Brennelementefabrik: Sind russische Ingenieure schon in Lingen?
Noch ist nicht genehmigt, dass in Lingen (Landkreis Emsland) Brennelemente nach russischer Bauart hergestellt werden dürfen. Mitarbeiter russischer Atomkonzerne sind aber offenbar schon vor Ort.
Das zumindest legen Informationen des niedersächsischen Umweltministeriums nahe. Das Ministerium sei von der Brennelementefabrik über vorbereitende Maßnahmen informiert worden, die in einer Halle außerhalb des Werksgeländes stattfinden, hieß es am Donnerstag auf Anfrage des NDR Niedersachsen. Dabei handelt es sich den Angaben zufolge wohl um Schulungen der Beschäftigten durch russische Spezialisten.
Russische Mitarbeiter in Hotels und im Werk?
Atomkraftgegner berichten zudem von Hinweisen aus der Bevölkerung, nach denen sich in Lingener Hotels verstärkt russisch sprechende Gäste aufhalten. Diese besuchten auch die Brennelementefabrik, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung der Initiativen "Bündnis AgiEL - Atomkraftgegner*innen im Emsland", ".ausgestrahlt", "Ecodefense!" und "Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen". Zudem stünden auf dem Gelände der Fabrik seit Mitte April drei Container, die offenbar aus Russland angeliefert wurden. Die Atomkraftgegner vermuten, dass diese Anlagenteile, Maschinen oder Komponenten von Rosatom für die Erweiterung der Brennelementefabrik beinhalten. Die Atomkraftgegner fordern Aufklärung.
Ministerium sieht keine Handhabe
In der Lingener Fabrik, die zu dem französischen Konzern Framatome gehört, sollen Brennelemente nach russischer Bauart für europäische Atomkraftwerke produziert werden. Dafür müsste die Fabrik mit der russischen Atombehörde Rosatom kooperieren. Framatome teilte dem NDR Niedersachsen am Donnerstag mit, in der Halle würden Maschinen getestet, die später für die Produktion benötigt werden. Bislang hat das niedersächsische Umweltministerium die Produktion jedoch noch nicht genehmigt. Kritiker befürchten unter anderem Sabotage und Spionage in der Lingener Brennelemente-Fabrik. Das Umweltministerium sieht die Schulungen in Lingen nach eigenen Angaben kritisch. Als Atomaufsicht habe man jedoch keine Handhabe, wenn die Schulungen außerhalb des Betriebsgeländes stattfänden, teilte das Ministerium am Donnerstag mit.