Cannabis-Anbauverein aus Niedersachsen erntet erste Pflanzen
Gut ein halbes Jahr nach der Teil-Legalisierung von Cannabis steht beim Cannabis Social Club in Ganderkesee die erste Ernte an. Zusammen mit dem Bundesdrogenbeauftragten zieht der Verein eine erste Bilanz.
Für den Cannabis-Anbauverein in Ganderkesee läuft es nach Plan. Vor drei Monaten hat er von der niedersächsischen Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (Grüne) die Anbauerlaubnis erhalten. Am Dienstag wurden die ersten 200 Pflanzen geerntet. In zwei Wochen können die getrockneten Blüten dann erstmals an die Vereinsmitglieder abgegeben werden. Und davon gibt es mit 500 viele. Das ist auch die höchstmögliche Zahl an Mitgliedern, die das Gesetz erlaubt. 500 Mitglieder, die sich ihr Cannabis nun nicht mehr auf dem Schwarzmarkt besorgen müssten, sagt Daniel Keune, der Vorsitzende des Cannabis Social Club in Ganderkesee.
Prävention für Anbauverein wichtig
Den Schwarzmarkt austrocknen - das ist Keune wichtig. Denn Schutz und Prävention waren für ihn nach eigenen Angaben ein entscheidender Grund, den Verein zu gründen. Jede Cannabis-Abgabe werde mit einem Beipackzettel verbunden sein, auf dem neben der Menge auch die Pflanzensorte und der THC-Gehalt vermerkt ist, so Keune. Und für die Beratung wird ein extra beschäftigter Präventionsbeauftragter zuständig sein, der den sachgemäßen Gebrauch und Verbrauch im Blick hat. Schließlich wird jede Abgabe dokumentiert.
Mehr Regeln für Alkohol- und Tabakkonsum
Ein wissensbasierter, enttabuisierter Cannabis-Konsum, das ist auch für den Bundesdrogenbeauftragten Burkhard Blienert (SPD) das Wichtigste bei der teilweisen Legalisierung von Cannabis. Endlich könne offen über die Droge und auch ihre Gefahren etwa an Schulen gesprochen werden, sagt der Bundesdrogenbeauftragte. Und der Bedarf an Beratung sei riesig. Die Beratung ermögliche auch Prävention und einen besseren Schutz vor den Gefahren der Droge. Aus Sicht von Blienert wäre das auch bei den Drogen Alkohol und Tabak nötig. Seit Jahren fordere er das begleitete Trinken für Jugendliche ab 14 zu verbieten, genauso wie das Rauchen im Auto, wenn Kinder im Wagen seien.
Drogenbeauftragter: Cannabis-Konsum hat nicht zugenommen
Durch die Teillegalisierung von Cannabis sieht Blienert bisher keine negativen Folgen. Der Cannabis-Konsum habe nach ersten Befragungen nicht zugenommen. Und auch die Aktivitäten auf dem Schwarzmarkt würden zurückgehen. Denn je mehr Pflanzen im Eigenanbau geerntet würden und Anbauvereine Cannabis an ihre Mitglieder abgäben, desto weniger Kunden habe der Schwarzmarkt, ist sich der Bundesdrogenbeauftragte sicher.
Legaler Cannabis-Anbau: Viele Anträge, wenig Genehmigungen
Seit dem 1. Juli können als zweite Stufe der Cannabis-Legalisierung in Deutschland nicht-kommerzielle "Anbauvereinigungen" mit bis zu 500 Mitgliedern an den Start gehen. Dafür muss die Vereinigung allerdings eine Erlaubnis beantragen - die dann genehmigt werden muss. Und das kann dauern: Von bundesweit 361 eingegangenen Anträgen waren bis zum 10. Oktober nur 29 genehmigt, wie eine Umfrage des Nachrichtenmagazins "Spiegel" bei den zuständigen Länderbehörden ergab.
Erlaubnisse bislang erst in sechs Bundesländern
Niedersachsen liegt mit 15 Genehmigungen an der Spitze (bei 37 Anträgen), vor NRW (7 Genehmigungen bei 87 Anträgen), Rheinland-Pfalz (3/27), Mecklenburg-Vorpommern (2/4), Berlin (1/21) und Sachsen (1/11). In den anderen Bundesländern wurden bislang keine Cannabis-Anbauvereine genehmigt.