Soja-Anbau in Niedersachsen: Eine Alternative für Landwirte?

Stand: 25.09.2023 15:23 Uhr

Frederik Clasen baut im Landkreis Verden schon im zweiten Jahr Soja an. Die Ernte liefert er an einen Lebensmittelhersteller aus Niedersachsen. Eine Zusammenarbeit, die Schule machen könnte.

von Helmut Eickhoff

Ein Feld in Blender: Auf der drei Hektar großen Fläche wächst Clasens Soja. Der 27-jährige Landwirt schreitet durch die etwa kniehohen Pflanzen, die meisten Blätter sind braun. Mit einem Messgerät prüft er den Feuchtigkeitsgehalt der Bohnen. "Knapp über zehn Prozent. Das heißt, es kann losgehen." Das Sojafeld kann also geerntet werden. Frederik Clasen betreibt den Hof zusammen mit seinem Vater. Sie züchten Pferde, mästen Schweine und betreiben Ackerbau. Im Jahr 2022 wagte Frederik Clasen einen ersten Versuch mit der Sojabohne. Die Vermarktung sei nicht ganz einfach gewesen, sagt er. "Ich habe die Sojabohnen über das Internet verkauft und in Zehn-Kilo-Beuteln deutschlandweit verschickt."

Soja wird zu Wurst-Ersatz

Landwirt Frederik Clasen steht auf einem Sojafeld und hat Pflanzen in den Händen © NDR
Landwirt Frederik Clasen baut bereits im zweiten Jahr Soja im Landkreis Verden an.

In diesem Jahr kann Frederik Clasen auf das Verschicken per Post verzichten. Er hat sich mit mehreren Landwirten zusammengetan und einen Vertrag mit der Rügenwalder Mühle geschlossen. Das Unternehmen aus Bad Zwischenahn (Landkreis Ammerland) hat lange Zeit vor allem Fleisch verarbeitet und Wurst hergestellt. Mittlerweile generiert sich ein großer Teil des Umsatzes aus vegetarischen und veganen Fleischersatzprodukten. Die Rohstoffe dafür sollen möglichst regional sein. "2022 kamen 30 Prozent unseres Sojas aus Deutschland", sagte Unternehmenssprecherin Claudia Hauschild. "Der größte Teil wird in Bayern angebaut, da die Anbaubedingungen dort noch besser sind und viele Landwirte bereits Erfahrungen im Soja-Anbau haben." In diesem Jahr bauen nun erstmals auch Landwirte aus Niedersachsen Soja für die Rügenwalder Mühle an.

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Klimawandel macht Soja zur echten Alternative

Der Anbau der Sojabohne spielt in Niedersachsen noch eine kleine Rolle. Auf gerade einmal 0,1 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche wachsen Sojapflanzen. Die Anbaufläche hat sich jedoch in den vergangenen zwei Jahren fast verdoppelt. Das niedersächsische Agrarministerium rechnet damit, dass das erst der Anfang einer Entwicklung ist. Im Rahmen zu erwartender klimatischer Veränderungen gehe man davon aus, dass der Sojapflanzen-Anbau auch in Niedersachsen an Bedeutung gewinnen werde, sagte eine Sprecherin. "Landwirtschaftliche Betriebe können so neue Märkte erschließen, ihre Fruchtfolgen erweitern und sich damit auch resilienter gegenüber den Klimaveränderungen aufstellen."

Sojapflanze attraktiv für Landwirtschaft

Knöllchenbakterien an einer Sojapflanze © NDR
Die Sojapflanze kann Luftstickstoff binden.

Bei der Sojabohne handelt es sich zudem um eine Leguminose. Diese - auch Hülsenfrüchtler genannten - Pflanzen sind sehr eiweißreich und haben eine Eigenschaft, die sie attraktiv für die Landwirtschaft macht: "Die Sojabohne kann Luftstickstoff sammeln und braucht daher keine zusätzliche Düngung", sagt Markus Mücke, Experte für Soja-Anbau bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Im Ökolandbau brauche es Leguminosen wie die Sojabohne, um Stickstoff in den Boden zu bekommen. 

Kaum Schädlinge, dafür anspruchsvolle Erntearbeit

Auch konventionelle Landwirte wie Frederik Clasen profitieren davon, dass Sojabohnen Stickstoff sammeln. "Ich spare dadurch Düngekosten", sagt er. Die Pflanze hat auch noch einen anderen Vorteil: Sie hat kaum mit Schädlingen und Pilzkrankheiten zu kämpfen. "Lediglich nach dem Keimen und Auflaufen der Pflanzen sind am Anfang Tauben, Kaninchen und Hasen ein Problem", erklärt Clasen. Ansonsten sei die Ernte anspruchsvoller als bei manch anderer Ackerfrucht. "Die Sojabohne ist die Diva der Leguminosen. Sie muss mit Samthandschuhen angefasst werden", sagt der Landwirt.

Clasen erwartet super Sojabohnen-Jahr

Mit der Ernte im vergangenen Jahr war Frederik Clasen nicht so zufrieden. In diesem Jahr sieht das anders aus. Ein warmer Mai hat die Pflanzen im jungen Stadium gut wachsen lassen. "Ein optimales Jahr", sagt er. "Der regnerische Sommer war für die Sojabohne super. Genauso wie die warmen Temperaturen Ende August." Für das nächste Jahr gebe es noch keinen neuen Vertrag mit der Rügenwalder Mühle, sagt Frederik Clasen. Er will aber auf jeden Fall mit dem Soja-Anbau weitermachen.

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Dieses Thema im Programm:

Hallo Niedersachsen | 25.09.2023 | 19:30 Uhr

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