Kritik an Auktion von Offshore-Windpark-Flächen
Erstmals haben Konzerne in Deutschland in einem Bieterverfahren für das Recht bezahlt, Windparks in Nord- und Ostsee bauen zu dürfen. Der Verkauf durch die Bundesnetzagentur brachte 12,6 Milliarden Euro.
Drei der Flächen liegen in der Nordsee, ein Gebiet in der Ostsee. Dort sollen in Zukunft Offshore-Windparks mit einer Gesamtleistung von 7.000 Megawatt entstehen. Zwei der Nordseeflächen gingen an Projektgesellschaften des Energieunternehmens BP, den Zuschlag für die beiden anderen Flächen erhielten Gesellschaften von Total Energies. Unternehmen aus der Windkraft-Branche waren bei der Auktion nicht zum Zuge gekommen. Im "Handelsblatt" äußerten Branchenvertreter in einem am Freitag erschienenen Beitrag die Sorge, dass die Ölkonzerne sich die Flächen zwar für viel Geld gesichert haben, aber am Ende gar nicht bauen könnten.
Energieminister Meyer sieht "Riesenchance"
Niedersachsens Umwelt- und Energieminister Christian Meyer (Grüne) lobte das Auktionsergebnis. "Ein Großteil des künftigen Offshore-Windstroms wird in Niedersachsen anlanden", sagte er am Donnerstag. "Das ist eine Riesenchance für Niedersachsen und für die Energiewirtschaft entlang der gesamten Wertschöpfungskette." Niedersachsen werde zur Drehscheibe von grüner Energie und ganz Deutschland mit günstigem Strom versorgen, sagte Meyer.
Müssen die Auktionskriterien überarbeitet werden?
Kritik kam von der Stiftung Offshore-Windenergie aus Berlin. Die Interessenvertretung warnte in einer Stellungnahme vor einer sich abzeichnenden "Marktkonzentration auf wenige Unternehmen". Die gezahlten Summen von bis zu 3,75 Milliarden Euro pro Fläche seien nicht nur weltweit beispiellos, sondern nicht zufällig von zwei finanzstarken "Giganten aus dem Öl- und Gassektor" geleistet worden. Die Stiftung forderte in einer Stellungnahme unter anderem eine Begrenzung der Gebotshöhe sowie eine Überarbeitung der Auktionskriterien, damit sich künftig mehr Interessenten beim Bieterverfahren beteiligen können. Für Energieminister Meyer ist die gewaltige Erlössumme ein Zeichen für das hohe Vertrauen in die Ausbauziele für Offshore-Windenergie.
Strompreis soll sinken - ist das realistisch?
Laut Bundesnetzagentur, die die Auktion betreute, soll der Verkauf der Lizenzen hauptsächlich den Stromkunden in Deutschland zugutekommen: Immerhin 90 Prozent des eingenommenen Geldes soll zur Senkung der Stromkosten dienen, wie die Agentur am Mittwoch in Bonn mitteilte. Jeweils fünf Prozent sollen in den Meeresnaturschutz und die Förderung einer umweltschonenden Fischerei fließen. Der Windenergieverband "WindEurope" geht in einer Stellungnahme davon aus, dass die erfolgreichen Bieterunternehmen die Kaufsumme "auf die Verbraucher und die bereits angeschlagene Lieferkette für Windenergie abwälzen werden". Auch der Bundesverband der Windparkbetreiber Offshore fürchtet, dass der Strom für die Endverbraucher durch die sehr teuren Zuschläge am Ende teurer werde, weil die erfolgreichen Bieter dieses Geld wieder verdienen müssten.
Meyer verspricht sich Zehntausende Arbeitsplätze
Der Ausbau der Windenergie auf der Nordsee wird sich nach Meyers Einschätzung für Niedersachsen langfristig zu einem Jobmotor entwickeln. "Wir werden Zehntausende Arbeitsplätze bekommen", sagte er bei einem Besuch von Windkraftunternehmen am Donnerstag in Norddeich (Landkreis Aurich). Meyer sagte aber auch: "Wir sind in einer Konkurrenz mit anderen Ländern, wenn es um Fachkräfte geht."