Weniger Strafzettel: Parken Autofahrer in SH vernünftiger?
Eine NDR Umfrage zeigt: Viele Städte und Gemeinden in Schleswig-Holstein haben im vergangenen Jahr weniger Strafzettel verteilt. Die Gründe reichen von Personalknappheit bis hin zu einem Lerneffekt bei Autofahrern.
Das dürfte vielen bekannt vorkommen: Mal eben kurz den Wagen abgestellt, schnell etwas eingekauft und dann klemmt da plötzlich so ein kleiner, bedruckter Zettel hinter dem Scheibenwischer. Die Bestraften ärgern sich dann oft über eifrige Kontrolleurinnnen und Kontrolleure, aber wohl noch mehr über sich selbst.
Denn das Prinzip ist eigentlich klar: Wer im Halteverbot parkt oder mit seinem Auto ohne Ticket auf einem Parkplatz steht, muss damit rechnen, dass es teuer wird. Und auch im vergangenen Jahr haben die Kommunen in Schleswig-Holstein wieder mehrere Millionen Euro an Verwarn- und Bußgeldern eingenommen, weil es Autofahrende mit den Parkregeln nicht allzu genau genommen haben. Dabei zeigt eine NDR Umfrage im nördlichsten Bundesland, dass viele Städte und Gemeinden 2024 teils deutlich weniger Knöllchen verteilt haben als im Vorjahr.
Neumünster: Gut 50 Prozent weniger Strafzettel durch Personalmangel
Rückläufige Zahlen melden zum Beispiel Lübeck, Flensburg, Husum (Kreis Nordfriesland), Scharbeutz (Kreis Ostholstein) , Rendsburg (Kreis Rendsburg-Eckernförde), Büsum (Kreis Dithmarschen), Neumünster, Sankt Peter-Ording (Kreis Nordfriesland), Eutin (Kreis Ostholstein) und Eckernförde (Kreis-Rendsburg-Eckernförde). Am auffälligsten ist der massive Rückgang in Neumünster. Hier hat sich die Zahl der verteilten Strafzettel im Vergleich zu 2023 mehr als halbiert.
Allein dadurch nahm die Stadt gut 170.000 Euro weniger ein. Grund: Laut Verkehrsbußgeldstelle fehlten zuletzt Mitarbeitende, um den ruhenden Verkehr flächendeckend überwachen zu können. Jetzt sei aber wieder aufgestockt worden. Daher lautet die Botschaft aus der Bußgeldstelle: "Achtung Autofahrerinnen und Autofahrer, in Neumünster wird wieder mehr kontrolliert!"
Autofahrer ziehen offenbar Lehren aus Kontrollen
Dass weniger Parkverstöße festgestellt wurden, scheint in Eutin, Lübeck und Eckernförde allerdings nicht an einer zu dünnen Personaldecke zu liegen. Im Gegenteil: Ein Grund sei der Kontrolldruck, aus dem die Autofahrerinnen und Autofahrer ihre Lehren gezogen hätten. "Der Rückgang der Strafzettel wird auf die gute und regelmäßige Überwachung zurückgeführt. Diese hat offenbar Erfolg", heißt es aus Eutin. Und auch die Stadt Eckernförde meint, "die Verkehrsteilnehmer parken deutlich vernünftiger als in der Vergangenheit".
Tourismusorte wie Scharbeutz oder Sankt Peter-Ording wiederum erklären sich die gesunkene Anzahl an Knöllchen auch damit, dass teilweise weniger Tagestouristen am Strand gewesen seien und es dadurch insgesamt weniger Parkende gegeben habe. Und in Flensburg sind wichtige Parkplätze sogar komplett weggefallen, weil die abgesackte Kaikante gesperrt werden musste.
Kiel ist Strafzettel-Hochburg
Manche Städte berichten auf NDR Anfrage aber auch, dass sie 2024 ein Plus an Strafzetteln zu verzeichnen haben. So zum Beispiel Pinneberg (Kreis Pinneberg), Bad Segeberg (Kreis Segeberg) und allen voran Kiel. Dort wurden mit Abstand die meisten Verwarn- und Bußgelder verhängt.
Rund 115.000 Knöllchen sind es laut Landeshauptstadt im vergangenen Jahr gewesen. Sie spülten etwa 3,07 Millionen Euro in die Stadtkasse. So viel wie nirgendwo sonst in Schleswig-Holstein. Dass Fälle und Einnahmen zugenommen haben, führt die Stadtverwaltung nach eigener Aussage auf "neu geschaffene Planstellen zurück, die nun alle besetzt und tatsächlich im Außeneinsatz sind."