an. "Ich brauche jemanden, der eine Personenbefreiung im Aufzug macht, Personenaufzug Fünf", sagt er mit ruhiger Stimme. "Ja, kann ich übernehmen", erwidert Kollege Ingo Melzer und läuft los. Nach kurzer Zeit hat er den stecken gebliebenen Fahrstuhl durch einen Neustart wieder zum Laufen gebracht. Ein Mitarbeiter aus der Hauselektrik war in der Kabine. "Aber der war nicht panisch. Die meisten sind nicht panisch, nur die, die schlechte Filme geguckt haben", lacht Ingo Melzer. Die Aufgaben, die er und seine Kollegen haben, sind breit gefächert. Jeder technische Bereich muss abgedeckt werden. Wasser, Wärme, Elektrik, selbst eine Tischlerei und eine Schlosserei gehören zum FMSH.
Autonom im Tunnel unterwegs
Zurück in der Leitwarte - wieder klingelt das Telefon bei Schichtführer Andreas Dedeke. Dieses Mal hat er das Problem direkt vor seinen Augen. Auf mehreren Bildschirmen überwacht er das sogenannte Automatische Warentransportsystem. Dahinter verbergen sich autonome Fahrzeug-Roboter, die Container an Ort und Stelle bringen. Darin kann sterilisiertes OP-Besteck sein, Bettwäsche oder Abfall. 41 dieser fahrerlosen Roboter sausen durch das fünf Kilometer lange Tunnelsystem unter der Klinik. Bestellt werden können sie direkt von den Krankenstationen per Knopfdruck. 1.600 mal am Tag werden die Container im Schnitt bewegt. Doch nicht immer läuft dabei alles reibungslos - so wie jetzt. "Wir haben eine kleine Störung, einen kleinen Stau. Wir haben aktuell ein sehr hohes Müllaufkommen, dadurch drehen jetzt zu viele Fahrzeuge im Kreis. Da müssen wir händisch eingreifen", erklärt Andreas Dedeke, bevor wieder das Telefon klingelt. In einem weiteren Gebäude beschäftigt ein ganz anderes Problem die Haustechnik am UKSH.
Hochwasseralarm im Krankenhauskeller
In einer der Trinkwasseraufbereitungsanlagen auf dem Klinikgelände wurde Hochwasseralarm ausgelöst. Hier wird das sehr kalkhaltige Lübecker Leitungswasser enthärtet. Jörg Sander von der Sanitär-Haustechnik und sein Kollege Daniel Oellrich laufen los. Und tatsächlich: Vor der Tür der Aufbereitungsanlage hat sich inzwischen eine große Pfütze gebildet. Der Grund: Ein schwimmendes Messgerät in der Anlage hat sich verhakt und dadurch fehlerhafte Werte an eine Pumpe übertragen. Dadurch ist das Wasser gestiegen. Ein kleiner Fehler, der äußerst kritisch werden kann, wenn er nicht rechtzeitig erkannt wird. "Wir hatten das schon, dass sich das Wasser in der ganzen Ebene ausgebreitet hat, da hatten wir einen riesengroßen Schaden", erinnert sich Jörg Sander. Heute ist es aber bei der großen Pfütze geblieben. "Wir kontrollieren jetzt nochmal, ob sich der Schwimmer wieder verhaken kann und dann ist die Störung auch schon behoben".
Energiesparen im großen Stil
Ein Störungssignal ertönt parallel auch im Kesselhaus des UKSH. In diesem Fall allerdings gewollt. Denn drei Mal pro Woche drehen Stephan Klempau und sein Kollege Daniel Scholz das Gas ab: eine Störungssimulation. Die beiden sind zuständig für alles, was am UKSH mit Wärme zu tun hat. Sie wird vor Ort von mehreren Kesseln produziert. Zwei Kessel sorgen für die Betriebswärme. Sie erzeugen Dampf, der unter anderem die Klimaanlagen befeuchtet. Ein weiterer Kessel produziert die Raumwärme für Heizung und Warmwasser. Geheizt wird mit Gas. "Es kann aber auch jederzeit auf Öl umgeschaltet werden, sollte es Probleme mit der Gasversorgung geben", erklärt Daniel Scholz. Dann richten sich seine Augen auf die Monitore im Kesselhaus. Die gewollte Störungsmeldung poppt wie geplant auf - der Brenner hat sich abgeschalte - Test erfolgreich.
Zusatzaufgabe Energiesparen
Größer als die Routine-Störungssimulationen sind für die Kessel- und Turbinenwärter allerdings die Herausforderungen beim Energiesparen. Im Herbst hat das UKSH vorgebeben, die Raumtemperaturen auf dem Gelände auf 19 bis 20 Grad zu halten. Für die Kesselwärter keine leichte Aufgabe, denn sie haben es mit alten und neuen Heizkreisläufen zu tun. So dauert es zum Teil mehrere Tage, bis vorgenommene Einstellungen sich in den Klinikräumen bemerkbar machen. Das sorgte während der extrem kalten Dezembertage für einigen Unmut beim medizinischen Personal, denn die Räume kühlten zum Teil weiter runter als 19 Grad, konnten aber nicht so schnell wieder erwärmt werden. Im Großen und Ganzen funktioniert das Energiesparen am UKSH allerdings gut. Allein am Standort Lübeck konnte der Verbrauch von Strom, Gas und Öl nach Klinikangaben im Jahr 2022 um 12 Prozent reduziert werden. Dass das geklappt hat, auch ein Verdienst der Haustechniker.