Atommüll-Logistikzentrum: Kommission hält Würgassen für geeignet
Die Entsorgungskommission des Bundes hält das Gelände des ehemaligen Atomkraftwerks Würgassen als Logistikzentrum für Atommüll für am besten geeignet. Niedersachsens Umweltminister Meyer fordert eine neue Suche.
Seit Jahren gibt es Streit über ein geplantes Atommüll-Logistkzentrum in Würgassen an der Landesgrenze zwischen Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Dort soll schwach bis mittelradioaktiver Atommüll aus der ganzen Bundesrepublik ankommen und für die Endlagerung vorbereitet werden. Laut einem von den beiden Bundesländern in Auftrag gegebenen Gutachten ist das Logistiklager in Würgassen (Landkreis Höxter) nicht notwendig. Nach massiver Kritik aus den Ländern hat die Entsorgungskommission des Bundes (ESK) das Vorhaben der Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) noch einmal geprüft. "Die ESK kommt zum Ergebnis, dass ein Logistikzentrum für die optimierte Anlieferung an das Endlager Konrad erforderlich ist", heißt es in einer Mitteilung, die die Kommission am Mittwoch veröffentlichte. Von allen relevanten Standorten sei Würgassen am besten geeignet.
Kommission sieht alle Sicherheitsvorkehrungen erfüllt
Wesentliche Schlussfolgerungen des Gutachtens der Bundesländer basierten "auf nicht ausreichend vollständigen, aktuellen und robusten Annahmen", so die ESK. In dem Gutachten der Länder heißt es unter anderem, dass Straßen und Brücken an dem Standort zu marode seien und es rund um Würgassen nur eingleisige Bahntrassen gibt. Die Entsorgungskommission räumt zwar ein, dass die Transportwege überprüft werden müssen. Gleise müssten jedoch nicht mehr, wie ursprünglich vorgegeben, zweigleisig sein. Auf dem Gelände des ehemaligen Atomkraftwerks seien alle Sicherheitskriterien erfüllt - auch der Hochwasserschutz.
Samtgemeindebürgermeister von Boffzen ist entsetzt
Tino Wenkel (parteilos), der Samtgemeindebürgermeister von Boffzen im Landkreis Holzminden zeigte sich entsetzt und enttäuscht, allerdings nicht überrascht über das Ergebnis der ESK. An Fach- und Sachargumenten sei wohl niemand interessiert, sagte Wenkel. In dem geplanten Zentralen Bereitstellungslager in Würgassen soll schwach- bis mittelradioaktiver Atommüll aus Deutschland ab 2027 gesammelt und vorsortiert werden, ehe er in das Endlager Schacht Konrad im mehr als 100 Kilometer entfernten Salzgitter transportiert wird.
Umweltminister Meyer fordert neue Suche
Auch Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) zeigte sich "enttäuscht, dass die Kommission ihre eigenen Kriterien, wie zweigleisigen Bahnanschlüsse und Hochwasserfreiheit jetzt einfach so vom Tisch gewischt hat", wie er dem NDR Niedersachsen sagte. Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen hätten erhebliche Zweifel an dem Standort, auch wegen der geringen Abstände zur Wohnbebauung. Positiv zu bewerten sei aber, dass die Kommission eingeräumt habe, dass andere Standorte für ein Bereitstellungslager ebenfalls in Betracht gezogen werden sollten, die sich näher am Schacht Konrad befänden, "weil wir vor allem auch das Ziel haben, unnötige Atommülltransporte quer durch die Republik vermeiden zu wollen." Er fordert eine neue Suche nach vorher festgelegten Kriterien. Würgassen sei nicht genehmigungsfähig, so Meyer.
Der Parlamentarische Staatssekretär Christian Kühn (Grüne) des Bundesumweltministeriums erklärte, man wolle nun Gespräche mit den Ländern Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen sowie dem ebenfalls angrenzenden Hessen führen.