Schwieriger Herbst? Druck auf Geflüchteten-Unterkünfte steigt
Niedersachsen steht ein schwieriger Herbst bevor. Im Land gibt es ohnehin zu wenige Plätze für Geflüchtete. Jetzt schließen noch Landesunterkünfte. Gleichzeitig steigt die Zahl der geflüchteten Menschen.
In den Hallen 24 und 25 tobt das Leben. Aktuell sind in der Landesunterkunft in Hannover mehr als 1.500 Menschen untergebracht. Doch Thomas Heine, der Landesgeschäftsführer des Arbeitersamariterbundes (ASB), und sein Team müssen bis zum 20. September alles ausgeräumt haben. 2.000 Betten, viele Trennwände, eine Arztpraxis - alles wird abgebaut. "Das kommt alles weg und wird zunächst auf dem Messegelände zwischengelagert", sagt Heine. Der Grund: Mitte November werden in den Hallen Trecker stehen. Die Landwirtschaftsmesse Agritechnica braucht die Hallen.
Kein Platz für Geflüchtete: Mehrere Probleme auf einmal
Das Land kann daran nichts ändern. Die Verträge für Messen wie die Agritechnica sind langfristig abgeschlossen. "Wir müssen sehen, wann es freie Zeiträume gibt und wir uns mit der Messe darauf einigen können, Hallen zu nutzen", sagt Hannah Hintze von der Landesaufnahmebehörde Niedersachsen. Und Hannover ist nicht das einzige Problem. Auch die Geflüchteten-Unterkunft in Bad Fallingbostel/Oerbke muss geräumt werden - bis Ende Oktober. Denn: Ende des Jahres wird die ehemalige britische Kaserne von der Bundeswehr übernommen.
Zahl der Geflüchteten steigt
Der Druck auf das Land, Geflüchtete unterzubringen, wächst damit. Zumal im Herbst insgesamt ein Anstieg der Zahlen erwartet wird. Bis Ende August kamen 17.000 Personen nach Niedersachsen. Im Vergleichszeitraum 2022 waren es 5.000 weniger. Schon jetzt stellt das Land einen Anstieg der Asylsuchenden fest und rechnet damit, dass die Zahl "deutlich höher als im letzten Jahr" liegen wird.
Schnelle Entlastung durch Jugendherbergen
Das Land sucht deshalb händeringend nach Wegen, Geflüchtete unterzubringen. Fest steht, dass ab November Jugendherbergen in Emden, Aurich, Bad Zwischenahn und Garrel angemietet werden. Außerdem sind neue Landesunterkünfte geplant: in Cuxhaven, Bad Sachsa, Springe und Fürstenau. Insgesamt sollen so 2.400 Plätze geschaffen werden. Wann jedoch die Landesunterkünfte bereit sind, ist noch völlig unklar. Das Land hofft außerdem, nach der Agritechnica in Hannover ab Ende November wieder eine Unterkunft auf dem Messegelände einrichten zu können.
Kritik der Kommunen - "Ballungsräume mehr als überbelegt"
Solange kommen auf die Kommunen harte Zeiten zu. Stefan Wittkop, der Sprecher des Niedersächsischen Städtetages, rechnet damit, dass die Kommunen allein 500 bis 600 Geflüchtete pro Woche aufnehmen müssen, um den Wegfall der Landesunterkünfte in Hannover und Bad Fallingbostel/Oerbke zu kompensieren. "Wir haben schon in großem Umfang aufgenommen," so Wittkop. "Die Ballungsräume sind mehr als überbelegt."