Wohnungs-Neubau in Niedersachsen? Rechnet sich nicht mehr

Stand: 16.11.2023 16:22 Uhr

Die Lage auf dem Wohnungsmarkt spitzt sich weiter zu. Das zeigt der neue Wohnungsmarktbericht für Niedersachsen. Kommendes Jahr werden laut NBank so wenig neue Wohnungen gebaut wie lange nicht mehr.

von Torben Hildebrandt

"Der Wohnungsmarkt kommt derzeit von allen Seiten unter Druck", sagt Niedersachsens Wirtschafts- und Bauminister Olaf Lies (SPD). Ein Blick auf die Zahlen zeigt: Bauen rechnet sich nicht mehr - viele privatwirtschaftliche Bauprojekte liegen derzeit auf Eis oder werden ganz gestoppt. Für das kommende Jahr rechnet die niedersächsische Förderbank NBank mit landesweit 17.000 Wohnungen, die fertig gestellt werden. Damit würde sich die Zahl im Vergleich zum Jahr 2022 fast halbieren. Susanne Schmitt, Direktorin des Verbands der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft in Niedersachsen, sagt: Niedersachsen stehe vor einem "massiven Einbruch der Neubauzahlen".

Bauarbeiter geht auf einer Baustelle für ein Gebäude am Kronberg, während die Sonne aufgeht. Die Tarifverhandlungen im Baugewerbe sind wegen dem Coronavirus verschoben. © dpa-Bildfunk Foto: Julian Stratenschulte/dpa
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Das sind die Gründe für hohe Baukosten

Das Problem: Die Baukosten sind so hoch, dass Investoren das Geld über normale Mieten kaum wieder reinholen können. Die Mieten steigen also weiter. Zwar kommt der Wohnungsmarktbericht auch zu dem Ergebnis, dass die Preise auf dem Bau bald nicht mehr so stark steigen, die Kosten dürften allerdings nicht mehr auf das Vor-Corona-Niveau sinken. Das sind die Gründe für die Probleme am Wohnungsmarkt:

  • Gestiegene Zinsen: Sich Geld zu leihen, ist teuer geworden. Damit steigen die Raten beim Rückzahlen des Kredits. Investoren müssen also höhere Mieten nehmen 
  • Material- und Handwerkerkosten sind seit der Corona-Pandemie gestiegen - anfangs wegen Materialengpässen und Lieferkettenproblemen, später auch wegen der allgemeinen Inflation
  • Hohe Energiekosten treffen auch die Bauindustrie: Egal ob für Dämmung, Betonteile oder Steine - zur Herstellung wird viel Energie gebraucht
  • Hohe energetische Standards, neue Heiz- und Lüftungstechnik
  • Der Fachkräftemangel bremst den Neubau von Wohnungen
  • Migration: Die Kommunen suchen nach Wohnraum, um Geflüchtete unterzubringen

Eine Grafik zeigt wie viele Wohnungen in den letzten Jahren in Niedersachsen fertiggestellt wurden. © Landesamt für Statistik Niedersachsen
Kommendes Jahr rechnet die NBank mit knapp halb so vielen neuen Wohnungen wie 2022.
Weg vom Einfamilienhaus, hin zum Wohnblock

Wohnungswirtschaft, Politik und NBank bemühen sich, die Folgen der Wohnungskrise abzufedern. Verbandsdirektorin Schmitt fordert, dass sich alle Akteure darauf konzentrieren, den Geschosswohnungsbau voranzutreiben - also Wohnblöcke und Mehrfamilienhäuser statt Einfamilienhäuser mit Garten. "Jetzt gilt es, dem Geschosswohnungsbau absolute Priorität einzuräumen", sagt Schmitt. "Ich weiß, dass das in einem Flächenland wie Niedersachsen nicht überall auf Gegenliebe stößt. Aber nur mit Einfamilienhausgebieten werden wir das Problem nicht beheben können." Auch NBank-Chef Michael Kiesewetter stellt klar: "Es wird stärker in den Geschosswohnungsbau gehen."

Billiger bauen: Dünnere Wände, keine Parkplätze

Wirtschafts- und Bauminister Olaf Lies will die gesetzlichen Vorgaben in der Niedersächsischen Bauordnung so verändern, dass Bauen schneller, leichter und günstiger wird. Der SPD-Politiker will Baustandards absenken. Als Beispiel nennt er die Stärke von Wänden oder Geschossdecken oder die Pflicht zum Bauen von Parkplätzen. Diese Erleichterungen sollten dann auch greifen, wenn Wohnungen im Bestand saniert werden, wenn Dachgeschosse ausgebaut oder neue Gebäudeteile angebaut werden. Lies richtet den Blick auch auf die Energiesparvorgaben: "Wir dürfen nicht noch mal was draufpacken, sonst geht bald gar nichts mehr", sagt der Minister. Die Bauordnung soll noch vor dem nächsten Sommer fertig sein.

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Dieses Thema im Programm:

Hallo Niedersachsen | 16.11.2023 | 19:30 Uhr

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