Nach Protesten: Bundesweite Studie fragt Lage von Landwirten ab
Mit Treckerblockaden und Lichterfahrten haben Anfang des Jahres viele Landwirte in Norddeutschland gegen die Politik protestiert. Jetzt forscht die Universität Osnabrück bundesweit zu den Gründen.
Sozialwissenschaftler Professor Hajo Holst von der Universität Osnabrück ist im Januar selbst an den versammelten Landwirten mit ihren vielen Traktoren vorbei gekommen. Schon da war in ihm die Neugierde geweckt und er dachte sich: "Dieser Protest muss unabhängig erforscht werden, wir brauchen dazu schnell authentische Antworten". Gemeinsam mit seinem Kollegen, dem Wirtschaftsgeographen Professor Martin Franz, zögerte er nicht lang. Statt erst langwierig Anträge für Fördergelder zu schreiben, legten sie schnell los mit dem Projekt "Landwirtschaft in der Krise?".
Wie denken Landwirte über Politiker, Umweltschützer und den Klimawandel?
Sie wollen herausfinden, wie es Landwirtinnen und Landwirten geht - aber auch deren Familien und Angestellten. Auch Menschen aus den Bereichen Garten- und Landschaftsbau sowie Forstwirtschaft sind gefragt. Wie zufrieden sind Sie mit der Agrarpolitik, fühlen Sie sich gut informiert, wie geht es dem Betrieb finanziell, haben Sie Angst vor der Zukunft, leiden Sie unter Extremwetter und wie denken Sie über Umweltschützer? Das sind ein paar Beispiele aus dem Fragebogen. Über die Motive und Hintergründe der Bauernproteste werde viel spekuliert, sagt Holst. Zusammen mit seinem Kollegen Martin Franz will er mit der Studie nun Fakten liefern und zum Verständnis beitragen.
Fragebogen bis 2. Mai online
Zunächst haben die beiden Wissenschaftler Interviews mit Landwirten geführt. Davon sind auch noch mehr geplant. Eine große Gruppe Landwirte wollen sie mit einem Fragebogen im Internet ansprechen. Es dauert laut Holst rund 15 Minuten, diesen Fragebogen zu beantworten. Am Ende gebe es auch ein offenes Feld, dort kann man Dinge ergänzen, die nicht abgefragt wurden. Der Fragebogen ist bis zum 2. Mai online. Erst danach können Hajo Holst und Martin Franz mit der Auswertung beginnen.
Landvolk Osnabrück lobt die Studie
Dirk Westrup, Vorsitzender im Hauptverband des Landvolks Osnabrück, findet es sehr gut, dass dieses Thema jetzt wissenschaftlich beleuchtet wird. Er hat das Interview und den Fragebogen mitgemacht und sagt, dass die Fragen schnell und gut zu beantworten seien. Milchbauer Westrup lobt besonders, dass die Forscher dem Thema neutral und offen begegneten. So biete die Studie die Chance, das Image der Landwirte wieder gerade zu rücken und mit mehr Fakten zu untermauern. Denn zuletzt seien die Landwirte öffentlich sehr dem rechten Rand zugeordnet worden. Westrup hält das für unbegründet. Er fände es auch gut, wenn es nicht bei dieser einen Studie bliebe. Vielmehr sollte die Stimmung in der Landwirtschaft auf Dauer wissenschaftlich unter die Lupe genommen werden.