Wilhelmshaven: Wasserstoff-Fabrik statt Vogelschutzgebiet?

Stand: 20.09.2023 20:04 Uhr

Muss ein EU-Vogelschutzgebiet für einen Wasserstoff-Energiepark weichen? Der Rat der Stadt Wilhelmshaven hat am Mittwochabend mehrheitlich für die notwendigen Änderungen im Flächennutzungsplan gestimmt.

Dieser Entwurfsbeschluss muss nun für sechs Wochen der Öffentlichkeit ausgelegt werden. Dann können auch Einwände erhoben werden. Das Vogelschutzgebiet war in den vergangenen Jahren entstanden. Es umfasst eine Fläche von 250 Hektar nördlich des JadeWeserPorts. Eine Mehrheit des Rates der Stadt Wilhelmshaven beschloss mit Stimmen von SPD, CDU, FDP und weiteren nun die Änderungen im Flächennutzungsplan und stimmte für das Bauvorhaben der Firma TES. Das Unternehmen will auf der Fläche des Voslapper Groden Anlagen zum Import und der Verarbeitung von grünem Wasserstoff bauen. Zehn Ratsmitglieder, unter anderem von den Grünen und der Partei, stimmten dagegen.

Karte: Das Vogelschutzgebiet Voslapper Groden-Nord in Wilhelmshaven

Ausschüsse stimmen zu, Umweltverbände sind dagegen

Die Anlage ist nach Angaben der Firma TES eines der Kernprojekte zur Energiewende in Deutschland. Der Wasserstoff beziehungsweise die Wasserstoffverbindungen sollen mit Schiffen importiert werden. Zuvor hatten sich bereits der Ausschuss für Planen und Bauen sowie der Umweltausschuss in einer gemeinsamen Sitzung für eine solche Industrieanlage ausgesprochen. Umweltverbände sind gegen das Vorhaben, weil die von TES angekauften Ausgleichsflächen bei Cuxhaven und Wittmund angeblich kein gleichwertiger Ersatz für das EU-Vogelschutzgebiet seien.

LNG-Terminal kann Wasserstoff und Flüssigerdgas transportieren

Das zweite LNG-Terminal in Wilhelmshaven ist ein wichtiger Teil des Energieparks, hat aber nichts mit der Rats-Entscheidung zu tun. Das Terminal soll für den Übergangszeitraum bis zur Fertigstellung der Wasserstoff-Fabrik die Energiewende mit Flüssigerdgas voranbringen. Steht die Wasserstoff-Fabrik, wird der Import auf Wasserstoffverbindungen umgestellt. Die Anlagen wandeln diese dann in grünen Wasserstoff um. Das LNG-Terminal ist in der Lage, sowohl Flüssigerdgas als auch Wasserstoffverbindungen zu transportieren.

Was ist "grüner Wasserstoff"?

Wasserstoff ist keine Energiequelle wie Erdöl, Wind oder Sonnenenergie, sondern ein Energiespeicher. Von Natur aus kommt Wasserstoff nur in gebundener Form vor, etwa in Wasser oder Erdgas. Um das farblose chemische Element aus dieser Bindung abzuspalten, ist Energie notwendig. Dabei wird Wasser (H2O) in Wasserstoff (H2) und Sauerstoff (O2) aufgespalten. Für umweltfreundlichen "grünen Wasserstoff" werden Erneuerbare Energien wie Solar- oder Wind-Energie verwendet, um Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff aufzuspalten (Elektrolyse).

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Hallo Niedersachsen | 20.09.2023 | 19:30 Uhr

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