VW streicht jede zehnte Verwaltungsstelle
Immer wieder hatte Volkswagen bislang beteuert, dass sich die Stammbelegschaft trotz Abgas-Skandals nicht um ihre Jobs sorgen muss. Nun heißt es aus Konzernkreisen aber, dass bis Ende 2017 jede zehnte Verwaltungsstelle wegfallen soll. Rund 3.000 Stellen stehen demnach auf dem Prüfstand. Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa muss wegen der laufenden Beschäftigungssicherung allerdings niemand fürchten, arbeitslos zu werden. Offenbar kann der Jobabbau über Personalschwankungen, Altersteilzeit oder die Zuweisung neuer Aufgaben für die betroffenen Kollegen erledigt werden. Wirtschaftminister Olaf Lies (SPD) war über den geplanten Jobabbau bei VW offenbar zunächst nicht informiert. Er hatte im Niedersächsischen Landtag in Hannover eine Kenntnis von entsprechenden Berichten verneint.
"Ich beteilige mich nicht an Spekulationen"
Die Opposition attackierte Lies daraufhin scharf: Dass dem SPD-Politiker der geplante Abbau Tausender Stellen bei Volkswagen nicht bekannt sei, "lässt mich daran zweifeln, ob Ihr Haus ordentlich organisiert ist", kritisierte CDU-Fraktionsvize Dirk Toepffer. Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und Lies müssten sich fragen lassen, warum sie im Aufsichtsrat von VW sitzen. Kurz vor dem Ende der Plenarsitzung sagte Lies dann, er beteilige sich nicht an Spekulationen, die in der gegenwärtigen Situation schädlich seien. "Damit habe ich keine Grundlage, Ihnen über die Meldung hinaus aufklärende Informationen zu geben", sagte der Minister. Das Interesse der Landesregierung liege in der Sicherstellung eines starken Unternehmens.
Stellen werden nicht neu besetzt
Bereits am Dienstag hatte Betriebsratschef Bernd Osterloh bei einer nicht-öffentlichen Betriebsversammlung im Wolfsburger Stammwerk von möglichen "dramatischen sozialen Folgen" gewarnt, sollte "die Zukunftsfähigkeit von Volkswagen durch eine Strafzahlung in bislang einmaliger Höhe nachhaltig gefährdet werden". Ein Volkswagen-Sprecher bestätigte zwar keine Zahlen zu einem möglichen Jobabbau. Er sagte aber, das sogenannte Effizienz-Programm der Marke Volkswagen treffe alle Bereiche - und damit auch die Personalkosten. Es gebe zudem gute Erfahrungen mit Altersteilzeit. Mögliche Wege seien aber etwa Zeitarbeitsverträge zu reduzieren oder bei Neueinstellungen zurückhaltend zu sein. Das Management hatte im Skandal um manipulierte Abgaswerte von weltweit mehr als 11 Millionen Dieselautos bereits Rückstellungen von 6,7 Milliarden Euro gebildet. Doch das scheint nicht zu reichen, der Konzern muss weiter sparen: Neben den Kosten des Rückrufs der betroffenen Fahrzeuge dürften zahlreiche Prozesse und Strafen teuer für Europas größten Autobauer werden. Die Klagen und Schadenersatz-Forderungen dürften VW wohl ebenfalls Milliarden kosten.
Differenzen zwischen Betriebsrat und VW-Kernmarke
Wie genau das Sparprogramm aussehen soll, darüber gibt es zwischen dem Betriebsrat und dem Vorstand der VW-Kernmarke große Differenzen. Osterloh hatte VW-Markenchef Herbert Diess ein "Handeln nach Gutsherrenart" vorgeworfen. Bei der Betriebsratsversammlung am Dienstag eskalierte der Konflikt. "Machen Sie die 215.000 Beschäftigten der Marke Volkswagen nicht zu Versuchskaninchen für wirtschaftswissenschaftliche Experimente", sagte Osterloh nach Informationen der dpa. Seit Jahren ist die Marke VW mit Modellen wie Golf und Passat im Vergleich zu Branchenkonkurrenten ertragsschwach. Diess will diese mit neuen Baureihengruppen umstrukturieren. Außerdem soll die Effizienz in der Produktion erhöht werden. Vor dem Beginn des Genfer Autosalons hatte Diess sich noch zuversichtlich gezeigt, dafür auch die Zustimmung des Betriebsrats zu bekommen: "Ich glaube schon, dass wir da große Einigkeit haben."