Nasser Sommer schlägt sich auf Ernte in Niedersachsen nieder
Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen hat für das Jahr 2023 eine durchwachsene Erntebilanz gezogen. Hauptgrund: das Wetter - erst war es zu trocken, dann zu nass.
"Nach ersten Schätzungen fällt die Getreideernte mit gut 5,2 Millionen Tonnen um knapp zehn Prozent kleiner aus als im Vorjahr - extreme Trockenheit im Mai und Juni sowie starke Niederschläge im Juli und August haben ihre Spuren hinterlassen", sagte Kammerpräsident Gerhard Schwetje am Mittwoch. Die Erträge pro Hektar sanken von 75,9 (2022) auf 70,1 Dezitonnen. Mit jedem Regentag habe die Backqualität von Weizen und Roggen abgenommen, sagte Schwetje. "So verwandelte sich Brotgetreide vielerorts in Futtergetreide." Das aber bringe den Landwirten deutlich weniger Geld.
Durchschnittliche Kartoffelernte erwartet
Bei den Kartoffeln habe das nasse Frühjahr die Pflanzung vielerorts bis weit in den Mai verzögert. Nicht alle Betriebe konnten die darauffolgende Trockenheit mit Beregnung ausgleichen, wie es weiter hieß. Ab Juli traten demnach durch die vielen Niederschläge vermehrt Pflanzenkrankheiten wie Krautfäule auf. Für eine Ertragsprognose ist es laut Landwirtschaftskammer noch zu früh - Fachleute rechneten aber mit einer eher durchschnittlichen Ernte.
Ertrag beim Raps schwankt stark je nach Boden
Beim Raps sei die Anbaufläche wegen zuletzt guter Erträge um 17 Prozent vergrößert worden, hieß von der Landwirtschaftskammer. Allerdings pendelte sich die Ernte dieses Jahr auf das Mittel vergangener Jahre ein, wie es hieß. Geschmälert wurde sie demnach durch Nässe und Kälte im Frühjahr, anschließende Trockenheit und Schädlings- und Pilzbefall. Je nach Bodenqualität lieferte ein Hektar zwischen 15 und 50 Dezitonnen Raps.
Hohe Zuckerpreise kommen Bauern zu Gute
Gute Ernten erwartet die Kammer hingegen bei Zuckerrüben. "Die Niederschläge des Sommers und die dadurch verbesserte Verfügbarkeit von Nährstoffen im Boden haben die Zuckerrüben für eine vielversprechende Entwicklung genutzt", so die Kammer. Sehr gute Zuckerpreise auf dem Weltmarkt versprächen zudem auskömmliche Erlöse für hiesige Anbauer. Erste Proberodungen deuteten auf Erträge oberhalb des Fünf-Jahres-Mittels an: etwa 75 Tonnen pro Hektar.
Mais profitiert von Nässe
Ein zweiter Profiteur des nassen Sommers war der Mais. "Nach der durch Kälte und Nässe verzögerten Aussaat hat die vorhandene Bodenfeuchte in der Regel für eine gute Entwicklung der Jungpflanzen ausgereicht", hieß es. Die hohen Temperaturen im Frühjahr förderten demnach die Maisentwicklung. Fachleute in der Kammer rechnen mit einer durchschnittlichen bis leicht überdurchschnittliche Ernte. "Nach der unterdurchschnittlichen Maisernte 2022 dürfte die bevorstehende Ernte die Situation bei der Grundfutterversorgung entspannen", teilte die Kammer mit.
Weniger Ackergras geerntet
Bei der Erzeugung von Grundfutter spiele das Grünland mit seinen rund 700.000 Hektar in Niedersachsen eine bedeutende Rolle. Der kühle Jahresbeginn habe den ersten Anwuchs verzögert. Im ersten Schnitt lagen die Erträge mit 35 bis 43 Dezitonnen Trockenmasse pro Hektar 10 bis 20 Prozent unter der Vorjahresmenge. "Erst die anhaltenden Niederschläge des Sommers ließen die Erträge steigen. Die Nässe beeinträchtigte andererseits die Erntearbeiten", so die Kammer. Sie rechnet mit einer leicht unterdurchschnittlichen Qualität.
6,4 Prozent der Flächen werden biologisch bewirtschaftet
Mit einer Fläche von mehr als 163.000 Hektar wurden in Niedersachsen für 6,4 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche Anträge auf Ökoförderung gestellt. "Obwohl sich der jahrelange Bio-Boom verlangsamt hat und sich zum Beispiel Öko-Dinkel und Öko-Hafer schwieriger vermarkten lassen, hat der Ökolandbau im Vergleich zum Vorjahr an Fläche gewonnen", teilte die Kammer mit.