Betrugsskandal erreicht VW-Vorstand
Der Entwicklungschef für die Marke Volkswagen, Heinz-Jakob Neußer, ist offenbar bereits vor Jahren über die manipulierten Abgas-Werte informiert worden. Nach Recherchen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung hat ein Techniker im Jahr 2011 Neußer über einen möglichen Rechtsverstoß in Kenntnis gesetzt. Das hat der Beschäftigte demnach bei einer Befragung durch die Konzernrevision ausgesagt. Der Techniker habe jedoch den Eindruck gehabt, dass er damals Neußer mit seiner Warnung nicht "erreicht" habe, Neußer den Hinweis also wohl nicht weiter verfolgt habe.
Die Konzernrevision untersucht derzeit die Abgas-Manipulationen bei VW. Entwicklungschef Neußer ist gemeinsam mit anderen Top-Managern vor einigen Tagen beurlaubt worden. 2011 hatte er in Wolfsburg die Leitung der Aggregate-Entwicklung für die VW-Pkw übernommen. Zuvor hatte er bei Porsche gearbeitet. 2013 stieg er in den VW-Markenvorstand auf.
VW äußert sich nicht zu einzelnen Personen
Auf Anfrage von NDR, WDR und SZ zu der angeblichen Warnung teilte der Volkswagen-Konzern mit, es würden keine Fragen zum Handeln einzelner Personen beantwortet. Es gelte für jeden Menschen bis zum Beweis des Gegenteils die Unschuldsvermutung. "Wir befinden uns in einem intensiven Aufklärungsprozess der Angelegenheit", so VW. Dabei gehe Gründlichkeit vor Schnelligkeit. "Erst wenn wir ein klares Bild des Geschehens haben, sind wir in der Lage, Detailfragen zu beantworten." Neußer selbst war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Über die Warnung vor illegalen Praktiken mit Abgaswerten hatte bereits am vergangenen Sonntag die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) berichtet. Allerdings war bislang nicht klar, an wen sie gerichtet worden war.