Abstimmung mit AfD in Thüringen: Reaktionen aus Niedersachsen

Stand: 15.09.2023 16:09 Uhr

In Thüringen haben die Oppositionsparteien CDU und FDP mit den Stimmen der AfD einen Gesetzentwurf zu Steuersenkungen durchs Parlament gebracht. Das sorgt auch in Niedersachsen für Diskussionen.

Niedersachsens SPD-Chef und Ministerpräsident Stephan Weil sagte, er sehe die "Entwicklung mit sehr großer Sorge". Die CDU in Thüringen habe zugelassen, dass die AfD Teil einer Gestaltungsmehrheit wurde, sagte Weil. Das habe mit einer Brandmauer "überhaupt nichts mehr" zu tun. Es sei klar absehbar gewesen, dass es der CDU sofort gelingen könnte, gemeinsam mit FDP und AfD eine entsprechende Mehrheit für den Gesetzesentwurf zur Senkung der Grunderwerbssteuer zu bekommen. Er könne nur davor warnen, die Einbeziehung der AfD in Mehrheiten "als einen ganz normalen Vorgang anzusehen", sagte Weil. Wenn es um die Abgrenzung zur AfD gehe, halte er die CDU in Niedersachsen für glaubwürdig. "Meine herzliche Bitte wäre allerdings, dass auch gerade aus Niedersachsen heraus die notwendige Diskussion in der Bundes-CDU geführt wird", erklärte Weil.

Grüne: CDU in Niedersachsen muss ihr Verhältnis zur AfD klären

Die Vorsitzenden von Grünen-Fraktion im Landtag, Anne Kura und Detlev Schulz-Hendel, bezeichneten den Vorgang in Thüringen als bisher beispiellos. Es sei zu befürchten, dass eine solche Zusammenarbeit der Union mit der AfD - einer in weiten Teilen rechtsextremen Partei - nicht auf Thüringen beschränkt bleibe. Es sei dringend nötig, dass die CDU Niedersachsen klarstelle, dass sie keine gemeinsame Sache mit der AfD machen werde.

Politikwissenschaftler Wolfgang Schroeder © picture alliance/dpa/WZB Berlin Foto: David Ausserhofer
AUDIO: Politologe: CDU-Brandmauer zur AfD in Thüringen gefallen (6 Min)

Niedersachsens CDU distanziert sich

Niedersachsens CDU-Fraktionschef Sebastian Lechner schließt in Niedersachsen jede, wie auch immer geartete Zusammenarbeit mit der AfD aus. Er sagte aber auch: "Wir dürfen, können und werden unsere Politik nicht davon abhängig machen, wer auch immer ihr möglicherweise zustimmt oder sie ablehnt". Dennoch seien alle demokratischen Parteien aufgerufen, zu Kompromissen zu kommen, die es möglich machen, "dass die AfD-Stimmen irrelevant sind." Lechner betonte, die AfD sei eine "in weiten Teilen rechtsradikale, russlandhörige, Europa- und Nato-feindliche" Partei.

AfD spricht von Signalwirkung

Der Vorsitzende der AfD-Fraktion im niedersächsischen Landtag, Stefan Marzischewski-Drewes, bezeichnete die Abstimmung in Thüringen hingegen als "guten Tag für die Thüringer Bürger". Sie werde "Signalwirkung auf andere Länder haben". Es sei unbestritten, dass es auf kommunaler Ebene bereits eine Zusammenarbeit mit der AfD gebe, so Marzischewski-Drewes.

Weitere Informationen
Abgeordnete der AfD und der CDU nehmen im Plenarsaal des Thüringer Landtags an einer Abstimmung teil. © dpa Bildfunk

Nach Abstimmung in Thüringen: CDU in MV weist Kritik zurück

Die Landes-SPD hatte sich über die gemeinsame Verabschiedung eines Gesetzes durch CDU, AfD und FDP entsetzt gezeigt. (15.09.2023) mehr

Plenum im niedersächsischen Landtag in Hannover. © NDR Foto: Alexander Kröger

Mehr Stellen für Lehrer in Niedersachsen: Landtag erhöht Haushalt

Hitzig diskutiert wurde im Plenum auch über den Industriestrompreis. (15.09.2023) mehr

Dieses Thema im Programm:

Niedersachsen 18.00 | 15.09.2023 | 18:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

SPD

CDU

Grüne

AfD

Mehr Nachrichten aus der Region

Geflüchtete verlassen die Landesaufnahmebehörde Niedersachsen am Standort Braunschweig. © picture alliance/dpa Foto: Julian Stratenschulte

Zahl der Asylanträge in Niedersachsen deutlich zurückgegangen

Laut Innenministerium beantragten bis November rund 23.900 Menschen Asyl - im gesamten Vorjahr waren es etwa 34.600. mehr

Aktuelle Videos aus Niedersachsen