Artenschutz-Programm: Zwergotter-Nachwuchs in Neumünster

Stand: 06.07.2024 05:00 Uhr

Im Tierpark Neumünster gab es kürzlich Nachwuchs bei den Zwergottern. Die Tiere stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Der Tierpark setzt sich für den Arterhalt ein.

von Bastian Pöhls

Aufgeregt flitzt das Zwergotter-Pärchen Jacky und Emil mit den fünf Jungtieren umher, als das Tierpfleger-Team das Gehege betritt. Die Kleinen, allesamt Männchen, erhalten heute ihre zweite Impfung, unter anderem gegen Tollwut. Seit März ist die Otterfamilie zu siebt in ihrem Gehege im Tierpark Neumünster.

Mehrere Otterbabys ruhen sich nach einer Impfung gemeinsam aus. © NDR
Die Otterkinder sind nach der Impfung ziemlich erschöpft.

Nach Ansicht der Zoo-Tierärztin Cynthia Clamor haben sich die fünf Jungs in ihren ersten Lebensmonaten sehr gut entwickelt: "Ich bin regelmäßig mit den Tierpflegern im Austausch und wir beobachten regelmäßig, wie sich die Tiere in der Anlage verhalten." Richtige Untersuchungen fänden nur dann statt, wenn es zu Auffälligkeiten kommt. Ansonsten wolle das Team den Tieren den Stress ersparen.

Asiatische Zwergotter vom Aussterben bedroht

Die Otterart stammt aus dem indopazifischen Raum und steht auf der Roten Liste der gefährdeten Arten der Weltnaturschutzunion (IUCN). Die Chefin des Tierparks Neumünster, Verena Kaspari, erklärt das zum einen mit der zunehmenden Zerstörung des natürlichen Lebensraums der Zwergotter. Dazu komme noch ein zweiter Grund: "Diese Tiere werden in Asien oft als Haustiere gehalten. Das ist für uns ein absolutes No-Go. Sie sehen vielleicht süß aus, aber es sind Raubtiere. Es geht nur gut, so lange sie jung sind. Aber im Erwachsenenalter ist das schwierig."

Zucht gefährdeter Arten wird europaweit koordiniert

Als einziger Zoo in Schleswig-Holstein ist der Tierpark Neumünster Mitglied des europäischen Zooverbands EAZA. Dieser hat 1985 ein Erhaltungszuchtprogramm (EEP) ins Leben gerufen, um gefährdete Arten zu erhalten. In Neumünster sind es 17 Tierarten, deren Bestände in einer Datenbank für rund 300 teilnehmende Zoos erfasst werden. Zuerst ging es beim EEP nur um den Erhalt der Bestände in den Zoos. Mittlerweile ist das Ziel bei manchen Tierarten, sie schrittweise wieder auszuwildern.

Nach Ausrottung vor 100 Jahren sind Wisente in Osteuropa wieder heimisch

Nahaufnahme eines Wisentenkalbs. © NDR
Auch bei den Wisenten gibt es Nachwuchs. Dieses fünf Wochen alte Kalb wird vielleicht später ausgewildert.

Im Jahr 1924 gab, so Verena Kaspari, weltweit nur noch zwölf Wisents. Alle Exemplare des europäischen Bisons lebten seinerzeit in Zoos. Mit einem koordinierten Zuchtprogramm, dem ersten dieser Art, sei es möglich gewesen, die Rinderrasse zu retten und in mehreren Regionen Osteuropas wieder auszuwildern. Mittlerweile liege die Zahl der lebenden Wisente bei etwa 9.000. Die Tierparkchefin ist stolz, dass seit 2016 auch Wisente aus Neumünster regelmäßig ausgewildert werden: "Wir haben ein Projekt mit dem WWF in Rumänien, wo wir in den Karpaten auswildern und ein Projekt in Aserbaidschan. Erst vor wenigen Wochen ist ein Jungbulle von uns in den Berliner Zoo gekommen. Von dort aus wird er Ende des Jahres in Aserbaidschan ausgewildert."

Zwergotter-Auswilderung aktuell noch kein Thema

Auch das Zwergotter-Elternpaar ist durch ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP) zusammengebracht worden. Wegen der genetischen Voraussetzungen wurde Otterweibchen Jacky aus dem Duisburger Zoo vor rund eineinhalb Jahren mit dem Neumünsteraner Männchen Emil verpartnert. Im März dieses Jahres kam dann der Nachwuchs. Die fünf jungen Zwergotter bleiben nach aktuellem Stand in Zoos. Für eine Auswilderung dieser Tierart gebe es zur Zeit kein geeignetes Gebiet, in dem die Otter ungefährdet sind. Verena Kaspari: "Wenn wir auswildern, muss es ganz sicher sein, dass dort die Tiere auch geschützt und nachhaltig leben können. Die Projekte müssen also auch viele Jahre laufen."

Detaillierte Dokumentation im Zuchtbuch

Tierärztin Cynthia Clamor gibt jedem der fünf jungen Zwergottern an diesem Tag drei Spritzen, damit sind sie volllständig geimpft. Anschließend wird die Impfung in der Datenbank vermerkt. Die siebenköpfige Otterfamilie wird erst einmal zusammenbleiben können. Auch in freier Wildbahn leben sie in einem großen Familienverband. Die Geschlechtsreife erreichen die Männchen mit etwa zwei Jahren. Dann könnte auch für sie in ganz Europa eine passende Partnerin gesucht werden.

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 08.07.2024 | 19:30 Uhr

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