Müller: Keine Kurzarbeit bei Volkswagen
Nur ein Beruhigungsmittel? Oder nichts als die Wahrheit? Die VW-Mitarbeiter müssen nach Aussage des neuen Konzernchefs Matthias Müller derzeit keine Folgen des Abgas-Skandals fürchten. "Im Moment haben wir keinen Anlass, über Kurzarbeit auch nur nachzudenken", sagte Müller am Mittwoch in Wolfsburg. Der Abgas-Skandal hat laut Betriebsrat noch nicht auf die Verkäufe durchgeschlagen. Zur Frage, ob unter Umständen eine Reduzierung der Leiharbeit erwägt werde, äußerte sich Müller nicht. Betriebsratschef Bernd Osterloh räumte aber ein, dass der Vorstand sich darüber "Gedanken mache". Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) war am Mittwoch ebenfalls bei dem Werksbesuch in Wolfsburg dabei.
VW stoppt teilweise Neuwagen-Verkauf
Unterdessen hat Volkswagen in der EU den Verkauf von Neuwagen mit der Manipulations-Software gestoppt. Das teilte der Konzern heute mit. Es gehe dabei um "eine sehr begrenzte Anzahl" von Neuwagen, die bereits beim Händler stehen, so ein VW-Sprecher. Viele neue Dieselwagen würden nämlich die Abgasnorm Euro-6 erfüllen und seien von den Manipulationen nicht betroffen. "In Einzelfällen" könne es aber passieren, dass Kunden bereits bestellte Autos nicht ausgeliefert bekommen.
Gewerkschaft und Betriebsrat fordern Dezentralisierung
Bereits am Vortag wandten sich IG Metall und der Betriebsrat in einer gemeinsamen Erklärung an den Konzern. Darin fordern sie Konsequenzen aus dem Abgas-Skandal. Sie setzen unter anderem auf flachere Hierarchien und Dezentralisierung im Unternehmen. "Noch heute wird bei Volkswagen in den Führungsebenen zu sehr in Marken und Bereichen gedacht", bemängeln IG Metall und die Arbeitnehmervertreter. Der Konzern müsse die Ideen jedes Einzelnen ernst nehmen, und zwar "unabhängig von Hierarchien". Manager unterhalb der Vorstandsebene sollten mehr Entscheidungsbefugnis haben, heißt es in der Mitteilung.
Osterloh: "Für eine Entwarnung zu früh"
Nach Angaben Osterlohs hat der Abgas-Skandal in der ersten Oktober-Hälfte noch nicht auf die Verkäufe durchgeschlagen: "Es gibt noch keine Anzeichen dafür." Das gelte auch explizit mit Blick auf den wichtigen Heimatmarkt Deutschland und Europa. Für eine Entwarnung sei es aber noch zu früh, betonte er. Dies hob auch der neue IG-Metall-Chef Jörg Hofmann hervor: "Wir können im Moment nur über Szenarien reden. Aber wenn ein Szenario eintritt, müssen wir handlungsfähig sein."