Die Odyssee eines Mädchens aus Itzehoe, dessen Zahn abbrach
Zahn abgebrochen. Und jetzt? Nur zwei Prozent aller Haushalte haben eine spezielle Zahnrettungsbox - doch die kann bei Zahnunfällen entscheidend sein, um den Zahn zu retten.
Inzwischen kann Tiara Yap aus der Nähe von Itzehoe (Kreis Steinburg) wieder lächeln, aber viele Jahre fühlte sie sich sehr unwohl dabei. Denn mit sieben Jahren fiel sie unglücklich beim Tanzen und schlug sich einen Schneidezahn aus - ein typischer Zahnunfall. Ihre Eltern legten den abgebrochenen Zahn in einen Eierbecher, doch der Zahn konnte trotzdem nicht gerettet werden. Denn bei abgebrochenen Zähnen ist die Lagerung entscheidend.
Wenig Zahnrettungsboxen im ländlichen Raum
Die beste Lösung sei, einen abgebrochenen Zahn in eine Zahnrettungsbox zu legen, sagt Tiaras Zahnarzt Dr. David Christofzik aus Kiel. In so einer Box kann der Zahn dank einer besonderen Nährlösung bis zu 48 Stunden nach dem Unfall noch überleben. Aber die wenigsten Menschen haben eine solche Box zu Hause - laut einer Umfrage der Deutschen Gesellschaft für Endodontologie und zahnärztliche Traumatologie (DGET) nämlich nur zwei Prozent. Schulen haben solche Zahnrettungsboxen jedoch oft vorrätig.
Auf der Seite www.zahnrettungskonzept.info sind die Standorte aller Zahnrettungsboxen in Schleswig-Holstein zu finden. Ein Blick auf die Karte zeigt: Am Hamburger Rand oder in Kiel ist der Weg zur nächsten Zahnrettungsbox nicht weit. In der Landeshauptstadt soll es eine solche Box seit vergangenem Jahr an jeder Schule geben. Im ländlichen Raum, gerade in den Kreisen Nordfriesland und Dithmarschen, sieht es deutlich schlechter aus.
Alternativ könne der abgebrochene Zahn auch in H-Milch oder Kochsalzlösung eingelegt oder in Frischhaltefolie eingewickelt werden. Dann überlebt er aber nur ein bis zwei Stunden. Keine gute Idee sei die Lagerung im Taschentuch oder in einem Eierbecher, wie in Tiaras Fall: Der Zahn trocknet aus und ist schon nach zehn Minuten tot.
Achtjährige Odyssee für Mädchen aus Kiel
Tiaras abgebrochener Zahn wurde zwar angeklebt, verfärbte sich aber mit der Zeit dunkel und starb ab. Zudem bekam sie bis zu vier Mal im Jahr Wurzelkanalbehandlungen - eine schmerzhafte Prozedur. Als sie ein Provisorium bekommt, fühlt sie sich wohler - doch dann entzündet sich ihr Knochen. Acht Jahre sind inzwischen seit ihrem Unfall vergangen. Erst ein Wechsel zu ihrem heutigen Zahnarzt bringt Erfolg. Dr. Christofzik konnte den Rest ihres Zahnes erhalten und eine Krone draufsetzen. Die 15-jährige Tiara muss jetzt nur noch selten zum Zahnarzt und kann wieder lächeln: "Ich hätte mir gewünscht, dass ich damals nicht hingefallen wäre, aber jetzt ist ja wieder alles gut und das freut mich auch sehr."
Umfrage zeigt: Wissenslücken beim Thema Zahnunfälle
Zahnunfälle wie der von Tiara sind häufig - denn gut zwei Drittel der Deutschen hatten bereits einen, zeigt die DGET-Umfrage. Fast die Hälfte der Unfälle passieren zu Hause oder bei Stürzen, gut ein Drittel bei Sportunfällen.
Die Mehrheit der Befragten - nämlich 65 Prozent - wissen nicht, was am Unfallort bei abgebrochenem Zahn zu tun ist. Das möchte die DGET ändern und hat daher www.rette-deinen-zahn.de ins Leben gerufen. Betroffene können durch ein paar Klicks herausfinden, wie sie in den unterschiedlichsten Zahnunfallsituationen handeln sollten, um so ihre Zähne und ihr Lächeln möglichst ein Leben lang zu erhalten.