Luftwaffen-Übung "Air Defender": Es wird laut über Niedersachsen
"Air Defender 2023" wird laut Bundeswehr die bisher größte Übung für Luftkriegsoperationen seit Bestehen der NATO sein. Am Dienstag wurde in Wunstorf über die bevorstehende Übung und ihre Auswirkungen informiert.
Auch in Wunstorf starten im Juni Maschinen, bestimmte Lufträume sind für die zivile Luftfahrt gesperrt. Bis zu 10.000 Teilnehmende aus 25 Nationen trainieren vom 12. bis 23. Juni mit 220 Luftfahrzeugen unter der Führung der Luftwaffe verschiedene Operationen im europäischen Luftraum. Dafür werden vor allem drei Übungslufträume im Süden, Osten und Norden Deutschlands genutzt. Das Szenario der Großübung ist einem Artikel-5-Beistandsszenario nachempfunden, einem sogenannten Bündnisfall, also der Reaktion auf einen Angriff auf ein NATO-Mitgliedsland. Die Bundeswehr will die Belastung der Bevölkerung durch Fluglärm so gering wie möglich halten, beispielsweise durch die Nutzung von Luftraumkorridoren über dünn besiedelten Gebieten.
Flugverbot: Lufträume für zivile Luftfahrt zeitweise gesperrt
Die Übung hat auch Auswirkungen auf den kommerziellen Flugbetrieb, der in Deutschland eigentlich Vorrang vor militärischem Übungsflugbetrieb hat. Zwar werden während "Air Defender" die 220 teilnehmenden Militärmaschinen nicht alle gleichzeitig in der Luft sein. Dennoch werden bestimmte Lufträume zeitweise für die zivile Luftfahrt gesperrt sein.
Amerikanische Streitkräfte beteiligen sich mit etwa 100 Luftfahrzeugen
Bereits 2019 begannen laut Luftwaffentruppenkommando die ersten Planungen für eine Großübung mit den verbündeten Streitkräften. Zunächst unter anderem Namen und nur mit etwa 50 Luftfahrzeugen. Seit 2021 laufen die Planungen unter dem Namen "Air Defender" gemeinsam mit den amerikanischen Streitkräften, die sich nun mit etwa 100 Luftfahrzeugen an der Übung beteiligen werden. Schon Ende Mai kommen rund 600 Soldatinnen und Soldaten aus Amerika mit ihren Transportmaschinen nach Wunstorf. Übernachten werden die meisten von ihnen in Hotels am Flughafen Hannover Langenhagen. Ziel der Übung sei es, die Kooperation der teilnehmenden Nationen zu optimieren und auszuweiten und gleichzeitig Stärke im Bündnis zu zeigen.
"Air Defender": Auch fünf A400M aus Wunstorf machen mit
Die Luftwaffe nimmt an "Air Defender 23" mit insgesamt 64 Luftfahrzeugen teil, darunter 30 Eurofighter, 16 Tornados sowie fünf A400M aus Wunstorf. Die 24 Partner-Nationen kommen unter anderem mit verschiedenen Jets, inklusive des für die Luftwaffe als Tornado-Nachfolger geplanten F-35 der Amerikaner und Niederländer, einem NATO-Awacs-Aufklärer sowie einem Transportflieger der japanischen Luftstreitkräfte. Die Transportflüge, die von Wunstorf aus starten, werden Material transportieren, in der Luft Jets betanken oder Fallschirmjäger absetzen.
Höhere Lärmbelastung als üblich
Deutschland übernimmt bei der Übung die Rolle eines Verteidigungsknotenpunkts innerhalb Europas. Insbesondere der Fliegerhorst in Wunstorf als Logistik-Hub für Materialtransport und Treibstoff-Versorgung sowie die Standorte Schleswig-Jagel und Hohn in Schleswig-Holstein sind Dreh- und Angelpunkte während des Großmanövers. Rund um diese Luftwaffenstandorte wird es vor allem während der Start- und Landephasen der Maschinen zu einer höheren Lärmbelastung als sonst üblich kommen. Die meisten Luft-Operationen werden über der Nordsee stattfinden. In Wunstorf starten und landen vor allem Propellermaschinen, Kampfjets nur vereinzelt.
1.800 einzelne Flugbewegungen sind geplant
Die Übungsräume orientieren sich an Gebieten, die schon seit Jahrzehnten durch die Luftwaffe für die routinemäßige Ausbildung genutzt werden. Sie sind jedoch für "Air Defender 23" erweitert und teilweise durch Korridore miteinander verbunden worden. Geplant sind in den knapp zwei Wochen insgesamt 1.800 einzelne taktische Flugbewegungen.
Keine Flüge über Niedersachsen am Wochenende
Allerdings wollen die Streitkräfte die drei Übungslufträume Nord, Süd und Ost zeitversetzt für jeweils nur zwei bis drei Stunden am Tag nutzen. So sei auch gewährleistet, dass zivile Flüge weitgehend regulär stattfinden, verspricht die Bundeswehr. Nach aktuellen Planungen wird der Übungsraum Ost zwischen 10 und 14 Uhr, der Übungsraum Süd zwischen 13 und 17 Uhr und der nördliche Übungsraum zwischen 16 und 20 Uhr für die militärische Nutzung zeitweise reserviert sein. Die gute Nachricht zum Schluss: Am Wochenende finden keine Übungsflüge statt, dann bleibt es also ruhig über Niedersachsen.