Verwaiste Otterbabys werden in Wildtierzentrum aufgezogen
Vor gut zwei Wochen sind die beiden Otterbabys aus Niebüll ins Wildtier- und Artenschutzzentrum Klein Offenseth-Sparrieshoop (Kreis Pinneberg) gekommen. Spaziergänger hatten die Tiere ohne Mutter entdeckt. Christian und Katharina Erdmann sind jetzt für die nächsten zwölf Monate die Zieheltern für die Kleinen.
Morgens um halb acht bekommen die beiden Otterbabys Harvey und Hazel ihre erste Flasche. Dann wird wieder zwei Stunden geschlafen, bis es die nächste Fütterung gibt. Christian Erdmann übernimmt seit zwei Wochen auch die Nachtschicht und füttert die beiden Jungtiere mit der Flasche. "Das ist Aufzucht-Milchpulver mit Fencheltee, das ist besser verträglich für die Waisen. Jeder kriegt seine Flasche mit seinem eigenen Nuckel. Da mussten sie sich natürlich erst mal dran gewöhnen. Ist ja anders als bei der Fischotter-Mutter." Inzwischen knabbern die beiden Otter auch schon klein geschnittenen Fisch und rohes Hühnchen.
Fütterung mit der Flasche: einmal nachts und viermal am Tag
Hazel ist ein bisschen kleiner als ihr Bruder und tut sich beim aus der Flasche trinken noch etwas schwer. Dafür verputzt sie mehr Fisch. Die beiden Tiere sind seit knapp zwei Wochen im Wildtierzentrum. Spaziergänger hatten sie bei Niebüll (Kreis Nordfriesland) entdeckt und die Tierschützer gerufen.
"Das sind in dem Alter so die ersten Ausflüge, wo sie der Mutter folgen und dabei oft verloren gehen - leider. Und man sieht bei ihr, die ist ja wirklich noch sehr klein. Und deswegen sagen wir, denen die sie finden: Lasst die Tiere noch liegen und beobachtet die, bis die Mutter wirklich nicht mehr wiederkommt. Und es war nach Stunden auch immer noch so gegeben und dann wurden die beiden mitgenommen, damit wir sie aufziehen können." Christian Erdmann, Wildtier- und Artenschutzzentrum Klein Offenseth-Sparrieshoop
Bei Fundtieren: Erstmal warten, ob die Mutter zurückkommt
Harvey und Hazel entwickeln sich gut. Bleiben aber trotzdem für die nächsten zwölf Monate bei ihren Zieheltern. Denn auch in der freien Wildbahn bleiben Otterbabys mehr als ein Jahr bei ihren Müttern. Der Fischotter war in Schleswig-Holstein lange Zeit vom Aussterben bedroht. In den vergangenen Jahren hat sich die Art jedoch wieder angesiedelt, heißt es vom Umweltministerium - auch dank der Aufzucht in Klein Offenseth-Sparrieshoop. Aktuell leben dort schon zwei kleine Otter. Die sollen im Sommer ausgewildert werden. "Sobald sie nur noch feste Nahrung kriegen, kommen sie in ein Gehege mit einem Teich. Und dann ist hier ganz rigoros Finger weg von den Otterbabys. Und das ist auch der Trick, um diese Tiere wieder wildbahntauglich zu kriegen", erklärt Tierschützer Erdmann. Zum Erwachsen werden gehört in Klein Offenseth-Sparrieshoop für die Otter auch, dass sie lernen, wie man schwimmt. Beim ersten Schwimmversuch jetzt im März zeigen sich Harvey und Hazel noch ganz wasserscheu.
Vorbild Seehunde: Wunsch nach Förderung
Die Pflege aller Tiere im Wildtier- und Artenschutzzentrum wird über Spenden finanziert. Dass es für den Otter als geschützte Art keine staatlich geförderte Auffangstation, wie zum Beispiel für Seehunde, gibt, stößt bei Christian Erdmann auf Unverständnis: "Warum wird da so ein Unterschied gemacht zwischen Seehunden und Fischottern. Wir wollen doch, dass der Bestand bleibt bei uns in Schleswig-Holstein bleibt. In Niedersachsen, das ist ja nicht so weit entfernt, gibt es Projekte seit 30 Jahren. Dort werden Auffangstationen für Artenschutztiere vom Land mitfinanziert. Das kann man ja in Schleswig-Holstein auch."