Früherer AKW-Standort Würgassen wird zu Batteriespeicher
Unweit des ehemaligen Atomkraftwerkes Würgassen soll einer der größten Batteriespeicher Deutschlands entstehen. Seine Kapazität soll bei 280 Megawatt-Stunden liegen. 2026 soll er in Betrieb gehen.
Für das 92 Millionen Euro teure Pilotprojekt "Speicherpark Würgassen" wurde ein Grundstück von der Stadt Beverungen im Dreiländereck Nordrhein-Westfalen (NRW), Niedersachsen und Hessen vergeben, wie Bürgermeister Hubertus Grimm am Dienstag berichtete. Der kommunale Energie-Dienstleister Westfalen Weser plant den Bau mit einer Leistung von zunächst 120 Megawatt (MW) und einer Kapazität von 280 Megawatt-Stunden (MWh). Die Fertigstellung ist laut Grimm für die zweite Jahreshälfte 2026 geplant. Die neue Anlage soll die Stabilität der Stromversorgung erhöhen.
Umspannwerk und Leitungen bereits vorhanden
Der Standort eigne sich für einen Batteriespeicher besonders gut, da er durch das ehemalige Kernkraftwerk ein Umspannwerk und entsprechende Leitungen biete, teilten Grimm und Westfalen Weser mit. "Mit einem zukunftsgerichteten Projekt, das die Energiewende in den Fokus rückt, werden wir unserer Rolle als einer der vier im Regionalplan NRW genannten Energiestandorte gerecht. Ich freue mich deshalb sehr, dass in Würgassen einer der größten Batteriespeicher in Deutschland entstehen wird", sagte Grimm.
Zunächst sollten radioaktive Abfälle in Würgassen zwischengelagert werden
Die weitere Nutzung des Geländes in Würgassen war seit Jahren umstritten. 1971 speiste das Kraftwerk zum ersten Mal Strom ins Netz. Den Abbau des AKW schloss PreussenElektra 2014 ab. Sechs Jahre später fiel die Entscheidung, wie es auf dem Gelände in Würgassen weitergehen soll: Die Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) kündigte 2020 an, an der Weser ein Bereitstellungslager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle zu bauen. Von dort aus sollte der Atommüll in ein Endlager kommen.
Kritik an Atommülllager von diversen Seiten
Der Plan, dort ein Atommülllager zu errichten, stieß auf massiven Widerstand in den umliegenden Gemeinden. Eine Studie ergab, dass das Bereitstellungslager in Würgassen nicht notwendig sei. Außerdem kritisierte ein Gutachten im Auftrag der Länder Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, dass weder die Straßen- noch die Bahnanbindung im Weserbergland für den Transport von Atommüll geeignet seien. Daraufhin überprüfte das Bundesumweltministerium den Standort erneut und eine Kommission kam zu dem Schluss, dass Würgassen am besten als Logistikzentrum für Atommüll geeignet sei.
Bund entscheidet sich gegen Lager für Atommüll
Nach jahrelangem Streit entschied der Bund 2023 schließlich das Aus für die Atommüll-Pläne in Würgassen. Das geplante Bereitstellungslager ließe sich wirtschaftlich und zeitlich nicht mehr realisieren. Die Erleichterung in Niedersachsen war daraufhin groß.
Geschichte des AKW Würgassen
Das AKW Würgassen war der erste rein kommerziell genutzte Atommeiler in Deutschland und ist damit einer der ältesten. Die Entscheidung zum Rückbau hatte seinerzeit nichts mit Umweltschutz zu tun - es waren rein wirtschaftliche Gründe. Bei einer Routine-Überprüfung waren 1994 Risse im Reaktormantel gefunden worden. Eine Reparatur wäre wirtschaftlich nicht sinnvoll gewesen. 1995 wurde der Reaktor abgeschaltet und zwei Jahre später offiziell stillgelegt. Würgassen wurde zum wirtschaftlichen Totalschaden.
In Schleswig-Holstein soll der größte Batteriespeicher entstehen
Ähnliche Projekte wie in Würgassen sind auch andernorts in der Diskussion. So soll der größte Batteriespeicher Deutschlands auf dem Gelände des stillgelegten AKW Brokdorf (Schleswig-Holstein) entstehen und eine Leistung von 700 Megawatt haben.