Stand: 29.09.2015 21:07 Uhr

VW: Es wird wohl teurer als 6,5 Milliarden Euro

Der Auspuff eines VW-Passats ist am 25.09.2015 vor dem Volkswagenwerk in Wolfsburg zu sehen. © dpa - Bildfunk
Noch ist lange nicht zu überblicken, wie teuer der Abgas-Skandal für den Autobauer VW wird. (Themenbild)

Seit dem Bekanntwerden des Skandals um manipulierte Abgaswerte bei Volkswagen vergeht kein Tag, an dem keine neuen Details bekannt werden. Nun, nach der anfänglichen Schockstarre beim Autobauer und der Neubesetzung des Chef-Postens durch Matthias Müller, hat offenbar das Rechnen in Wolfsburg begonnen: Bislang hatte VW 6,5 Milliarden Euro eingeplant, um die Folgekosten des Skandals in den Griff zu bekommen. Dass das aber wohl nicht reichen wird, räumt der Konzern nun selbst ein. Doch wie teuer könnte der Skandal für VW werden? Zu einer möglichen Höhe der Kosten, die auf das Unternehmen zukommen könnten, werde man keine Angaben machen, so der Konzern.

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Kosten für Rechtsstreitigkeiten kommen dazu

Schon in einer Mitteilung des Unternehmens aus der vergangenen Woche hieß es, das Geld werde vor allem für notwendigen Service-Maßnahmen und technologische Lösungen zurückgestellt. Die Kosten für eine mögliche juristische Aufarbeitung seien darin jedoch nicht enthalten, bestätigte ein VW-Sprecher dem NDR. Theoretisch hat Volkswagen demnach für Prozesskosten, Strafzahlungen oder Schadensersatzforderungen noch Reserven: Laut Halbjahresbilanz liegen Bargeld und Wertpapiere im Wert von gut 30 Milliarden Euro auf der hohen Kante.

Belgien will Öko-Prämien zurückklagen

Juristische Schritte drohen VW derzeit aus Belgien: Die beiden belgischen Regionen Flandern und Wallonien wollen zu Unrecht gezahlte Umweltprämien und Steuernachlässe für vermeintlich saubere Diesel-Fahrzeuge zurückfordern. Und das nicht von den Autokäufern, sondern vom Hersteller. Allein für Belgien wird der entstandene Schaden auf rund 100 Millionen Euro beziffert. Ähnliche Klagen könnten auch aus anderen Ländern kommen.

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Mitarbeiter montieren einen VW Golf im VW-Werk Wolfsburg. © dpa - Picture Alliance Foto: Julian Stratenschulte

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Anspruch auf Schadensersatz für VW-Kunden?

Nach Meinung von Verbraucherschützern könnten VW-Kunden Anspruch auf Schadensersatz haben. "Die Verbraucher haben für eine Technik bezahlt, die den Schadstoffausstoß gering halten sollte", sagte Jürgen Keßler, Verwaltungsratsvorsitzender der Verbraucherzentrale Berlin. Zudem sei der Wiederverkaufswert der betroffenen Fahrzeuge durch den VW-Skandal gesunken.

IG Metall: Belegschaft nicht verantwortlich machen

Die IG-Metall wehrt sich unterdessen gegen drohende negative Folgen für die Belegschaft. Gewerkschafts-Chef Detlef Wetzel machte deutlich, dass die Arbeitnehmer von VW nicht für den Skandal verantwortlich seien, darum werde die Belegschaft nicht für die VW-Krise zahlen. Die Affäre bedeute einen "unendlichen Schaden" für das Produkt, den Konzern und den Standort Deutschland, sagte Wetzel. Der Skandal sei aus nationaler Sicht mit der Finanzkrise 2008/2009 vergleichbar.

Einstellungsstopp bei Spedition

Wegen drohender Einbußen bei der Gewerbesteuer hat die Stadt Wolfsburg, die bislang von Volkswagen und seinen Zulieferern profitierte, am Montag eine Haushaltssperre verhängt. Der Skandal trifft aber auch die Zulieferer in der Branche. Das Speditionsunternehmen Schnellecke hat nach eigenen Angaben einen Einstellungsstopp verhängt. Absehbar sei die Dimension des Schadens allerdings noch nicht, hieß es. Börsennotierte Zulieferer - wie der Reifenhersteller Continental - spüren die Auswirkungen dagegen direkt: Ihr Aktienkurs steht seit Beginn des Skandals deutlich unter Druck. Die Lage beim Zulieferer Bosch wird nach eigenen Angaben noch bewertet.

700.000 Fahrzeuge von Seat betroffen

Zudem war Montag bekannt geworden, dass unter den elf Millionen Autos mit manipuliertem Diesel-Motor auch 2,1 Millionen Fahrzeuge der Tochter Audi und 1,8 Millionen Fahrzeuge von VW Nutzfahrzeuge sind. Am Dienstag teilte auch Seat mit, dass rund 700.000 Fahrzeuge dieser Marke betroffen sind.

VW stellt Aktionsplan zur Nachbesserung vor

Unterdessen hat VW einen Aktionsplan zur Nachbesserung der Wagen vorgestellt und will fünf Millionen betroffene Autos der Kernmarke VW in die Werkstätten holen. Die betroffenen VW-Kunden sollen bald per Post informiert werden, wenn ihre Diesel-Fahrzeuge nachgebessert werden müssen. VW sprach dabei von "Servicemaßnahmen", nicht etwa von "Sicherheits-Rückrufaktionen" - schließlich sei die Sicherheit der Fahrzeuge nicht tangiert, so ein VW-Sprecher in Wolfsburg.

Diess in Brüssel: Kunden im Fokus

"Wir haben einige Lösungen erarbeitet, insbesondere stehen natürlich die Kunden im Fokus im Moment", sagte VW-Marken-Chef Herbert Diess in Brüssel bei einem Treffen mit der EU-Industriekommissarin Elzbieta Bienkowska. "Beide Teilnehmer waren sich einig, dass es äußerst wichtig ist, das Vertrauen in die europäische Autoindustrie wieder herzustellen", hieß es am Abend.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 29.09.2015 | 16:00 Uhr

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