Cannabis-Anbau im Schweinestall als Chance für Landwirte?
Niedersachsens Agrarministerin Staudte (Grüne) sieht in der geplanten Cannabis-Freigabe Chancen für die Landwirtschaft. Ihr Ansatz: Schweineställe könnten künftig für den Cannabis-Anbau genutzt werden.
Aus Sicht von Miriam Staudte biete das Vorteile für beide Seiten. Die Corona-Pandemie und die Afrikanische Schweinepest haben die Schweinehalter in Niedersachsen in eine tiefe Krise gestürzt. Viele Betriebe haben aufgegeben - etliche Schweineställe stehen leer. Staudte schlägt vor, dass sogenannte Cannabis Social Clubs diese künftig für den legalen Anbau nutzen könnten. "Das kann eine Möglichkeit für Betriebe sein, Liegenschaften zu verpachten", sagt die Ministerin.
Cannabis im Schweinestall auch als regionales Modellprojekt?
Hintergrund sind Pläne der Bundesregierung: Ein Gesetzentwurf sieht vor, dass "nicht-gewinnorientierte" Vereine mit maximal 500 Mitgliedern, gemeinschaftlich Cannabis zu Genusszwecken anbauen und an Mitglieder über 18 Jahre für den Eigenkonsum abgeben dürfen. Darüber hinaus plant die Bundesregierung auch, in regionalen Modellprojekten die kommerzielle Abgabe zu testen. Auch in diesem Rahmen könnten Ställe nachgenutzt werden, findet Staudte.
Schweineställe: Cannabis-Anbau darin gut zu kontrollieren
Cannabis im Schweinestall - für Niedersachsens Landwirtschaftsministerin kann das gut funktionieren. Staudte ist der Meinung, dass der Indoor-Anbau im Stall Sicherheitsvorteile biete. Zudem lassen sich nach ihrer Ansicht die Qualitätsstandards im Stall einfacher staatlich kontrollieren. Staudte will nun abwarten, wie das Gesetz der Bundesregierung aussehen wird. Ihr Blick in die Zukunft ist aber zuversichtlich: "Ich kann mir vorstellen, dass der Anbau von Cannabis immer mehr kontrolliert ausgeweitet wird."
Interessengemeinschaft der Schweinehalter: Keine echte Option
"Das ist ein nett gemeinter Vorschlag, aber keine echte Option", sagt Torsten Staack, Geschäftsführer Interessengemeinschaft der Schweinehalter (ISN). Er glaubt nicht, dass viele Betriebe in Erwägung ziehen, Cannabis in leerstehenden Ställen anzubauen. Schweinehalter seien Tierhaltungsexperten, so Staack. Hanfanbau sei ein anderes Gebiet und erfordere ganz andere Vermarktungsstrukturen. "Landwirtschaft ist nicht gleich Landwirtschaft."
Sorge vor Diebstahl durch "ungefragte Erntehelfer"
Ulrich Löhr, Vizepräsident des Landvolks Niedersachsen, sieht im Hanfanbau nur begrenzte Möglichkeiten für Landwirte. "Es wird ein Nischenprodukt sein und auch bleiben." Löhr sieht zudem in den hohen Kosten ein Problem. Ställe müssten mit viel Geld umgebaut werden. Der Diebstahl durch "ungefragte Erntehelfer" ist für ihn zudem ein Unsicherheitsfaktor.
CDU sieht "Verhohnepipelung" der Landwirte
Kritik kommt von der Opposition im Landtag. CDU-Landwirtschaftsexperte Marco Mohrmann sieht im Cannabis-Anbau kaum Potenzial für Niedersachsens Landwirte. In Not geratenen Schweinehaltern den Cannabis-Anbau als Alternative nahezulegen, sei eine "Verhohnepipelung" der Landwirte. Mohrmann sieht zudem das Problem des hohen Energieverbrauchs. "Cannabis-Anbau ist ein Klima-Killer", so Mohrmann.