Pflanzen für den Wald der Zukunft - 90.000 Bäume für das Emsland
Die Pflanzsaison für neue Bäume in den von Trockenheit und Käfern ausgedünnten Wäldern geht in diesen Tagen zu Ende. Allein im Emsland haben die Niedersächsischen Landesforsten rund 90.000 Bäume gepflanzt.
Förster Björn Staggenborg misst mit einem Zollstock genau nach, ob die jungen Bäume genug Abstand voneinander haben. Eben ist hier ein Trecker mit einer Pflanzmaschine als Anhänger lang gefahren. Eine Frau und ein Mann sitzen darauf, stecken die kleinen Bäume in die Erde. Die Maschine öffnet und schließt das Pflanzloch. Auf rund 2,7 Hektar entsteht hier in Emsbüren ein neuer Wald. Staggenborg hat ihn ganz genau geplant. 400 Hainbuchen, 4.000 heimische Traubeneichen, außerdem Salweide und Feldahorn für einen breiten Waldrand. Insgesamt sind es knapp 14.000 Bäume und Sträucher.
Pflanzzeit durch Trockenheit früher vorbei

Die Sträucher werden schon langsam grün. "Es wird Zeit, dass wir die in den Boden kriegen", sagt Staggenborg. Die Pflanzzeit ist dieses Jahr etwas früher vorbei, weil es so wenig geregnet hat in den vergangenen Wochen. Der Waldrand ist für den Wald der Zukunft besonders wichtig. "Er ist der Puffer vom Außenbereich der freien Landschaft Richtung Wald", sagt der Förster. Der Wald sei mit einem Waldrand stabiler, nicht so anfällig für Wind. Außerdem sind die heimischen blühenden Sträucher Nahrung für Insekten.
Förster: Vielfalt ist die einzige Chance für den Wald
Um den Wald fit für die Zukunft und somit für den Klimawandel zu machen, setzen die Forstleute vor allem auf Vielfalt. Sie sei der Garant dafür, dass von allen Baumarten mindestens eine, besser noch mehrere, auch in 100 Jahren noch leben, sagt der Förster. Das Emsland und auch andere Landesteile sind bisher hauptsächlich von Nadelwäldern geprägt. Die vergangenen trockenen Jahre haben gezeigt, dass es nicht funktioniert auf eine oder nur wenige Baumarten zu setzen. Vor allem die Fichten sind durch den Borkenkäfer massenhaft abgestorben. Ganze Wälder sind verschwunden. Auch im Forstamt Ankum, das sich über das Emsland und das Osnabrücker Land erstreckt, sind 15 bis 20 Prozent der Fichten und Lärchen durch Sturm und Borkenkäfer in den vergangenen Jahren abgestorben.
Waldumbau nach strengen Regeln
Die kahlen Stellen im Wald werden wieder bepflanzt. Und zwar meist mit Laubbäumen. Roteiche, Hainbuche oder Spitzahorn zum Beispiel - je nach Standort. Das Ziel auch hier: ein Mischwald, von dem sich die Landesforsten erhoffen, dass er resilient in Zeiten des Klimawandels ist, sagt Wibeke Schmidt von den Niedersächsischen Landesforsten. Die Förster halten sich beim Pflanzen an die sogenannte langfristige, ökologische Waldentwicklung, kurz LÖWE. Die Richtlinie regelt unter anderem die Waldrandgestaltung und den Schutz von Teilen des Waldes - der Waldumbau soll dem Klimawandel gerecht werden.
Roggen schützt den Boden
Die Fläche in Emsbüren, auf der der neue Wald entsteht, ist staubtrocken. Während die Pflanzmaschine ihre Bahnen zieht, wehen helle Wolken aus Staub über den Boden. Förster Staggenborg hat ihn vor der Pflanzaktion aufwendig bearbeitet. Er hat ihn nicht nur aufgelockert, damit die jungen Bäume unter anderem besser anwachsen, er hat auch Roggen gesät. Dieser soll den Boden vor Wind und somit vor dem Austrocknen schützen, sodass die Bäume in den ersten Jahren genug Wasser haben. Durch seine Vorbereitungen geht Staggenborg davon aus, dass die Bäume gut anwachsen werden - trotz der aktuellen Trockenheit. In etwa 50 Jahren soll dann dort ein richtiger Wald stehen. Mit einem blühenden insektenfreundlichen Waldrand und rund 20 Meter hohen Bäumen in der Mitte.
