Für mehr Sichtbarkeit: Erster Queer-Beirat im Land nimmt Arbeit auf
Der erste Queer-Beirat in ganz Niedersachsen hat in Osnabrück die Arbeit aufgenommen. Die Mitglieder setzen sich gegen Hass, Gewalt und Intoleranz gegenüber der LGBTIQ+-Community ein.
Mehr Sichtbarkeit für queere Menschen in der Stadt: Das ist das Ziel des gerade an den Start gegangenen Queer-Beirats in Osnabrück. Er soll funktionieren wie ein Seniorenbeirat oder der Beirat für Kinderinteressen. Die 16 Mitglieder des überparteilichen Gremiums wollen Teil von Ausschüssen werden und die Stadt rund um die Themen Akzeptanz, Toleranz und Diversität beraten.
Volles Engagement für mehr Toleranz
Eins dieser Mitglieder ist Ann-Cathrin Röttger. Sie ist 45 Jahre alt und arbeitet bei der katholischen Kirche. Aus Angst um ihren Job hat sie ihre sexuelle Orientierung lange verheimlicht. Erst vor kurzem hat sie sich öffentlich geoutet - mit Unterstützung einer gemeinnützigen Initiative. Dabei hat sie viel Unterstützung durch das Engagement von Bürgerinnen und Bürgern erfahren, die sie gern zurückgeben möchte. "Ich habe erfahren, was bürgerschaftliches Engagement bewegen kann, und möchte diese gute Erfahrung weitertragen."
Übergriffe auf queere Community häufen sich
Für Ann-Cathrin Röttger ist dieses Engagement gerade jetzt wichtig. Die gesellschaftliche Stimmung gegenüber der queeren Community habe sich verändert, sagt sie. Homophobe Vorfälle - wie zuletzt in Burgdorf bei Hannover - würden sich häufen. Auch in Osnabrück sei die queere Community ihrer Einschätzung nach nicht mehr so sicher, wie sie es vor fünf Jahren noch war.
Sicherheit und Sichtbarkeit für die Queere Community
Auch deshalb will sie die Zusammenarbeit von verschiedenen Vereinen stärken, die sich vor Ort für die Akzeptanz und die Sicherheit von queeren Menschen einsetzen. Erstes Projekt für den Queer-Beirat wird die Planung und Umsetzung einer queeren Beratungsstelle. Im nächsten Jahr wollen sich die Mitglieder um die Organisation verschiedener Aktionstage, wie zum Beispiel den "Christopher Street Day" oder den "Coming Out Day", kümmern. Nach Wunsch des Gremiums soll zeitnah ein Queeres Zentrum in Osnabrück entstehen.
Beirat kann Empfehlungen zu Entscheidungen abgeben
Im vergangenen Jahr hatte sich die Stadt Osnabrück für den Queer-Beirat ausgesprochen. Es sei eine Vielzahl an Bewerbungen eingegangen. Daraus seien die 16 Mitglieder ausgewählt worden, die nun die Stadt beraten. Sie können bei bestimmten Entscheidungen Empfehlungen abgeben oder auch um ihre Einschätzungen in Sachen Städteplanung, Schulen oder Kulturveranstaltungen befragt werden, wie Heba Najdi vom Antidiskriminierungsbüro der Stadt Osnabrück erklärt. "Die Kommunalpolitik kann auf die Expertise des Queer-Beirats zurückgreifen, aber auch der Queer-Beirat kann Empfehlungen zu bestimmten Entscheidungen aussprechen", sagt Najdi.