Atommüll-Endlager: Weitere Gebiete vorerst ausgeschlossen

Stand: 05.11.2024 09:49 Uhr

Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) hat die infrage kommenden Regionen für Atommüll-Endlager im Norden weiter eingegrenzt. Demnach sind unter anderem Gebiete in Niedersachsen und Schleswig-Holstein ungeeignet.

Salzstöcke im Solling-Becken im Weserbergland sowie im Thüringer Becken in Südniedersachsen kommen nicht mehr als Endlager für hochradioaktiven Müll infrage, wie die BGE in Peine am Montag mitteilte. Außerdem scheiden Teilgebiete im sogenannten Glückstadt-Graben sowie im Westschleswig-Block (beide Schleswig-Holstein) aus - und damit Regionen zwischen Neumünster und Bad Bramstedt, sowie bei Plön, Bad Segeberg, Kappeln und Husum. Diese Gebiete erstrecken sich nach Einteilung der BGE bis nach Niedersachsen und Hamburg.

13 von 90 Gebieten in Deutschland scheiden aus

In dem aktuellen Arbeitsstand, den die Bundesgesellschaft am Montag veröffentlichte, werden 13 von 90 zuvor benannten Teilgebieten in Deutschland in die Kategorien C oder D eingeordnet. Das bedeutet, dass diese Regionen im bisherigen Auswahlverfahren eine oder zwei Hürden nicht übersprungen haben und damit voraussichtlich als Standorte ausscheiden. Die Auswahlkriterien für die Suche sind im sogenannten Standortauswahlgesetz festgehalten. Laut BGE-Sprecherin Dagmar Dehner kommen noch 44 Prozent der Landesflächen als Endlager für hochradioaktiven Atommüll infrage. 2020 waren es noch 54 Prozent.

Weitere Gebiete in Schleswig-Holstein und Niedersachsen in der Auswahl

Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) begrüßte den aktuellen Arbeitsstand der Bundesgesellschaft. Niedersachsen wolle sich dafür einsetzen, dass Regionen nicht voreilig aus Mangel an Daten aus dem Verfahren ausgeschlossen werden. Denn: Es brauche eine faire wissenschaftlich begründete Entscheidung über den besten Standort, so Meyer. "Wir haben Verantwortung für den in Deutschland produzierten Atommüll. Daher sollte sich kein Bundesland, so wie Bayern, politisch verweigern auf wissenschaftlicher Grundlage zu suchen", sagte der Grünen-Politiker. In Niedersachsen stehen nach Angaben der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg weiterhin vier Tongebiete zur Auswahl. Auch in Schleswig-Holstein wird laut BGE noch ein großer Bereich zwischen Glücksburg, Kiel und Itzehoe geprüft.

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Endlager muss eine Million Jahre halten

Die BGE prüft derzeit, in welchen Gebieten günstige geologische Bedingungen für die unterirdische Endlagerung hochradioaktiver Abfälle denkbar sind. Dabei geht es um einen Ort in der Tiefe, an dem dauerhaft rund 27.000 Kubikmeter Atommüll aus mehr als 60 Jahren Atomkraft in Deutschland gelagert werden können. Dieser soll für eine Million Jahre sicher sein, da der Atommüll über Hunderttausende Jahre radioaktiv ist. Daher kommen vor allem tiefe Ton- und Kristallinschichten sowie Salzformationen infrage. "Wir suchen in einem wissenschaftsbasierten Verfahren den Standort mit der bestmöglichen Sicherheit", erklärte Lisa Seidel, Bereichsleiterin Standortauswahl der BGE. "Daher setzen wir die Sicherheitsanforderungen für die Gebiete mit jedem Prüfschritt etwas höher. Gebiete, die eine Hürde nicht überspringen, werden nicht weiterbearbeitet."

BGE will Lösung für Zwischenlager vorschlagen

Der aktuelle Arbeitsstand beschreibt laut BGE aber noch keine verbindlichen Ergebnisse. Erst Ende 2027 will die BGE final mehrere Standortregionen vorschlagen - wie viele das sein werden, stehe noch nicht fest. Dieser Vorschlag werde dann vom Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) geprüft, Wissenschaft und Öffentlichkeit würden durch das BASE beteiligt. Die Entscheidung trifft schließlich der Bundestag. Bislang wird der Müll in oberirdischen Zwischenlagern an 16 Standorten in Deutschland gelagert, unter anderem in Gorleben (Landkreis Lüchow-Dannenberg) in Niedersachsen. Dort kann der Müll nicht bleiben - die BGE hatte den Salzstock 2020 für ungeeignet erklärt. Damals hatte die Behörde einen ersten Zwischenbericht zur Endlagersuche veröffentlicht.

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