US-Chef Horn verlässt Volkswagen
Neue Hiobsbotschaften für Volkwagen aus den USA: Nachdem am Mittwoch bekannt geworden war, dass das US-Justizministerium nach einem Bericht des "Wallstreet Journal" die Ermittlungen gegen VW ausgeweitet hat, traf den Wolfsburger Konzern der Abgang von US-Chef Michael Horn offenbar völlig überraschend. Horn habe das Unternehmen mit sofortiger Wirkung verlassen. Die Trennung sei einvernehmlich erfolgt, hieß es aus Wolfsburg. Der Autobauer braucht nun für die Vereinigten Staaten einen neuen Problemlöser, denn die Herausforderungen durch die Folgen des Abgas-Skandals scheinen besonders in den USA immens.
Horn hinterlässt viele Baustellen
Nach Horns Abgang gibt es für VW jenseits des Atlantiks viele offene Baustellen. Denn eine technische Rückruflösung für die rund 580.000 manipulierten Dieselautos in den USA, welche den Behörden ausreicht, ist nicht in Sicht. Außerdem drohen wegen der Abgas-Affäre Milliardenstrafen, und viele Klagen prasseln auf den Konzern ein.
Künftiger Nordamerika-Chef muss eher ran
Horns Job soll übergangsweise Volkswagens künftiger Nordamerika-Chef Hinrich Woebcken übernehmen. Er muss damit schneller Verantwortung übernehmen als ursprünglich geplant, denn als Leiter der Region Nordamerika (USA, Mexiko, Kanada) ist Woebcken noch gar nicht im Amt. Die Funktion soll er erst Anfang April übernehmen. Als Verwaltungsratschef des US-Geschäfts wäre er de facto Horns Vorgesetzter geworden. Doch das ist nun hinfällig.
Ermittelt US-Justiz wegen Bankbetrug gegen VW?
Auch die juristischen Probleme in den Vereinigten Staaten scheinen für Volkswagen immer größer zu werden. Nach dem "Wallstreet Journal"-Bericht stehen auf der Liste der Vorwürfe nun auch der Verdacht des Bankbetrugs sowie mögliche Verstöße gegen Steuergesetze. Das berichten US-Medien.
Dem Bericht des "Wall Street Journal" zufolge prüfen die US-Ermittler, ob Kreditgeber durch den Abgas-Skandal bei der Autofinanzierung gefährdet wurden. Die Dieselfahrzeuge mit manipulierten Abgaswerten waren ursprünglich als umweltfreundlich vermarktet worden. Durch die Abgas-Affäre haben sie nun erheblich an Wert verloren. Es soll auch untersucht werden, ob VW für Steuergutschriften haftbar ist, die US-Autokäufer für den vermeintlich geringen Abgas-Ausstoß erhalten haben.
Indische Finanzbehörden werfen VW Steuerhinterziehung vor
Auch in Indien sieht sich VW neuen Vorwürfen ausgesetzt: Die indischen Finanzbehörden werfen Volkswagen Steuerhinterziehung vor. Der Autobauer soll Millionen am Fiskus vorbeigeschleust haben, indem er Verbrauchs- und Verkaufssteuern falsch berechnete. Ein Sprecher der indischen VW-Tochter sagte, man werde gegen eine Anordnung der Steuerbehörde auf Nachzahlung vorgehen. Zudem soll VW Autos im großen Stil unter Herstellungspreis verschleudert haben.
Sammelklagen in Europa
Auch in Europa ist ein Ende der Probleme für VW nicht absehbar. Mehr als 80.000 Kunden sollen sich einer Sammelklage gegen den Konzern angeschlossen haben. Das berichtet die "Braunschweiger Zeitung" und beruft sich auf Angaben einer Düsseldorfer Kanzlei. Die europäischen VW-Fahrer fordern wegen des Abgas-Skandals eine mindestens ebenso hohe Entschädigung wie die Betroffenen in den USA.
Abschied vom "Phaeton"
Mitten in der Abgas-Krise verabschiedet sich VW zudem von einem Prestigeobjekt in Deutschland: Ende März läuft in Dresden der letzte "Phaeton" vom Band. Die für 2016 geplante neue Baureihe wird es nicht geben. Zudem will der deutsche VW-Vorstand nach Angaben von Betriebsratschef Bernd Osterloh bis zum Ende des Jahres ein neues Konzept für die Gläserne Manufaktur vorlegen. In dem futuristischen Gebäude aus Glas wurden bislang unter anderem in sogenannten "Show Cases" vor den Augen der Kunden vorgefertigte Teile des Modells "Phaeton" von Hand montiert. In der Praxis blieb der Erfolg jedoch aus.
Osterloh sagte, es solle zuerst ein Übergangskonzept geben, bevor über eine endgültige Lösung entschieden werde. "Wir werden hier sicherlich auch künftig innovative Produkte fertigen und zeigen", sagte Osterloh. Bei voller Auslastung sollte das Montagewerk einmal 800 Mitarbeiter beschäftigen. Zuletzt waren noch knapp 500 Mitarbeiter beschäftigt. Entlassungen soll es nun aber keine geben - etwa 100 Mitarbeiter sollen in Dresden bleiben, die restlichen sollen zunächst im Werk Zwickau weiterbeschäftigt werden.