Freibäder, Eisdielen, Strandbars: Vermiest der Regen das Geschäft?
Wetter in Niedersachsen - das heißt seit Wochen Regen. Was gut ist für die Grundwasserspeicher, ist schlecht für alle, die im Sommer normalerweise ihren größten Umsatz machen. Oder? Es kommt darauf an.
Wie so oft im Leben freut die einen, was die anderen betrübt: Im Fall des bislang eher verregneten Sommers sind die Waldbesitzer zufrieden, und weil das viele Wasser die Trockenheit der vergangenen Jahre ein wenig abmildert. Nicht ganz so eindeutig ist die Lage bei den Landwirtinnen und Landwirten: Getreidebauern befürchten Ernte-Einbußen. Wer hingegen Mais oder Zuckerrüben anbaut, dürfte profitieren. Und wie bewerten Freibäder, Eisdielen, Strandbars den derzeit vergleichsweise sonnenarmen und kühlen Sommer?
Eisdielen in Einkaufszentren laufen gut
Bei der Eisdielen-Kette Giovanni L. mit Standorten in ganz Norddeutschland fällt die Halbzeitbilanz recht positiv aus. Viele Menschen würden wegen des Wetters eher in die überdachten Einkaufszentren gehen, sagt Marketing-Manager Mallhari Deshmukh dem NDR in Niedersachsen auf Anfrage. "Da viele unserer Eiscafés auch dort zu finden sind, können wir über unsere Verkaufszahlen nicht klagen."
"Schlechtes Wetter wird einkalkuliert"
Auch in der Bar Strandleben auf der Fährmannsinsel in Hannover zeigt man sich optimistisch. Die Halbzeitbilanz sei durchaus in Ordnung: "Wir haben weniger Umsatz, wenn es regnet, jedoch sind Regentage und Ausfalltage mit einkalkuliert", teilte die S-Projekt GmbH, die das Strandleben betreibt, dem NDR mit. Es sei "alles noch im grünen Bereich, aber so langsam sollte sich die Augustsonne zeigen und auch im September noch scheinen".
Dachterrasse in Braunschweig setzt auch auf Veranstaltungen
Etwas anders bewertet Nicolas Petrek von der Soldekk-Dachterrasse in Braunschweig die derzeitige Lage: "Der Umsatz ist spürbar schlechter als im letzten Jahr zum vergleichbaren Zeitpunkt, was neben dem deutlich schlechteren Wetter jedoch auch auf deutlich kostengünstiger ausgerichtete Firmenveranstaltungen zurückzuführen ist." Außerdem seien spürbar mehr Menschen wieder im Urlaub als noch im letzten Jahr, zudem fänden wieder mehr Alternativveranstaltungen statt. Verluste mache die Dachterrasse mit ihrer Außengastronomie derzeit zwar noch nicht, doch der Umsatz der vergangenen vier nasskalten Wochen sei bis zu 75 Prozent geringer im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, so Petrek. Ein Ausgleich sei im Winter immerhin die zum Snodekk umgebaute Dachterrasse, auf der dann ein Weihnachtsmarkt stattfinde. Außerdem setze er auf einen weiteren Ausbau des Veranstaltungszweiges als zweites Standbein.
Verluste von Freibädern werden ausgeglichen
Recht gelassen sind die Betreiberinnen und Betreiber von Freibädern - in der Regel die Kommunen. Denn wenn die Menschen wegen des Wetters nicht ins Freibad gingen, gingen sie eben ins Hallenbad, so der Tenor. Und die Frei- und Hallenbäder werden meist vom selben Anbieter betrieben. So können Verluste ausgeglichen werden.
In Osnabrück strömen die Menschen in die Hallenbäder
Die Stadtwerke Osnabrück etwa beobachten derzeit im Moskaubad ein sehr geringes Gästeaufkommen. Als Konsequenz gebe es seit einigen Tagen und befristet verkürzte Öffnungszeiten in dem Freibad, teilt Sprecher Sebastian Philipp mit. "Auf der anderen Seite sind dafür unsere beiden Hallenbäder sehr gut ausgelastet. Der Umsatz wird also aktuell eher in den Hallenbädern erzielt und weniger in unserem Freibad."
Auch in Göttingen ist "alles nicht so schlimm"
In Göttingen ist die Lage ähnlich. "Alle, die nicht ins Freibad gehen, kommen ins Badeparadies Eiswiese", sagt Ricardo Haas von der Göttinger Sport und Freizeit GmbH. Im Juli seien 15.000 Besucher mehr in das überdachte Schwimmbad gekommen als im Vorjahresmonat. Die beiden Freibäder hätten in dieser Zeit zusammen 10.000 weniger Menschen gezählt. Also "alles nicht so schlimm", so Haas.
Wolfsburg geht von steigenden Besucherzahlen aus
Die Stadt Wolfsburg will ebenfalls keinen Pessimismus verbreiten: "Unsere 'Stammschwimmer' bleiben uns auch bei schlechterem Wetter treu, sodass wir immer noch täglich im niedrigen dreistelligen Bereich Besuche je Freibad haben", erklärt Sport-Dezernentin Monika Müller (SPD). Die Stadt geht nach den aktuellen Vorhersagen zudem davon aus, dass sich das Wetter bald auf etwas sonnigerem Niveau stabilisiert und die Besucherzahlen dann wieder etwas höher sind.
Saison in Hannover dürfte durchwachsen ausfallen
Ebenso die Stadt Hannover: "Noch ist der Sommer ja nicht vorbei! Es gibt ja durchaus Hoffnung auf Wetterbesserung", sagt Sprecher Udo Möller. Es gebe "wetterbedingt immer gute und schlechte Saisons, und das schon, solange es Freibäder gibt". Die diesjährige Saison dürfte vermutlich eher "durchwachsen" ausfallen, aber sicher auch nicht so schlecht, wie man im Moment glauben würde, so Möller. Schließlich sei der Sommerbeginn heiß gewesen, was in den vergangenen Tagen durch den vielen Regen vermutlich etwas in Vergessenheit geraten sei.
Leinewelle in Hannover freut sich: "Wir haben jeden Tag eine gute Welle"
Und gänzlich unbeeindruckt zeigt sich Heiko Heybey von der Leinewelle in Hannover. Die Anlage mit einer stehenden Welle für Surferinnen und Surfer beziehungsweise Wellenreiter ist nach jahrelangen Planungen und Bauarbeiten seit April geöffnet - und täglich sehr gut gebucht, sagt Mitinitiator Heybey. Surferinnen und Surfer seien ohnehin auch mal kühlere Temperaturen gewohnt, dafür gebe es ja die Neopren-Anzüge. Der viele Regen sei jedenfalls hilfreich. "Wir haben jeden Tag eine gute Welle."