Zwölf Millionen Liter täglich: Wasserbonus durch Zuckerrüben
Etwa 1.000 Lkw pro Tag kippen seit Anfang September wieder Rüben bei der Zuckerfabrik in Uelzen ab. Die Rüben haben einen hohen Wasseranteil und der wird nachhaltig weiterverwendet.
Nicht erst seitdem die Sommer trockener werden, müssen Felder in Niedersachsen bewässert werden: In Uelzen und Lüneburg sind die Böden besonders sandig und können das Wasser nicht lange speichern. Wie wertvoll die Ressource Wasser ist, weiß man hier deshalb längst. Woher man gerade mehr als zwölf Millionen Liter Wasser täglich bekommen kann, aber auch. Zuckerrüben aus Nordniedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern kommen seit Anfang September wieder nach Uelzen: In den nächsten fünf Monaten werden hier rund drei Millionen Tonnen verarbeitet.
Zuckerrüben bestehen zu mehr als 70 Prozent aus Wasser
Diese sind seit dem Frühjahr besonders gut auf den Feldern gewachsen: "Temperatur, Sonneneinstrahlung und Niederschläge waren in diesem Jahr optimal für die Rüben", sagt Georg Sander von Nordzucker. Während ihr Zuckergehalt bei etwa 18 Prozent liegt, kommt mit jeder Rübe vor allem Wasser auf das Firmengelände: Zu mehr als 70 Prozent bestehen die Rüben daraus. So werden die Rüben zunächst gewaschen und nach dem Schneiden mit Wasser erwärmt, um den Zucker aus der Frucht zu lösen. Das Wasser verdampft dabei und wird als Kondensat aufgefangen; zuerst in Teichen auf dem eigenen Firmengelände.
Rund zwölf Millionen Liter Wasser täglich
Auch innerhalb der Verarbeitung wird dieses Wasser benutzt, sogar mehrfach: Das Waschwasser stammt aus Zuckerrüben, ebenso das Wasser, indem die Rübenschnitzel erwärmt werden. Trotzdem fällt insgesamt so viel Wasser an, dass es über ein Kanalsystem in ein etwa zehn Kilometer entferntes Speicherbecken in Uelzen Stöcken und Borg gepumpt wird: Rund zwölf Millionen Liter Wasser kommen dort gerade an - jeden Tag.
Wasser wird über den Winter vorgehalten
Wie wichtig die Ressource Wasser ist, habe man hier schon um die Jahrtausendwende erkannt, sagt Georg Sander. 2003 gab es das erste Speicherbecken für das Wasser aus den Rüben. Vor zehn Jahren kam ein zweites hinzu. Um das gesamte in der Zuckerfabrik anfallende Wasser zu speichern, wäre ein weiterer Wasserspeicher nötig. In den Teichen wird das Wasser über den Winter vorgehalten und dann in der nächsten Saison auf die Felder in der Region verregnet.
Seit 2003: 25 Milliarden Liter Grundwasser gespart
Clemens Löbnitz vom Kreisverband der Wasser- und Bodenverbände Uelzen: "Wir sind die Region, die am meisten Beregnung hat in ganz Norddeutschland. Aus diesem Grund haben wir uns schon seit Jahrzehnten Gedanken gemacht, wie man Grundwasser sparen kann." 25 Milliarden Liter seien es seit 2003, rechnet er vor. Das entspricht der Wassermenge, mit der die Einwohner Hannovers elf Jahre lang versorgt werden könnten.
Professor: Verdunstung nimmt durch Klimawandel zu
Nachhaltige Wasserwirtschaft beschäftigt an der Hochschule in Suderburg ein ganzes Institut: Auf einem Acker der Agravis Future Farm stecken die Zuckerrüben noch in der Erde. Eine Drohne mit multispektralen Kameras macht zweimal täglich Aufnahmen von ihnen. Mit bloßem Auge ist nicht sichtbar, was die Technik dokumentiert. Wenn die Bilder zeigen können, wie die Pflanzen aussehen, wenn sie Wasser brauchen, könnten Felder zukünftig noch präziser bewässert und Wasser gespart werden. Durch den Klimawandel nehme die Verdunstung zu, sagt Professor Klaus Röttcher von der Hochschule: "Hier im Landkreis ist es so, dass alle Flächen schon bewässert werden. In anderen Landkreisen werden bewässerte Flächen zunehmen, in manchen Regionen wird sogar erst mit der Bewässerung begonnen."
Ob bei Hochwassern gesichert oder aus Kläranlagen gewonnen; wo weiteres Wasser herkommen kann, darüber machen sich die Fachleute aus der Region längst Gedanken.