Hat sich VW selbst ans Messer geliefert?
VW kommt aus den schlechten Schlagzeilen nicht heraus. Nach Recherchen von NDR, WDR und "Süddeutscher Zeitung" haben VW-Entwickler die Software zur Manipulation von Abgaswerten noch zu einem Zeitpunkt verfeinert, als die amerikanischen Umweltbehörden das Unternehmen bereits im Visier hatten.
Ein Kommentar von Ann-Katrin Johannsmann, NDR Info Wirtschaftsredaktion
Seit Beginn der VW-Affäre um manipulierte Abgaswerte wiederholt es die VW-Spitze wie ein Mantra: das Versprechen, schonungslos aufzuklären. Erst in der vergangenen Woche hat der Volkswagen-Konzern in einer umfangreichen Mitteilung seine Version des Ablaufs der VW-Affäre geschildert. Sitzungsdaten und beteiligte Vorstandsmitglieder inklusive.
VW-Aufzählung weist Lücken auf
Doch etwas Wichtiges fehlt offenbar in dieser Aufzählung: Denn nach Recherchen von NDR, WDR und "Süddeutscher Zeitung" hat die VW-Entwicklungsabteilung trotz der konkreten Warnungen seitens der US-Umweltbehörden fleißig weiter an der Software zur Manipulation von Dieselabgasen getüftelt.
In der neuen Version konnte die Motorsteuerung offenbar sogar noch klarer unterscheiden, ob das Auto auf einem Prüfstand getestet wird, oder auf der Straße fährt. Die kalifornische Umweltbehörde hatte Volkswagen bereits im Mai 2014 aufgefordert, zu hohe Abgaswerte auf der Straße bei Dieselfahrzeugen zu erklären. Doch statt die Abweichungen aufzuklären, verfeinerten die VW-Entwickler laut den Recherchen von NDR, WDR und "SZ" sogar noch die Manipulation.
Volkswagen-Vorlage für die US-Behörden
Das war möglicherweise nicht nur dreist, sondern dumm. Denn offenbar haben die neuen Software-Bestandteile entscheidend dazu beigetragen, dass die Experten der US-Umweltbehörden die Abschaltvorrichtung erkannt haben. Sollte das zutreffen, hätte VW sich quasi selbst ans Messer geliefert - und damit tatsächlich mehr zu einer schonungslosen Aufklärung beigetragen als dem Unternehmen lieb sein dürfte.