Clankriminalität: Behrens setzt auf eine Null-Toleranz-Strategie
In Niedersachsen haben laut LKA Straftaten in Verbindung mit sogenannter Clankriminalität in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Innenministerin Daniela Behrens (SPD) sieht keine Hotspots im Land.
Die Straftaten seien quer durchs Land verteilt, sagte die SPD-Politikerin. Aus ihrer Sicht handelt es sich um eine "nicht hinnehmbare Art von Kriminalität", die oftmals im öffentlichen Raum stattfindet und den Rechtsstaat verhöhnt. "Das können wir in einer Demokratie niemals akzeptieren", sagte sie. Behrens will nach eigenen Angaben das Sicherheitsgefühl der Menschen stärken, da sich viele vor den Straftaten im öffentlichen Raum fürchten. Sowohl Niedersachsen als auch Bremen würden demnach eine Null-Toleranz-Strategie verfolgen. "Wir gehen mit allem, was wir rechtlich zur Verfügung haben, dagegen vor", sagte Behrens.
Rund 3.600 Straftaten mit Clanbezug
Im vergangenen Jahr gab es laut Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen rund 3.600 Straftaten im Zusammenhang mit Clankriminalität. Zum Vergleich: 2019 waren es knapp 1.600. Diese Zahlen liegen dem NDR vor. Nach Angaben des LKA umfassen kriminelle Clanstrukturen in Niedersachsen eine mittlere dreistellige Anzahl von Familien. Denen werde wiederum eine hohe vierstellige Zahl an Angehörigen zugeordnet, teilte die Behörde mit. Gleichzeitig betonte das LKA: Clankriminalität sei nicht zwangsläufig organisierte Kriminalität.
Anzahl der Straftaten mit Clanbezug insgesamt gering
Bei den Straftaten geht es nach Angaben des LKA hauptsächlich um sogenannte Rohheitsdelikte. Dazu gehören zum Beispiel Körperverletzungen und Raubdelikte. Die Behörden registrieren aber auch einige Diebstähle und Geldwäsche. Generell erfasst das LKA demnach Straftaten unter Clankriminalität, wenn Gruppen von Straftätern auffallen, die häufig miteinander verwandt sind oder die gleiche Herkunft haben. Im Verhältnis aller Straftaten sei der Anteil der Clankriminalität in Niedersachsen aber mit weniger als einem Prozent der Fälle gering, teilte das LKA mit.
Clankriminalität: Behrens will über Lage in Niedersachsen informieren
Der Begriff Clankriminalität ist umstritten. Kritiker sagen zum Beispiel, dass dadurch auch Menschen stigmatisiert und diskriminiert werden, die zwar den Namen einer mutmaßlich kriminellen Großfamilie tragen, selbst aber nicht kriminell sind. "Wir sind der festen Überzeugung, dass dem nicht so ist", sagte Behrens. "Kriminalität kann man nur bekämpfen, indem man sie erkennt, benennt und dann Konzepte dagegen entwickelt." Kommende Woche will sie mit Niedersachsens Justizministerin Kathrin Wahlmann (SPD) das sogenannte Lagebild "Clan-Kriminalität" präsentieren.