Ein Radlader steht im Erkundungsbergwerk Gorleben © picture alliance/dpa Foto: Philipp Schulze

Salzstock Gorleben wird ab heute mit Salz verfüllt

Stand: 29.11.2024 06:09 Uhr

Das Erkundungsbergwerk im Salzstock Gorleben wird zugeschüttet. Heute sollen die ersten Ladungen in den Salzstock kommen. Jahrzehntelang war es als einzig mögliches Atommüll-Endlager in Deutschland untersucht worden.

Mit etwa 400.000 Kubikmeter Salz sollen in den kommenden Jahren die Hohlräume wieder verfüllt werden, wie eine Sprecherin der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) am Donnerstag mitteilte. Aktuell lagert das Salz auf einer Halde in einem nahegelegenen Wald. Der Sprecherin zufolge hat sich das Material im Laufe der Zeit durch die Witterungseinflüsse stark verdichtet und ist inzwischen hart wie Stein. Daher müsse das Salz vor dem Abtransport zunächst mit Fräsen gelöst werden. Wie lange es dauert, den Salzstock wieder zu verfüllen, ist unklar - die BGE-Sprecherin rechnet mit mehreren Monaten, bis das Kapitel Gorleben endgültig geschlossen ist.

Lemke: "Wichtiges Signal für die Menschen"

"Die Verfüllung ist ein wichtiges Signal für die Menschen vor Ort, die sich lange gegen die Errichtung eines Endlagers an diesem Standort gewehrt haben, der nicht wissenschaftlich bestimmt, sondern politisch gesetzt wurde", sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne). Die Verfüllung des Salzstocks sei daher ein wichtiger Schritt in der Geschichte der Endlagersuche, um "durch konsequent wissenschaftliches Vorgehen und transparente Kriterien" das Vertrauen der Bevölkerung wiederherzustellen. Bis Mitte des Jahrhunderts müsse Deutschland ein Endlager finden - das sei man den Menschen in Regionen mit Zwischenlagern schuldig. "Dafür werden wir das Verfahren beschleunigen, wo es möglich ist", erklärte die Bundesumweltministerin.

Endlagersuche verzögert sich um Jahrzehnte

Gesucht wird ein Ort, an dem rund 27.000 Kubikmeter hochradioaktiven Atommülls für mindestens eine Million Jahre sicher lagern können. Dafür kommen Salzformationen sowie tiefe Ton- und Kristallinschichten infrage. Erst Ende 2027 will die BGE final mehrere Standortregionen vorschlagen. Im besten Fall steht laut BGE erst 2046 ein Endlager-Standort fest - mehr als 20 Jahre später als ursprünglich geplant. Ein externes Gutachten geht sogar erst 2074 von einem festen Endlager-Standort aus.

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Gorleben scheidet erst nach Jahrzehnten aus

Problematisch ist das für die Zwischenlager, in denen bundesweit mehr als 1.000 Behälter radioaktiven Atommülls untergebracht sind. Denn: Sie sind nicht für eine dauerhafte Lagerung ausgelegt. Allein in Gorleben (Landkreis Lüchow-Dannenberg) lagern derzeit noch 113 radioaktive Atommüll-Behälter im oberirdischen Zwischenlager. Die Genehmigung dafür erlischt 2034.

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Das Bergwerk Gorleben hat eine jahrzehntelange Geschichte. Im Februar 1977 hatte Niedersachsens Ministerpräsident Ernst Albrecht (CDU) bekannt gegeben, dass der Salzstock ein "Nukleares Entsorgungszentrum" mit nuklearer Wiederaufbereitungsanlage (WAA), Endlager und weiteren Atomanlagen werden solle. In der bis dahin größten Demonstration der niedersächsischen Geschichte zogen 350 Landwirte aus der Region nach Hannover, um gegen die geplante Anlage zu demonstrieren. In der niedersächsischen Landeshauptstadt kamen insgesamt 100.000 Menschen zusammen. Wochen später verkündete Albrecht das Aus für die Pläne der Wiederaufbereitungsanlage.

Zwischenlager scheidet nach Jahrzehnten als Endlager aus

Die Erkundung des Bergwerks lief aber weiter. Um den Salzstock als mögliches Endlager für hochradioaktiven Atommüll zu untersuchen, wurden die 400.000 Tonnen Salz ausgehoben. Im September 2020 schied Gorleben schließlich aus dem neu aufgerollten Suchverfahren für einen Endlagerstandort aus. Ein Jahr später entschied das Bundesumweltministerium, das ehemalige Bergwerk stillzulegen. Der Rückbau sollte eigentlich Mitte 2024 beginnen, es gab jedoch Verzögerungen. Erst im November 2024 erteilte das Landesbergamt Niedersachsen die Genehmigung für die Verfüllung.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Lüneburg | 29.11.2024 | 06:30 Uhr

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Atomkraft

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