Bund fördert Energieberatungen nur noch zu 50 Prozent - Kritik aus SH
Wer sich für eine geplante Sanierung einen Energieberater ins Haus holt, muss künftig mehr Geld selbst dafür bezahlen. Statt wie früher 80 Prozent, übernimmt der Bund nur noch die Hälfte der Kosten.
Der Bund gibt nicht mehr so viel Geld für Energieberatungen dazu. Das teilte das Bundeswirtschaftsministerium mit. Anträge, die ab heute eingehen, sollen nur noch zu 50 statt bisher 80 Prozent gefördert werden.
Haus & Grund: "Wer Energiewende will, muss auch fördern"
Alexander Blažek vom Eigentümerverband Haus & Grund Schleswig-Holstein kritisierte die Entscheidung scharf. "Wenn ich die Energiewende im Gebäudesektor fordere, wie das der Bundeswirtschaftsminister tut, dann muss ich gleichzeitig auch fördern", sagte er. Dafür sei die Energieberatung ein wichtiges Instrument. "Die Immobilieneigentümer müssen unterstützt werden, auf den richtigen Weg zu kommen. Und dafür ist die Energieberatung wichtig aus unserer Sicht, damit der Eigentümer auch in die richtigen Maßnahmen investiert", sagte er.
Energieberater: Förder-Kürzung schlecht kommuniziert
Der Energieberatendenverband GiH Nord geht davon aus, dass vorübergehend weniger Anträge für Beratungen eingehen werden. Der Verband kritisiert vor allem die Kurzfristigkeit der Entscheidung. "Das hätte man vorher mit uns kommunizieren können", sagte Jelle Govers vom GiH Nord. Es sei in der Vergangenheit immer wieder vorgekommen, das über Nacht entschieden wurde. "Gestern war auch die Homepage abgestürzt, da konnte keiner mehr beantragen, aber die haben gesagt: 'Ihr könnt noch nachreichen bis zum 12.' Das ist halt schlecht kommuniziert."
Bundesweit 150.000 Anträge aus Förderung erwartet
Das Bundeswirtschaftsministerium begründet die Förder-Kürzung mit der angespannten Haushaltslage und der hohen Nachfrage nach geförderten Energieberatungen. Bis Ende des Jahres erwartet die Regierung bundesweit mehr als 150.000 Anträge - das sind 20.000 mehr als noch im vergangenen Jahr.
Beratungsangebote der Verbraucherzentrale nicht betroffen
Die Beratungsangebote der Verbraucherzentralen sind von der Kürzung nicht betroffen, erklärte der zuständige Referatsleiter Tom Janneck NDR schleswig-Holstein. Dort ist die Energieberatung am Telefon, per Videocall oder vor Ort in den Filialen kostenlos. "Die Beratung kann auch zu Hause bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern stattfinden. Das ist dann mit einem Eigenanteil von 30 Euro verbunden. Das Haus wird sich angeschaut, die Maßnahmen, die Heizung, was möglich ist", so Janneck. "Die Verbraucherinnen und Verbraucher werden dann in die Lage versetzt, Maßnahmen anzugehen, um mit Energieberatern, die diese Maßnahmen begleiten, auf Augenhöhe sprechen zu können."
Insgesamt werde das Thema Energieberatung von den Menschen in Schleswig-Holstein weiterhin stark nachgefragt - sowohl bei den Verbraucherzentralen als auch den selbstständigen Energieberatern, erklärte Janneck.