"Hannover Shield": Luftwaffe trainiert Schutz von Großstadt

Stand: 28.11.2023 21:48 Uhr

Die Luftwaffe übt, wie sie im Ernstfall eine Großstadt verteidigen kann. Für "Hannover Shield" wurden am Montag drei Eurofighter an den Flughafen Hannover verlegt. Am Dienstag begann die eigentliche Übung.

Die drei unbewaffneten Kampfflugzeuge landeten am Montagnachmittag in Langenhagen (Region Hannover). Von dort aus starteten sie am Dienstag zu Trainingsflügen über der Nordsee. Am Donnerstag wird die Übung fortgesetzt. Jeweils in Zweierformation starten die Flugzeuge am Morgen und am Mittag, wie Brigadegeneral Frank Gräfe vorab in einer Pressekonferenz angekündigt hatte. Insgesamt sollte es acht Starts und Landungen geben.

Videos
Der Brigadegeneral Frank Gräfe informiert bei der Landespressekonferenz über ein geplantes Luftmanöver in Hannover. © NDR
36 Min

"Hannover Shield": Die Pressekonferenz in voller Länge

Am Flughafen Hannover findet eine mehrtägige Übung der Luftwaffe statt. Drei Eurofighter kommen nach Langenhagen. 36 Min

Eurofighter können über der Nordsee tiefer fliegen

Dass die Flugzeuge über der Nordsee statt über der Landeshauptstadt trainieren, erklärte Brigadegeneral Gräfe damit, dass sie in den dortigen Übungslufträumen deutlich tiefer fliegen können. Ziel der Übung sei der Schutz der Bevölkerung aus der Luft, um eine Gefahr, etwa in Form einer Drohne oder eines Marschflugkörpers, möglichst schnell erkennen und abfangen zu können. Im Krisenfall können die Luftstreitkräfte Gräfe zufolge innerhalb weniger Stunden mobilisiert werden.

Flughafen stellt Infrastruktur zur Verfügung

Der Flughafen Hannover spiele bei diesem Manöver eine besondere Rolle, um den Schutz "einer deutschen Großstadt beziehungsweise eines Bevölkerungszentrums" zu trainieren, sagte Brigadegeneral Gräfe. Zum ersten Mal werde über einen längeren Zeitraum die komplette Infrastruktur eines Zivilflughafens für ein Übungsmanöver der Luftwaffe genutzt. So sollen etwa Stromversorgung, Elektronik, Geräte wie Gabelstapler und eine Unterkunft für die Flugmannschaft vom Flughafen und der Feuerwehr bereitgestellt werden. Sowohl das Bodenpersonal als auch die Feuerwehr und der Tower könnten so auf den Ernstfall vorbereitet werden, sagte Gräfe. Am Donnerstag sollen die drei Eurofighter zurück nach Rostock-Lage überführt werden, wo die Jets des Taktischen Luftwaffengeschwaders 71 "Richthofen" derzeit aufgrund der Sanierung des Militärflughafens in Wittmund stationiert ist.

Landeplatz in Hannover dient als Ausweichflughafen

Der Flughafen Hannover sei für die Übung ausgewählt worden, weil die Luftwaffe ihn jederzeit als Ausweichflughafen nutzen könne, sagte Gräfe. Unter anderem, weil er rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr geöffnet sei. Die Übung werde allerdings nur tagsüber stattfinden, so Gräfe. Generell brauche jedes militärische Flugzeug, das in die Luft geht, einen Ausweichflugplatz, falls die Landung am eigentlichen Zielflughafen nicht möglich sei, beispielsweise wegen des Wetters, erklärte Gräfe. Früher habe es genug Militärflughäfen gegeben, auf die man hätte ausweichen können, das sei inzwischen anders. Deshalb würden zivile Flughäfen als Ausweichmöglichkeiten genutzt.

VIDEO: Luftwaffe informiert über Übung "Hannover Shield" (1 Min)

Flugverkehr nicht beeinträchtigt

Für Fluggäste am Flughafen in Langenhagen soll es während der Übung keine Einschränkungen geben. "Wir sehen es als staatsbürgerliche Pflicht, die Bundeswehr zu unterstützen", sagte Flughafen-Geschäftsführer Martin Roll. In der Region Hannover wird laut Gräfe von dem Flugmanöver zudem kaum etwas zu hören sein: Da die Eurofighter keine Alarmstarts durchführen, gebe es keinen Überschallknall.

Die Verteidigung Deutschlands sicherstellen

Mit dem Luftwaffenmanöver knüpft die Bundeswehr an die im Sommer beschlossene Nationale Sicherheitsstrategie an. Kernauftrag der Streitkräfte ist demnach die Landes- und Bündnisverteidigung. Anfang November hatten Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und Carsten Breuer, Generalinspekteur der Bundeswehr, die neuen Richtlinien zur Umsetzung dieses Vorhabens vorgestellt. "Wir müssen Rückgrat der Abschreckung und kollektiven Verteidigung in Europa sein", hatte Pistorius gesagt. Ein Aspekt in dem Grundsatzpapier, das als "Kompass für die Bundeswehr" dient, ist die Zusammenarbeit der Luftwaffe mit zivilen Infrastruktur-Einrichtungen. Dies sei auch ein zentraler Baustein der geplanten Übung, so die Bundeswehr.

"Air Defender": 25 Nationen, 250 Flugzeuge, 10.000 Soldaten

Im Rahmen des Großmanövers "Air Defender" hatten im Juni 25 Nationen mit 250 Flugzeugen und etwa 10.000 Soldaten die Verlegung von Luftstreitkräften geübt. Im Luftraum über Deutschland trainierten sie, wie die NATO auf einen Angriff eines östlichen Bündnisses reagiert und dabei bereits vom Gegner besetzte Gebiete zurückerobert.

Weitere Informationen
Bundeswehr Soldaten ziehen einen Schlauch zur Luftbetankung aus einem Flugzeug. © NDR Foto: Bertil Starke

"Air Defender 2023": Wunstorf zieht Bilanz zur Großübung

Noch bis Freitag dauert die größte Luftwaffenübung der NATO-Geschichte. Wunstorf hat bereits ein erstes Resümee gezogen. (21.06.2023) mehr

Ein Tornado-Pilot fliegt über die Ostsee. © NDR

Air Defender 2023: Im Maschinenraum des Manövers

Luftwaffenmanöver unter deutscher Führung: Neue Bedrohungen, altes Metall und sehr viel Leidenschaft. (15.06.2023) mehr

Ein Tornado startet auf dem Fliegerhorst in Hohn. © NDR Foto: Carsten Salzwedel

Luftwaffen-Übung "Air Defender": Es wird laut über Niedersachsen

Im Juni üben NATO-Staaten mit 220 Luftfahrzeugen und 10.000 Teilnehmenden aus 25 Nationen. Das Szenario: der Bündnisfall. (16.05.2023) mehr

Krieg und Terror – die Lage im Nahen Osten und der Ukraine © NDR

Krieg und Terror - Die Lage im Nahen Osten und in der Ukraine

Russland führt Krieg gegen die Ukraine, die Hamas greift Israel an. Aktuelle Nachrichten und Berichte in diesem Podcast. mehr

Dieses Thema im Programm:

Hallo Niedersachsen | 27.11.2023 | 19:30 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Bundeswehr

Mehr Nachrichten aus der Region

Geflüchtete verlassen die Landesaufnahmebehörde Niedersachsen am Standort Braunschweig. © picture alliance/dpa Foto: Julian Stratenschulte

Zahl der Asylanträge in Niedersachsen deutlich zurückgegangen

Laut Innenministerium beantragten bis November rund 23.900 Menschen Asyl - im gesamten Vorjahr waren es etwa 34.600. mehr

Aktuelle Videos aus Niedersachsen