Cannabis-Pflanzen wachsen in den Räumen des Anbauvereins Cannabis Social Club. © dpa-Bildfunk Foto: Jörn Hüneke

Cannabis-Anbauverein aus Niedersachsen erntet erste Pflanzen

Stand: 15.10.2024 21:15 Uhr

Gut ein halbes Jahr nach der Teil-Legalisierung von Cannabis steht beim Cannabis Social Club in Ganderkesee die erste Ernte an. Zusammen mit dem Bundesdrogenbeauftragten zieht der Verein eine erste Bilanz.

von Katharina Seiler

Für den Cannabis-Anbauverein in Ganderkesee läuft es nach Plan. Vor drei Monaten hat er von der niedersächsischen Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (Grüne) die Anbauerlaubnis erhalten. Am Dienstag wurden die ersten 200 Pflanzen geerntet. In zwei Wochen können die getrockneten Blüten dann erstmals an die Vereinsmitglieder abgegeben werden. Und davon gibt es mit 500 viele. Das ist auch die höchstmögliche Zahl an Mitgliedern, die das Gesetz erlaubt. 500 Mitglieder, die sich ihr Cannabis nun nicht mehr auf dem Schwarzmarkt besorgen müssten, sagt Daniel Keune, der Vorsitzende des Cannabis Social Club in Ganderkesee.

Prävention für Anbauverein wichtig

Den Schwarzmarkt austrocknen - das ist Keune wichtig. Denn Schutz und Prävention waren für ihn nach eigenen Angaben ein entscheidender Grund, den Verein zu gründen. Jede Cannabis-Abgabe werde mit einem Beipackzettel verbunden sein, auf dem neben der Menge auch die Pflanzensorte und der THC-Gehalt vermerkt ist, so Keune. Und für die Beratung wird ein extra beschäftigter Präventionsbeauftragter zuständig sein, der den sachgemäßen Gebrauch und Verbrauch im Blick hat. Schließlich wird jede Abgabe dokumentiert.

Videos
Eine Cannabispflanze. © Screenshot
1 Min

Cannabis: Jetzt können Anbauvereine gegründet werden

Joel Grospitz und seine Kollegen in der Nordheide haben ihren Antrag bei der Landwirtschaftskammer eingereicht. (01.07.2024) 1 Min

Mehr Regeln für Alkohol- und Tabakkonsum

Ein wissensbasierter, enttabuisierter Cannabis-Konsum, das ist auch für den Bundesdrogenbeauftragten Burkhard Blienert (SPD) das Wichtigste bei der teilweisen Legalisierung von Cannabis. Endlich könne offen über die Droge und auch ihre Gefahren etwa an Schulen gesprochen werden, sagt der Bundesdrogenbeauftragte. Und der Bedarf an Beratung sei riesig. Die Beratung ermögliche auch Prävention und einen besseren Schutz vor den Gefahren der Droge. Aus Sicht von Blienert wäre das auch bei den Drogen Alkohol und Tabak nötig. Seit Jahren fordere er das begleitete Trinken für Jugendliche ab 14 zu verbieten, genauso wie das Rauchen im Auto, wenn Kinder im Wagen seien.

Drogenbeauftragter: Cannabis-Konsum hat nicht zugenommen

Durch die Teillegalisierung von Cannabis sieht Blienert bisher keine negativen Folgen. Der Cannabis-Konsum habe nach ersten Befragungen nicht zugenommen. Und auch die Aktivitäten auf dem Schwarzmarkt würden zurückgehen. Denn je mehr Pflanzen im Eigenanbau geerntet würden und Anbauvereine Cannabis an ihre Mitglieder abgäben, desto weniger Kunden habe der Schwarzmarkt, ist sich der Bundesdrogenbeauftragte sicher.

Legaler Cannabis-Anbau: Viele Anträge, wenig Genehmigungen

Seit dem 1. Juli können als zweite Stufe der Cannabis-Legalisierung in Deutschland nicht-kommerzielle "Anbauvereinigungen" mit bis zu 500 Mitgliedern an den Start gehen. Dafür muss die Vereinigung allerdings eine Erlaubnis beantragen - die dann genehmigt werden muss. Und das kann dauern: Von bundesweit 361 eingegangenen Anträgen waren bis zum 10. Oktober nur 29 genehmigt, wie eine Umfrage des Nachrichtenmagazins "Spiegel" bei den zuständigen Länderbehörden ergab.

Erlaubnisse bislang erst in sechs Bundesländern

Niedersachsen liegt mit 15 Genehmigungen an der Spitze (bei 37 Anträgen), vor NRW (7 Genehmigungen bei 87 Anträgen), Rheinland-Pfalz (3/27), Mecklenburg-Vorpommern (2/4), Berlin (1/21) und Sachsen (1/11). In den anderen Bundesländern wurden bislang keine Cannabis-Anbauvereine genehmigt.

Weitere Informationen
Ein Mann sitzt mit einem Joint zwischen den Fingern am Steuer eines Autos. © picture alliance/dpa Foto: Karl-Josef Hildenbrand

"Happige Strafen": Philippi kündigt Cannabis-Bußgeldkatalog an

Bislang gibt es in Niedersachsen keine einheitliche Regelung bei Verstößen gegen das Cannabisgesetz. Das soll sich nun ändern. (25.08.2024) mehr

Cannabis in einem Plastiktütchen und auf einer Holzfläche. © Colourbox Foto: Nils Weymann

Alkohol und Cannabis am Steuer: Philippi für vollständiges Verbot

Auch nach Cannabis-Konsum will Niedersachsens Gesundheitsminister eine Null-Toleranz-Grenze. Der ADAC sieht strengere Regeln kritisch. (31.07.2024) mehr

Eine Hand berührt junge Cannabis-Pflanzen in kleinen Blumentöpfen. © picture alliance / Wolfgang Maria Weber | Wolfgang Maria Weber Foto: Wolfgang Maria Weber

21 Anträge für Cannabis-Clubs in Niedersachsen - erste genehmigt

Die Vereine müssen Auflagen erfüllen - und sollen regelmäßig kontrolliert werden. Einige Anträge wurden auch abgelehnt. (09.08.2024) mehr

Eine junge Cannabispflanze in einer Nahaufnahme. © NDR Foto: Anja Deuble

Legaler Cannabis-Anbau: Niedersachsen bei Genehmigungen führend

Zwischen Harz und Nordsee wurden schon sieben Anträge genehmigt. In anderen Bundesländern stehen Entscheidungen noch aus. (27.07.2024) mehr

Setzlinge von Cannabispflanzen © picture alliance Foto: Sven Simon / Frank Hoermann

Erster Verein in Niedersachsen darf Cannabis legal anbauen

Ministerin Staudte hat die Erlaubnis am Montag in Ganderkesee überreicht. Insgesamt haben 16 Vereine einen Antrag gestellt. (09.07.2024) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 15.10.2024 | 20:00 Uhr

Mehr Nachrichten aus der Region

Auf einer Anzeigetafel der Deutschen Bahn wird auf ausfallende Züge hingewiesen., © picture alliance/dpa Foto: picture alliance/dpa | Roland Weihrauch

Nach Entgleisung: Bahnstrecke zwischen Oldenburg und Bremen gesperrt

Es gibt Umleitungen und Verspätungen im Fernverkehr, Halte entfallen. Reisende sollten alternative Verbindungen prüfen. mehr

Aktuelle Videos aus Niedersachsen