Sorge im Emsland: Niederländer erwägen grenznahes Atommüll-Endlager
Die Niederlande suchen nach einem Endlager für ihren Atommüll. Am Montag endete die Einspruchsfrist gegen die Pläne, Atommüll an der deutsch-niederländischen Grenze zu lagern. Niedersachsen wäre direkter Nachbar.
Im Gespräch für ein Endlager sind unter anderem die niederländischen Provinzen Groningen und Drenthe, weil unter denen Salzstöcke liegen. Die sind laut Experten für Atommüll-Endlager geologisch gut geeignet. Für Grenzbewohner in Niedersachsen könnte das bedeuten, dass sie möglicherweise direkte Nachbarn eines Atommüll-Endlagers werden. Weder die grenznahe Gemeinde Rhede, noch der Landkreis Emsland sind bisher über die Pläne der niederländischen Regierung informiert worden.
Kritik an Endlager-Suche in Niedersachsen
Der Bürgermeister von Rhede sagt, in seiner Gemeinde seien die Menschen erschrocken gewesen und fühlten sich übergangen. Auch der niedersächsische Umweltminister Christian Meyer (Die Grünen) äußert sich besorgt über die möglichen Pläne: "Wir erwarten ein Verfahren der niederländischen Regierung, dass eine intensive Beteiligung von Umweltverbänden und Bürgern auch auf deutscher und niedersächsischer Seite ermöglicht." Sein Ministerium sei nicht über die Endlagerpläne auf niederländischer Seite informiert worden.
Auch oberirdische Auswirkungen einer Endlagerung möglich
Obwohl die Salzstöcke unterirdisch liegen, hätte eine mögliche Endlagerung von radioaktivem Abfall auch über der Erde Folgen. Denn laut des Fahrplans der niederländischen Regierung braucht es auch oberirdisch Platz. Bewohner der ehemaligen Festungsanlage Bourtange in der Provinz Groningen haben Sorge um ihre Anlage. Die steht ebenfalls auf einem Salzstock. Dass die Anlage aber wirklich für den Atommüll abgerissen werden könnte, davon geht dort zurzeit niemand ernsthaft aus.
Niederlande müssen Atommüll-Programm bis August 2025 vorlegen
Die Diskussion um ein mögliches Lager für atomaren Müll ist nicht neu. Alle zehn Jahre müssen alle EU-Mitgliedsstaaten ein nationales Programm vorlegen, in dem sie erklären, wo sie Atommüll lagern und entsorgen wollen. Die Niederlande müssen dieses Programm bis Ende August 2025 vorlegen. Hinzu kommt, dass die niederländische Regierung plant, ihr bestehendes Atomkraftwerk in Borssele länger als geplant laufen zu lassen. Außerdem sollen weitere Atomkraftwerke gebaut werden. Aus diesen Gründen will die niederländische Regierung jetzt mit der Suche nach einem Endlager beginnen, wie der niederländische Sender "rtv drenthe" berichtet.
Einspruchsfrist bis zum 24. März 2025
Niederländer konnten ihre Einwände zu dem nationalen Programm für radioaktive Abfälle beim Infrastrukturministerium bis zum späten Montagabend einreichen. Anwohner, sowohl auf deutscher als auch auf niederländischer Seite kritisieren das Vorgehen der Regierung. Sie fühlen sich außen vor gelassen und nicht genügend informiert. Auf deutscher Seite warnen Umweltverbände, wie der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (bbu), vor den Folgen eines Atommüll-Endlagers. Wann die niederländische Regierung über konkrete Standorte entscheiden will, ist noch unklar.
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