Wie war er denn so, der Sommer 2023 in Niedersachsen?
"Und wie war dein Sommer so?" Auf diese Frage gibt es viele Antworten, klar: abhängig von persönlichen Vorlieben - aber auch von Region und Branche. Ein Überblick zum meteorologischen Herbstanfang.
Warum nicht beim Schönen anfangen: dem Feiern? Volksfeste gibt es ja zahlreich hierzulande. Und kaum etwas ist so abhängig vom Wetter wie ein Fest unter freiem Himmel mit Schiffschaukel, Schieß- und Schaschlik-Bude. So ist es auch bei einem ganz großen Fest in Niedersachsen, auch wenn es dort nur sehr wenige Fahrgeschäfte gibt: Zum Maschseefest in Hannover sind in diesem Jahr 1,7 Millionen Besucher gekommen - was natürlich eine ganze Menge ist, aber eben eine halbe Million weniger als 2022. Der Hochsommermonat Juli war einfach zu nass, zu kühl. Der Stoppelmarkt in Vechta hingegen zählte mehr als 800.000 Besucherinnen und Besucher. Damit sei sogar das Niveau von vor der Corona-Zeit übertroffen worden.
Urlaub in Niedersachsen: Harz und Heide mit gestiegenen Übernachtungszahlen
Abhängig vom Wetter ist auch die Tourismuswirtschaft - könnte man meinen. Doch in Niedersachsen sind die meisten Urlaubsanbieter weitgehend zufrieden. Selbst die Campingplätze waren gut besucht. "Der Regen in den letzten Wochen hat nicht zu mehr Stornierungen geführt, denn für Camper gibt es kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung", sagte etwa Campingplatz-Betreiberin Lydia Böttcher aus Goslar-Hahnenklee im Harz. Die Zahl der Übernachtungen sei sogar um 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Christin Wohlgemuth vom Harzer Tourismusverband freut sich ebenfalls: "Manche Gemeinden vermelden sogar mehr Übernachtungsgäste als im Rekord-Reisejahr 2019", sagte sie. Freude auch in der Lüneburger Heide, wo Hotels und andere Unterkünfte größtenteils ausgebucht waren. Trüber die Stimmung an der Küste, wo der Regen dann doch Einbußen für den Tourismus mit sich brachte.
Regen? Dann halt Hallenbad statt Freibad
Wer oder was ist noch abhängig von der Großwetterlage im Sommer? Freibäder fallen einem ein. Regnet es, geht niemand schwimmen ohne Dach über dem Kopf. Nun ist aber auch hier die Lage nicht so eindeutig, wie sie scheint. Die Betreiberinnen und Betreiber von Freibädern - in der Regel die Kommunen - sind denn auch recht gelassen. Denn wenn die Menschen wegen des Wetters nicht ins Freibad gehen, gehen sie eben ins Hallenbad, so der Tenor. Und die Frei- und Hallenbäder werden meist vom selben Anbieter betrieben und die Verluste somit ausgeglichen.
Viel Zucker in den Äpfeln aus dem Alten Land
Und dann noch ein Blick in eine Branche, die für Niedersachsen so prägend ist und ebenfalls in ganz besonderem Maße vom und mit dem Wetter lebt: die Landwirtschaft. Auch hier gibt es nicht schwarz oder weiß - sondern abhängig von Region und Spezialisierung Freude hier und Kummer dort. Bei den Apfelbauern im Alten Land überwiegt die Freude: über eine erwartete Ernte von rund 300.000 Tonnen Äpfeln von sehr hoher Qualität. Im Frühjahr ausreichend Sonne für reichlich Zucker in den Früchten, dann genügend Regen für gutes Wachstum, so das Fazit des Landvolks zu Beginn der Erntesaison in Deutschlands größtem zusammenhängenden Obstanbaugebiet.
Schwieriges Jahr für Getreidebauern
Für die Getreidebauern und -bäuerinnen lief die Saison nicht so erfolgreich - bislang jedenfalls. Das Landvolk Niedersachsen befürchtete Mitte August, dass bis zu 90 Prozent des Getreides, das in die Backstuben gehen sollte, aus Qualitätsgründen nur als Futtergetreide in den Trögen der Landwirtschaft endet. Es war einfach zu nass. Nach tagelangem Dauerregen und heftigen Gewittern lag das Getreide vielerorts flach auf dem Boden. Wegen der hohen Luftfeuchtigkeit trocknet es nicht ab, kann somit nicht geerntet werden und verliert täglich an Qualität, hieß es.
Kartoffeln: Erst war's zu nass, dann zu trocken
Auch aus den Reihen der Kartoffelbauern kommen Klagen: Der Sommer war nicht gut. "Das Frühjahr war zu feucht und zu kalt, sodass die Auspflanzung bis Ende Mai/Anfang Juni vier Wochen zu spät in nasse Böden erfolgte", sagte Thorsten Riggert vom Bauernverband Nordostniedersachsen. Als die Pflanzkartoffeln dann im Boden waren, sei sofort die Hitzewelle gekommen. "Bei trockenen Lehmböden ist das dann wie Beton, sodass die Pflanzen schon vor Reihenschluss anfingen zu blühen, wenig ansetzten und somit wahrscheinlich weniger Ertrag bringen werden."
Imker melden gute Honigernte in Niedersachsen
Doch gibt es auch Erfolgsmeldungen von den Feldern zwischen Harz und Küste, Emsland und Heide: Zufrieden waren die Erdbeererzeuger. Eine hohe Nachfrage und stabile Preise hätten die durch das nasse Frühjahr geringere Ernte ausgeglichen. Zufrieden dürften auch jene sein, die Mais anbauen. Hier erwartet das Landvolk zufriedenstellende Erträge - immerhin. Und die Imker meldeten ebenfalls eine gute Frühjahrsernte. Durchschnittlich 21,1 Kilo Honig pro Bienenvolk konnten sie ernten, mehr als drei Kilo über dem langjährigen Schnitt der Jahre 2012 bis 2022.
Viele Regentage bescheren Museen Besucherplus
Freude herrscht auch unter den Waldbesitzern. Von den zwischenzeitlichen niedrigen Temperaturen und dem vielen Regen vor allem im Juli profitierten etwa die Fichten im Harz in ihrem Überlebenskampf gegen den Borkenkäfer. Auch die über fünf Millionen neu angepflanzten Bäume in den niedersächsischen Wäldern konnten ihre Wasserspeicher auffüllen und gestärkt in den Winter gehen. Und eine Institution hat ebenfalls und besonders von eher vielen Regentagen profitiert: das Museum. Mancherorts kamen bis zu 25 Prozent mehr Besucher und Besucherinnen, um sich Kunst und Krempel, Altes und Neues in den Ausstellungen anzuschauen. Freud und Leid also dicht beieinander, so war er, der Sommer 2023 in Niedersachsen.