Boostedt: Erstaufnahme für Geflüchtete soll bestehen bleiben
Die Gemeindevertretung in Boostedt hat sich darauf geeinigt, dass die Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete im Ort auch über 2024 hinaus betrieben werden soll. Allerdings muss der Bürgermeister mit dem Land noch über die Aufnahmekapazität verhandeln.
Die 19 Gemeindevertreter von Boostedt (Kreis Segeberg) haben sich darauf geeinigt, dass der Vertrag für die Erstaufnahmeeinrichtung im Ort mit dem Land über 2024 hinaus weitergeführt werden kann. Allerdings müsse das Land die Aufnahmekapazitäten besser regulieren, erklärte Bürgermeister Hartmut König (CDU).
In der ehemaligen Kaserne sind aktuell knapp 1.900 Geflüchtete untergebracht. "Das ist für ein Dorf, das rund 5.500 bis 6.000 Einwohner hat, eine Hausnummer. Das ist einfach zu viel", so König weiter. Die hohe Belegungszahl habe viel Unruhe in das Dorf gebracht.
Boostedt ist geteilt in Solidarität und Sorgen
Das hatte sich laut König auch bei einer Einwohnerversammlung vor zwei Wochen gezeigt. Rund 600 Einwohnerinnen und Einwohner waren gekommen. Knapp die Hälfte der Anwesenden habe sich solidarisch gezeigt und für die Unkunft ausgesprochen. Die andere Hälfte hätte konstruktiv über Ängste und Sorgen gesprochen, so König. Vor allem junge Frauen fühlten sich manchmal nicht wohl auf den dunklen Wegen zum Bahnhof, wenn ihnen nachgepfiffen werde oder sie von größeren Gruppen angesprochen würden, so der Tenor aus dem Dorf nach Angaben des Bürgermeisters.
Land reagiert mit Streetworkern vor der Unterkunft
Bei der Bürgerversammlung waren auch Sozialministerin Aminata Touré (Grüne) und Innenmisterin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) anwesend. Das Land habe als Betreiber der Unterkunft sofort gehandelt, so Bürgermeister König: "Dort sind Streetworker vor der Unterkunft unterwegs. Die stehen auch mit Auto da, so dass es auch ersichtlich ist, auch für die jungen Männer, die da meinen einen lockeren Spruch machen zu müssen." Frauen bekämen nun ein Gefühl von mehr Sicherheit, schilderte König seine Eindrücke.
Gemeinde Boostedt fordert geringere Belegungszahlen
Nun hofft der Gemeinderat auch auf ein Entgegenkommen bei den Belegungszahlen. Hartmut König stellt die Verhandlungsgrundlage seiner Gemeinde so dar: "Wir haben uns für kein pauschales Ja entschieden. Sondern wir wollen vom Land wissen, welche Zahlen zu erwarten sind und wie das über 2024 hinaus geregelt werden soll."
Einrichtung ursprünglich für 500 Menschen ausgelegt
Die Erstaufnahmeeinrichtung in Boostedt besteht seit 2015 in der ehemaligen Kaserne. Anfangs war sie für eine Unterbringung von 500 Geflüchteten gedacht. Auf Grund der gestiegenen Zuwanderungszahlen und Geflüchteten aus der Ukraine erhöhte Sozialministerin Touré die Belegungszahlen, auch um die Kreise zu entlasten. Aktuell würden Geflüchte vor allem auf die beiden neuen Ersteinrichtungen in Kiel und Glückstadt (Kreis Steinburg) verteilt, heißt es aus dem Ministerium.
Im Januar soll eine endgültige Entscheidung fallen
Im Januar soll Boostedts Bürgermeister seinem Gemeinderat die Ergebnisse der Verhandlungen mit dem Ministerium präsentieren. Dann soll ein abschließender Beschluss gefasst werden, ob und für wie lange die Erstaufnahmeeinrichtung im Ort weiterbetrieben werden darf.