Was wusste Israels Geheimdienst vom VW-Skandal?
Der frühere Chef des israelischen Inlandsgeheimdienstes Schin Bet soll den damaligen VW-Aufsichtsratsvorsitzenden Ferdinand Piëch schon Anfang 2015 auf Abgas-Manipulationen bei Volkswagen hingewiesen haben. Das berichtete "Spiegel Online" am Donnerstag. Demnach lag Schin Bet offenbar ein Brief von US-Behörden an den damaligen Volkswagen-Chef Martin Winterkorn vor, in dem dieser über den Betrug bei Abgaswerten informiert wurde.
Früherer Schin-Bet-Chef ist VW-Geschäftspartner
Der ehemalige israelische Botschafter Avi Primor soll Piëch das Schreiben bei einem Treffen Ende Februar 2015 gezeigt haben. Dem Bericht zufolge war Primor in Begleitung zweier Mitarbeiter, die die Datensicherheit im Volkswagen-Konzern überprüfen sollten. Einer von ihnen war demnach Yuval Diskin, früher Chef des Schin Bet - und heute Geschäftspartner von Volkswagen. Im September 2016 war bekannt geworden, dass Diskin das neue Cybersicherheits-Unternehmen Cymotive Technologies führen soll. VW hält über seine Tochter AutoVision 40 Prozent an der Cybersicherheits-Firma, die übrigen Anteile liegen unter anderem bei Diskin. VW arbeitet nach Angaben eines Sprechers bereits seit 2012 mit Diskin zusammen.
Piech will Winterkorn im März 2015 angesprochen haben
Gegenüber der Staatsanwaltschaft soll Piëch erklärt haben, er habe Ende Februar 2015 von einem Informanten den Hinweis erhalten, dass VW ein großes Problem in den USA habe, weil das Unternehmen mit einer Software die Abgaswerte manipuliere. Hinweise darauf hätten die US-Behörden bereits an VW weitergeleitet. Laut einem vorherigen "Spiegel"-Bericht will Piëch Winterkorn Anfang März 2015 darauf angesprochen haben. Der habe versichert, ein solches Papier aus den USA existiere nicht.
Auch vier weitere Personen hat Piëch nach eigenen Angaben im März 2015 unterrichtet: Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh, den früheren IG-Metall-Chef Berthold Huber und Anteilseigner Wolfgang Porsche. Weil hat dies als "Fake News" zurückgewiesen. Die Vorwürfe seien "nicht bewiesen und nicht beweisbar". Mitte September 2015 war der Skandal um die Manipulation von Abgaswerten öffentlich bekannt geworden.