Air Defender-Übung ab Montag: Auswirkungen auf Flughäfen Sylt und Kiel
Im Luftraum über Deutschland wird es ab Montag (12.6.) eng. Welche Auswirkungen das Großmanöver "Air Defender 23" auf den zivilen Flugverkehr in Schleswig-Holstein haben wird, ist noch unklar.
Das größte Luftwaffen-Manöver seit Gründung der NATO beginnt am Montag. Beteiligt sind insgesamt 25 Staaten mit 250 Flugzeugen und fast 10.000 Soldaten. Im Rahmen der Übung sind 2.000 Flüge vorgesehen - was sich teilweise massiv auf den zivilen Flugverkehr auswirken könnte. Konkret geht es in Schleswig-Holstein um die Zeit zwischen 16 und 20 Uhr abends. Abgesehen von den Militärfliegern darf dann niemand in den Übungskorridoren am Himmel unterwegs sein. Während die Luftwaffe von geringen Konsequenzen ausgeht, rechnet die die Fluglotsengewerkschaft Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) mit massiven Auswirkungen auf die zivile Luftfahrt.
Flughäfen in Hamburg, Sylt und Kiel sind betroffen
Der Hamburger Flughafen geht zwar von Beeinträchtigungen des Luftverkehrs aus, kann auf Nachfrage von NDR Schleswig-Holstein jedoch nicht abschätzen, wie massiv diese ausfallen werden. Hier hängt viel davon ab, ob die zuständige Wirtschaftsbehörde in Hamburg das Nachtflugverbot lockern wird - das könnte die Situation entzerren. Sollte das Verbot in der Tat gelockert werden, würde es vor allem in Südholstein auch nachts Fluglärm geben.
Verhältnismäßig groß sind die zu erwartenden Auswirkungen auf Sylt. Der Flughafen liegt unmittelbar im Übungskorridor, was bedeutet, dass zwischen 16 und 20 Uhr Flugzeuge weder landen noch starten dürfen. Daher arbeitet das Flughafen-Team zurzeit intensiv dran, vorgesehene Flüge zu verlegen. Derweil kritisiert Flughafenchef Peter Douven die Bundesregierung: "Es passt nicht zusammen, von Flughäfen einerseits Wirtschaftlichkeit abzuverlangen und andererseits in der knappen Saisonzeit wichtige Verkehrszeiten für Linienflüge komplett und kompensationslos wegzunehmen."
Auch am Flughafen in Kiel kommt der gesamte Flugverkehr wegen der NATO-Übung zum Erliegen. Lediglich Ambulanzflüge dürfen starten und landen. In Lübeck sieht es dagegen besser aus: Der Flughafen liegt nicht im Sperrkorridor und kann die Zone daher umfliegen.
Da Hubschrauber unterhalb der Sperrzone verkehren, sind Rettungseinsätze nicht von dem Manöver betroffen. Gleiches gilt aller Voraussicht nach auch für Heißluftballons, die traditionell während der Kieler Woche aufsteigen.
Air Defender ist keine NATO-Übung
Die Planungen für die multinationale Übung laufen bereits seit 2018. Beteiligt sind fast alle NATO-Mitgliedsländer. Bei der Übung geht es um nichts Geringeres als den Kern der Bündnisverteidigung: Nach Artikel 5 des NATO-Vertrages wird ein Angriff auf einen Verbündeten als Angriff auf alle Bündnispartner betrachtet. Damit die Zusammenarbeit vieler Länder im Ernstfall funktioniert, soll das jetzt erstmals in so großem Umfang mit so vielen beteiligten Ländern geübt werden. Seitens der Bundeswehr wird immer wieder betont, "dass es eine von Deutschland initiierte und geführte Übung ist und keine der NATO". Die Befehle kommen also aus dem Hauptquartier der Luftwaffe. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg wird die Übung dementsprechend nur als Gast besuchen.