Wilhelmshaven: Baubeginn von Stromleitung nach Großbritannien
Ein neues Seekabel soll ab 2028 das deutsche und das britische Energienetz verbinden. Es verläuft von Wilhelmshaven durch die Nordsee und ist mehr als 700 Kilometer lang. Am Dienstag war Baubeginn.
"Der Bau dieser Stromverbindung ist einer von vielen Bausteinen der Dekarbonisierung, verbunden mit weiterhin höchster - auch grenzüberschreitender - Versorgungssicherheit", sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Wenn Deutschland zu viel Strom aus Windkraft produziert, kann er über das Unterseekabel nach England verkauft werden - und umgekehrt. "Das klimaneutrale Stromsystem braucht Flexibilität. Deshalb bauen wir nicht nur die Stromnetze in Deutschland aus, sondern sorgen auch für Stromtrassen zu unseren Nachbarn." Die enge deutsch-britische Zusammenarbeit auf diesem Gebiet sei "ein gutes Vorzeichen für weitere Kooperationsprojekte".
725 Kilometer Stromkabel
Nahe dem geplanten deutschen Anlandepunkt vollzog Habeck zusammen mit dem britischen Staatsminister für Handelspolitik, Gregory Hands, Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) und der Vorsitzenden der Projektgesellschaft Neuconnect, Julia Prescot, am Dienstag symbolisch einen ersten Spatenstich. 725 Kilometer lang wird das Unterwasser-Stromkabel sein, das Wilhelmshaven durch die Nordsee mit dem britischen Stromnetz auf der Isle of Grain in der englischen Grafschaft Kent verbindet. "Je vernetzter Europa ist, je größer das Netzwerk ist, umso effizienter kann das System gefahren und gesteuert werden und das große Ziel der Dekarbonisierung, also einer klimaneutralen Stromversorgung, umgesetzt werden", sagte Habeck.
Bislang 54 Stromkabel ins Ausland
Nach Angaben der Bundesnetzagentur führen bislang 54 Stromleitungen von Deutschland in alle neun Nachbarländer sowie nach Schweden und Norwegen. Vier davon sind Seekabel. 16 weitere dieser sogenannten Interkonnektoren befinden sich in der Planung, darunter die Leitung nach England mit dem Namen Neuconnect. Die Kosten dieses Projekts von knapp drei Milliarden Euro übernimmt ein Investoren-Konsortium.
Überschüssigen Windstrom nach England verkaufen
Windenergie, die auf See und an den norddeutschen Küsten entsteht, kann bisher wegen fehlender Kapazität in den Stromnetzen oft nicht Richtung Süden geleitet werden. Im vergangenen Jahr hatten die Windkraftanlagen in der Nordsee laut Netzbetreiber Tennet wegen solcher Engpässe neun Prozent weniger Strom geliefert als 2022. Neuconnect soll hier helfen und unter anderem überschüssigen Windstrom auf die Insel leiten, sagte der stellvertretende Geschäftsführer von Neuconnect Deutschland, Torsten Garmatz, der Deutschen Presse-Agentur.
Hoffnung: Durch Stromhandel die Preise für Verbraucher senken
Laut Bundesnetzagentur kann die deutsch-englische Leitung die Energiesicherheit verbessern und den Wettbewerb ankurbeln - dies könne die Strompreise für Verbraucherinnen und Verbraucher senken. "Strom wird im europäischen Verbund dort erzeugt, wo dies am günstigsten möglich ist", hieß es. Die Länder könnten so wechselseitig von den jeweils günstigsten Produktionsbedingungen profitieren.