Moore: Gigantische CO2-Speicher und Rohstoffquelle in einem
Moore speichern viel CO2. Weil die meisten aber beschädigt oder bewirtschaftet sind, entweicht das Treibhausgas. Für Niedersachsen ein Problem, denn hier liegen drei Viertel der deutschen Hochmoore.
Niedersachsen ist das moorreichste Bundesland. Gut acht Prozent der Landesfläche sind von Mooren bedeckt, wie der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in einer Informationsbroschüre schreibt. Allgemein gesprochen bilden sich Moore dort, wo die Vegetation lange unter Wasser steht. Weil kein Sauerstoff an die abgestorbenen Pflanzen gelangt, zersetzen dich diese kaum. Sie werden zu Torf. Das allerdings dauert: Erst nach 1.000 Jahren ist eine Schicht von einem Meter "fertig", so der BUND.
Moore emittieren Methan, speichern aber CO2
Solange Moore naturbelassen seien, liege ihre Klimabilanz bei plus/minus null, schreibt der BUND. Moore stoßen zwar das Treibhausgas Methan aus. Gleichzeitig entziehen sie der Luft aber das ebenfalls klimaschädliche Kohlenstoffdioxid (CO2) - und speichern es. Unterschieden wird zwischen Hoch- und Niedermooren. "Hochmoore leben nur von Niederschlägen", erklärt der BUND. 73 Prozent der deutschen Hochmoore liegen demnach in Niedersachsen. Sie seien extrem nass, ihr Wasser sauer und arm an Nährstoffen. Hochmoore sind extreme Lebensräume. "Nur Spezialisten wie Wollgras, Moosbeere oder Sonnentau können hier überleben", schreibt der BUND - und natürlich Torfmoose.
Niedermoore brauchen Grundwasser
Anders als Hochmoore speisen sich Niedermoore aus Grundwasser, wie es weiter heißt. Sie sind reich an Nährstoffen, weshalb dort mehr Tier- und Pflanzenarten vorkommen als in Hochmooren. Niedermoore entstehen demnach dort, wo Seen austrocknen, Senken feucht sind, Auen überflutet werden oder Quellen austreten. 18 Prozent der Niedermoore in Deutschland befinden sich in Niedersachsen.
Moore speichern viel mehr CO2 als Wälder
"Intakte Moore sind riesige Kohlenstoff-Speicher", betont der BUND. Obwohl sie nur drei Prozent der weltweiten Landfläche bedecken, binden sie demnach doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder zusammen. Dabei sei die Fläche der Wälder auf der Erde zehnmal größer als die mit Mooren. Das Problem: Die meisten Moore in Deutschland sind nicht naturbelassen. Einst bedeckten heimische Moorlandschaften mit 1,5 Millionen Hektar gut 4,2 Prozent der Fläche Deutschlands, schreibt der Naturschutzbund Deutschland (NABU). "Heute sind sie zu 95 Prozent entwässert, abgetorft, bebaut oder landwirtschaftlich und forstwirtschaftlich genutzt. Diese Moore gelten als 'tot'."
Was haben Moore mit Klimaschutz zu tun?
Dabei brauchen wir Moore. Laut NABU sind Moore die effektivsten Kohlenstoffspeicher unter den Landökosystemen. Sie bieten darüber hinaus vielen bedrohten Arten einen Lebensraum, filtern Wasser und dienen als Rückhalteflächen. Greift der Mensch in das Ökosystem Moor ein, gerät es aus dem Gleichgewicht. Die eingeschlossenen Treibhausgase entweichen. "Denn sobald die in den Mooren über Jahrtausende unter Wasser abgeschlossenen Pflanzenreste in Kontakt mit Sauerstoff gelangen, zersetzen sie sich, und es entsteht CO2", erklärt der BUND. Etwa 53 Millionen Tonnen Klimagase entweichen demnach jedes Jahr aus den entwässerten Mooren in Deutschland. Das entspreche 7,5 Prozent der deutschen Treibhausgasemissionen.
Niedersachsen wird zum Zentrum der Torfindustrie
In der Moordatenbank "Mooris", die unter anderem vom Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) geführt wird, heißt es: Die Menschen in Deutschland begannen bereits im 17. Jahrhundert damit, Moore systematisch zu entwässern und nutzbar zu machen. "Die nährstoffreichen Niedermoore waren nach der Entwässerung gut landwirtschaftlich zu nutzen." Anders bei den nähstoffarmen Hochmooren: Sie hätten erst ab 1877 landwirtschaftlich genutzt werden können, als die Preußische Moor-Versuchsstation Bremen ein spezielles Verfahren entwickelt hatte. "Die Nutzung und Erschließung der Hochmoore brachte für Niedersachsen die größten Veränderungen in der Landschaft und Besiedlung", heißt es weiter.
Torfabbau: Schwerste körperliche Arbeit
Der frühe Torfabbau sei nicht nur zur Gewinnung von Brenntorf nötig gewesen, sondern auch, um die dicken Torfschichten für die spätere Kultivierung abzutragen, heißt es bei "Mooris" weiter. "Die Besiedlung und Urbarmachung der Hochmoore war ein staatlich gefördertes Programm." Die Torfindustrie entwickelte sich. Moorbauern wurden zu Torfbauern. Bis Maschinen kamen, war der Abbau schwerste körperliche Arbeit.
Hochmoortorf wird zum begehrten Rohstoff
Weil knapp drei von vier Hochmooren in Niedersachsen liegen, entstand hier auch der Schwerpunkt der deutschen Torfwirtschaft. Sogenannte Hochmoortorfe aus Torfmoosen, die laut LBEG vor allem im Norden und Nordwesten Niedersachsens verbreitet sind, die Rohstoffbasis für die Torf- und Humuswirtschaft. Der Torf wurde zunächst in heimischen Öfen, später in Kraftwerken verbrannt. Heute spielt Torf laut BUND beim Heizen kaum noch eine Rolle. Dafür beim Gärtnern: Er wird oft Blumenerde beigemischt, wie die Umweltorganisation weiter erklärt. Torf könne gut Wasser speichern, habe eine gute Durchlüftung und eine gute Nährstoff- und Säureregulation.