Wie geht es weiter mit dem Torf-Abbau in Niedersachsen?
Torf gilt als ideales Substrat für Pflanzen, der Abbau ist aber extrem klimaschädlich. Dennoch fordert die Gartenbauindustrie den heimischen Abbau statt im Ausland. Der NABU will strengere Vorgaben.
Einig sind sich Gartenbauindustrie und Naturschutzbund (NABU) darin, lieber hierzulande Torf für die heimische Substratproduktion abzubauen, statt Torf aus dem Ausland zu importieren, etwa aus Skandinavien und den baltischen Staaten. "Eigentlich wäre es sinnvoller, wenn man den Torf lokal, regional abbauen würde", sagt Philip Testroet vom Industrieverband Garten (IVG) vor dem Deutschen Torf- und Humustag, der am Donnerstag in Bad Zwischenahn stattfindet. Denn die Transporte über weite Wege sorgten für zusätzliche Emissionen.
NABU: Torf für Pflanzen aus dem Supermarkt zu schade
Zwar sinke die Torfnutzung hierzulande durch die Verwendung von Alternativstoffen bereits. Ein Ausstieg sei aber nicht von heute auf morgen möglich. Felix Grützmacher vom Naturschutzbund (NABU) ergänzt, dass hierzulande Umweltstandards höher seien. "Lieber Torfabbau in Deutschland als im Ausland." Er fordert aber auch steigende Beimischungsquoten für Torf-Alternativen. Diese sollten nicht nur freiwillig, sondern per Ordnungsrecht vorgeschrieben werden, denn einen Zeitplan für den Ausstieg gebe es bislang nicht. Für Stiefmütterchen aus dem Supermarkt oder ähnliche Wegwerfprodukte sei Torf nämlich zu schade.
Moore binden mehr CO2 als alle Wälder der Welt
Dem Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) zufolge befinden sich 90 Prozent der deutschen Torfflächen in Niedersachsen. Meist werden schon entwässerte Moore, die zuvor vor allem landwirtschaftlich genutzt wurden, abgebaut. Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (Grüne) dringt darauf, möglichst viele Moore wiederzuvernässen. Ihr zufolge kommen knapp 20 Prozent der niedersächsischen Treibhausemissionen aus Moorböden. "Intakte Moore sind riesige Kohlenstoff-Speicher", betont auch der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND). Obwohl sie nur drei Prozent der weltweiten Landfläche bedecken, binden sie demnach doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder zusammen.