Zahl der Asylsuchenden verdoppelt - Unterkünfte werden knapp

Stand: 21.09.2023 19:53 Uhr

Die Zahl der Asylsuchenden in Niedersachsen hat sich mehr als verdoppelt. Laut Innenministerin Behrens stößt die Landesaufnahmebehörde an ihre Kapazitätsgrenze. Die Suche nach Unterkünften ist schwierig.

Mitte Juli kamen pro Woche etwa 500 bis 600 Asylsuchende nach Niedersachsen. Mittlerweile seien es mehr als 1.300, teilte Innenministerin Daniela Behrens (SPD) am Donnerstag im Innenausschuss des Landtags mit. Derzeit seien alle rund 9.500 Plätze der Landesaufnahmebehörde belegt. "Es wird enger, es wird voller", sagte Behrens.

Viele Standorte mit Notbelegung

An den Standorten Bramsche, Braunschweig, Celle, Fallingbostel, Friedland, Oldenburg und Osnabrück sei die Landesaufnahmebehörde bereits in eine Notbelegung übergegangen. Damit werden in den verfügbaren Zimmern mehr Menschen untergebracht. Auch Hallen und Schulungsräume werden als Unterkünfte genutzt. Darunter leide die Qualität der Unterbringung und damit auch die Lebenssituation der Menschen, so Behrens. Laut der Innenministerin arbeitet das Land mit Hochdruck daran, weitere Notunterkünfte zu finden und einzurichten. "Sowohl das Land als auch die Kommunen werden in den kommenden Wochen sicherlich überall alle Unterbringungsmöglichkeiten nutzen müssen, die wir bekommen können."

Daniela Behrens (SPD), Innenministerin Niedersachsen, spricht bei der Vorstellung des Verfassungsschutzberichts 2022 im niedersächsischen Innenministerium. © dpa-Bildfunk Foto: Michael Matthey/dpa
AUDIO: Innenministerin Behrens über Zuwanderung: "Kommen an unsere Grenzen" (22.08.2023) (6 Min)

Aufnahmequote der Kommunen soll angehoben werden

Zum 1. Oktober soll die Aufnahmequote der Kommunen angehoben werden. Am Montag ist dazu ein Gespräch mit den kommunalen Spitzenverbänden geplant. Die Suche nach Unterkünften gestalte sich allerdings schwierig, so Behrens. Erschwerend komme hinzu, dass die Messehallen in Hannover mit 300 Plätzen erst wieder ab Dezember genutzt werden können. Das Land besorge derzeit winterfeste Zelte für alle Standorte, um Obdachlosigkeit zu vermeiden, kündigte die Innenministerin an. Mit der steigenden Zahl an Asylsuchenden ist Niedersachsen nicht allein. "Wir erwarten insgesamt in allen 16 Bundesländern einen ganz schwierigen Herbst".

Behrens fordert bessere Verteilung in der EU

Die meisten Asylsuchenden kommen aktuell aus Syrien, der Türkei und aus Afghanistan. Sie reisen überwiegend auf dem Landweg über die sogenannte Ostroute, also Russland und Weißrussland, nach Deutschland. Hierfür macht Behrens vor allem Russlands Präsidenten Wladimir Putin verantwortlich. Er betreibe damit eine Art hybride Kriegsführung. Auf Dauer sei der aktuelle Zustand nicht leistbar, betonte die Ministerin. Derzeit nimmt Deutschland fast jeden dritten Asylsuchenden in der EU auf. Das müsse besser verteilt werden. "Es kann nicht sein, dass sich viele EU-Staaten noch immer ihrer Verantwortung für die humanitären Werte der Union entziehen", sagte Behrens.

Weitere Informationen
Geflüchtete laufen durch die Außenstelle der Landesaufnahmebehörde Niedersachsen in einer Messehalle auf dem Messegelände in Hannover. © picture alliance/dpa | Julian Stratenschulte Foto: Julian Stratenschulte

Schwieriger Herbst? Druck auf Geflüchteten-Unterkünfte steigt

Niedersachsen muss Unterkünfte in Hannover und Bad Fallingbostel/Oerbke schließen. Dabei steigt die Zahl der Geflüchteten. (08.09.2023) mehr

Innenministerin Daniela Behrens (SPD) vor einer Nissenhütte im Grenzdurchgangslager Friedland (Landkreis Göttingen). © Swen Pförtner/dpa Foto: Swen Pförtner/dpa

Behrens im Grenzdurchgangslager Friedland: "Belastung ist hoch"

Es brauche eine faire Lastenverteilung zwischen Bund, Ländern und Kommunen, so die Innenministerin bei ihrem Antrittsbesuch. (30.08.2023) mehr

Eine geflüchtete Familie kommt am Flughafen in Hannover an. © picture alliance/dpa/Julian Stratenschulte Foto: Julian Stratenschulte

Zahl der Asylsuchenden im ersten Halbjahr deutlich gestiegen

In der ersten Jahreshälfte gab es in Niedersachsen fast 6.000 Anträge mehr. Auch deutschlandweit stiegen die Zahlen. (29.07.2023) mehr

Dieses Thema im Programm:

Niedersachsen 18.00 | 21.09.2023 | 18:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Migration

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen

Ein Fass mit radioaktiv verseuchtem Wasser steht am 04.03.2014 in Remlingen (Niedersachsen) in einem Schacht des Atommüll-Lagers Asse. (Archivbild) © picture alliance / dpa | Jochen Lübke Foto: Jochen Lübke

Atommüll-Endlager: Weitere Gebiete vorerst ausgeschlossen

Die BGE hat mögliche Regionen im Norden für Atommüll-Endlager eingegrenzt. Auch in Niedersachsen fallen Gebiete raus. mehr