VW bekommt neuen Kommunikationschef
In Wolfsburg ist am frühen Mittwochabend das Präsidium des VW-Aufsichtsrats zusammengekommen. Es sollte unter anderem um einen Zwischenbericht zum Skandal um manipulierte Abgaswerte gehen. Eine Erklärung wollte der Konzern dazu am Mittwoch nicht mehr abgeben. Eine Personalie aber hat Volkswagen am Abend bekannt gegeben: Hans-Gerd Bode, bislang Porsche-Sprecher, wird Leiter der VW-Konzernkommunikation. Diesen Posten hatte bisher Stephan Grühsem inne. Während Grühsem als Vertrauter des zurückgetretenen Konzernchefs Martin Winterkorn gilt, soll Bode ein enger Vertrauter des neuen Chefs Matthias Müller sein.
Erste Folgen sind sichtbar
Keine zwei Wochen alt ist der größte Skandal in der Geschichte des Volkswagen-Konzerns, die Folgen sind aber schon jetzt gravierend. Das, was bislang bekannt ist, ist ein schwerer Schlag für Europas größten Autobauer. Und mit ihm trifft es Hunderttausende Arbeitnehmer weltweit, Zulieferer, ganze Städte, auch andere Autobauer und indirekt sogar die deutsche Wirtschaft. VW selbst hat am Mittwoch angekündigt, die Motorenfertigung am Standort Salzgitter zu drosseln. Die VW-Finanztochter Financial Services hat bis Jahresende einen Einstellungsstopp verhängt, auslaufende Verträge von Werkstudenten und Zeitarbeitern sollen nicht verlängert werden. Für die Städte, in denen VW oder eine der Marken des Konzerns Standorte haben, bedeutet der Skandal einen tiefen Einschnitt. So haben die Städte Braunschweig und Wolfsburg sowie Zwickau in Sachsen bereits eine Haushaltssperre verhängt, ebenso der Audi-Standort Ingolstadt in Bayern. Emden rechnet ebenfalls mit deutlich weniger Gewerbesteuer-Einnahmen und stellt deshalb geplante Projekte infrage.
Fast täglich Berichte über Ermittlungen
Für den VW-Konzern sind die Konsequenzen freilich noch nicht absehbar. Fast täglich gibt es neue Meldungen über Ermittlungen und Klagen gegen Volkswagen oder dessen Verantwortliche. Aufsichtsratsmitglied Olaf Lies (SPD), niedersächsischer Wirtschaftsminister, forderte eine strafrechtliche Verfolgung der Verantwortlichen für die Diesel-Manipulationen bei dem Wolfsburger Autobauer. "Diejenigen, die erlaubt haben, dass dies geschehen kann und die, die entschieden haben, die Software zu installieren, haben kriminell gehandelt." Sie müssten deshalb dafür die persönliche Verantwortung übernehmen, sagte Lies am Mittwoch dem britischen TV-Sender BBC. Immerhin: Volkswagen hat bereits einen Aktionsplan zur Nachbesserung von Dieselwagen mit manipulierter Software vorgestellt und will fünf Millionen Fahrzeuge in die Werkstätten holen. Die Kunden der Fahrzeuge sollen in den nächsten Wochen und Monaten informiert werden.
VW will technische Lösungen vorstellen
Insgesamt geht es um elf Millionen Fahrzeuge, davon 2,8 Millionen in Deutschland. Im Oktober will Volkswagen den zuständigen Behörden die technischen Lösungen vorstellen. Die betroffenen Autos - darunter der Golf sechs, der Passat der siebten Generation und die erste Generation des VW Tiguan - sind mit Dieselmotoren des Typs EA 189 ausgestattet.
Nach ersten Erkenntnissen fiel die Entscheidung zum Einbau der Manipulationssoftware bereits in den Jahren 2005 und 2006, und zwar in der Motorenentwicklung in der VW-Zentrale. Unterdessen haben Ex-VW-Konzernchef Bernd Pischetsrieder und der frühere VW-Markenchef Wolfgang Bernhard bestritten, etwas vom Einbau der Software in Dieselmotoren gewusst zu haben.