Gifhorn statt Spanien - Im Norden beginnt die Wassermelonen-Ernte
Wassermelonen aus Niedersachsen? Im Landkreis Gifhorn beginnt bei Landwirt Paul Schofer zum ersten Mal die Ernte. Er will den Anbau der Frucht als zukunftsträchtige, alternative Einnahmequelle testen.
Paul Schofer geht vorsichtig und barfuß durch die Reihen seiner breit rankenden Wassermelonenpflanzen. Er ist Landwirt und einer der Geschäftsführer des "Eickenhofer Spargelreichs" im Landkreis Gifhorn. Neben Spargel, Erdbeeren und Himbeeren baut er in diesem Jahr zum ersten Mal auch Wassermelonen an. "Die Kosten bei den kleinen Beerenfrüchten steigen. Ihr Anbau wird sich langfristig für uns nicht mehr lohnen. Deshalb haben wir nach Alternativen geschaut, um uns in Richtung Zukunft zu orientieren", so Schofer.
Inspiration lieferten Kollegen
Auf die Wassermelone brachte ihn ein anderer niedersächsischer Landwirt, der Melonen versuchsweise draußen auf dem Feld angebaut hat. Schofer geht einen Schritt weiter: Seine Pflanzen stehen unter weißen Folienzelten auf einer Fläche so groß wie ein Fußballfeld.
3.600 Wassermelonen will der Landwirt ernten
Erntereife Melonen erkennt der Landwirt nicht nur an ihrer matten Schale. "Der beste Test ist der Klopftest", sagt er und klopft dabei die Wassermelone vor seinen Füßen ab. "Wenn sie hohl klingt, ist sie noch nicht reif. Klingt sie satt, ist sie reif." Das Exemplar vor ihm ist knapp vier Kilogramm schwer, reif und eine von 3.600 Wassermelonen, die er bis Ende August ernten will.
Verkauf in Supermärkten der Region
Verkauft werden sie in ausgewählten Supermärkten in der Umgebung. Ein Kilo soll mit rund drei Euro nicht viel teurer sein als das der importierten Melonen aus Südeuropa, sagt Schofer. Erste Geschmackstests haben den Landwirt positiv gestimmt. Trotzdem ist er angespannt. Schließlich könne er nicht unter die Schale jeder seiner Wassermelonen schauen, bevor sie verkauft werden.
"Wassermelone scheint effizient mit Wasser umzugehen"
Sechs bis acht Wochen dauert es von der befruchteten Blüte bis zur reifen Wassermelone. Dabei wird sie über Schläuche eines Tröpfchensystems mit Wasser versorgt. "Die Pflanze braucht gar nicht mehr Wasser als andere. Die Wassermelone scheint effizient mit dem Wasser umzugehen, was man ihr gibt. Da sind wir positiv überrascht", so Schofer. Ähnlich genügsam sei sie bei den Nährstoffen in der Erde.
In Niedersachsen ein Nischenprodukt
Erfahrungswerte zum Anbau von Wassermelonen gibt es bisher kaum. Landwirte machen erst jetzt die ersten Erfahrungen, welche Anbaumethoden funktionieren. Hans-Christoph Behr von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft schätzt die Anbaufläche von Melonen in Deutschland derzeit auf unter 50 Hektar. "Die Wassermelone ist bislang nur eine Nische", so auch Karl-Friedrich Meyer vom Landvolk Niedersachsen. Dennoch hält er es für sinnvoll, wenn sich Landwirte im Zuge klimatischer Veränderungen künftig breiter aufzustellen.