Protest gegen Wolf: Pferdezüchter lehnt Staatsehrenpreis ab
Ein Pferdezüchter aus Sande (Landkreis Friesland) hat den Niedersächsischen Staatsehrenpreis für Tierzucht aus Protest gegen die Wolfspolitik des Landes abgelehnt. Ein Besuch.
Im Stall von Harm Oncken stehen 30 Mutterstuten mit ihren Fohlen. Den Sommer haben sie draußen auf der Weide verbracht. Mit einem Unterschied zu den Jahren davor: Abends wurden die Oldenburger immer zurück in die Boxen geholt. "Damit die da nicht durch den Wolf verletzt oder gerissen werden", erklärt Oncken. "Wenn mit einem Fohlen etwas ist, das geht mir sehr nahe." Das Risiko, dass die Pferde nachts draußen bleiben, war ihm zu groß. Oncken klopft einer schwarzen Stute den Hals. Das Fohlen streckt neugierig seinen Kopf vor. Der Züchter möchte sich nicht ausmalen, was durch den Wolf passieren könnte. "Weil mir das Risiko zu hoch ist, und ich kann mir das auch finanziell nicht erlauben", sagt Oncken. Ein Fohlen ist bis zu 10.000 Euro wert.
Viel Extra-Aufwand wegen Gefahr durch Wölfe
Seit in der Nähe zwei Wolfsrudel Weidetiere angreifen und auch vor Stallungen nicht Halt machen, ist Oncken alarmiert. "Man hat es ja immer wieder gehört, dass er sich Rinder gegriffen hat, und dass er gesehen wurde." Aber jeden Tag 60 Pferde rein und raus auf die Weide bringen, das bedeutet großen zusätzlichen Aufwand. "Das ist richtig Arbeit", sagt Oncken. Morgens und abends koste das locker jeweils eine halbe Stunde.
Züchter: "Man verliert den Spaß daran"
Ein Aufwand, der nicht sein müsste, wenn es die Wölfe in Küstennähe nicht gäbe. Als Weidetierhalter hat Oncken genug: Als ihm im Oktober der Niedersächsische Staatsehrenpreis für Tierzucht verliehen werden sollte, lehnte er ab. "Da habe ich gesagt: Diese Scheiße - wegen dem Wolf quälen wir uns hier. Man verliert die Lust und den Spaß da daran."
Preis wurde noch nie abgelehnt
Dass der Preis und die damit verbundene Ehrung abgelehnt wurde, sei noch nie vorgekommen, teilte das niedersächsische Landwirtschaftsministerium dem NDR auf Nachfrage mit. Zu diesem Zeitpunkt sei allerdings der jüngste Vorschlag von Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) zum Umgang mit dem Wolf noch nicht bekannt gewesen. Die Ministerin will Problemwölfe jetzt schneller abschießen lassen: Drei Wochen nach dem Riss und im Umkreis von einem Kilometer und auch ohne DNA-Test.
Oncken glaubt nicht an Wirkung von Wolfszäunen
Harm Oncken will überhaupt keine Wölfe in Weidegebieten, aber er macht sich kaum Hoffnung, dass es dazu kommen wird. Wolfssichere Zäune hält er für eine Illusion. Auch das habe sich in der Praxis vielfach gezeigt. "Ich glaube, es langt nicht, der Wolf überwindet das", sagt Oncken. "Es gibt ja schon Leute, die einen wolfssicheren Zaun aufgebaut haben, aber komischerweise schafft der Wolf das immer wieder drüber oder er hat ein Loch, wo er unter durchkommt."