Warnstreiks in der Metall- und Elektroindustrie gehen weiter
Im Tarifkonflikt in der Metall- und Elektroindustrie hat die IG Metall ihre Warnstreiks ausgeweitet. Heute wird unter anderem bei VW in Osnabrück gestreikt. Morgen ruft die Gewerkschaft zum "Küsten-Aktionstag" auf.
Vor Beginn der neuen Verhandlungsrunden will die Industriegewerkschaft mit weiteren Warnstreiks Druck auf die Arbeitgeber ausüben. In Niedersachsen wird laut IG Metall heute unter anderem in Stadt und Landkreis Osnabrück gestreikt. Betroffen seien 14 Unternehmen, darunter Volkswagen und Siemens, so ein Sprecher. Zwei Protestzüge mit rund 2.000 Beteiligten zogen am Vormittag vom VW-Werk und vom Kupferverarbeiter KME zum Osnabrücker Gewerkschaftshaus. Laut Polizei kam es auf den Routen des Zuges zu Verkehrsbehinderungen, sagte ein Polizeisprecher dem NDR Niedersachsen. Weitere Aktionen finden heute unter anderem in Hameln, Osterode (Landkreis Göttingen) und Helpsen (Landkreis Schaumburg) statt. Laut IG Metall haben sich im Bezirk Niedersachsen und Sachsen-Anhalt seit Ende der Friedenspflicht rund 17.000 Beschäftigte an den Aktionen beteiligt. Im IG-Metall-Bezirk Küste gingen bis einschließlich Dienstag rund 25.000 Menschen auf die Straße.
"Küsten-Aktionstag" am Donnerstag geplant
Höhepunkt soll nach Angaben eines Sprechers ein Küsten-Aktionstag am Donnerstag werden. In mehr als 100 Betrieben in 21 Städten werde flächendeckend die Arbeit niedergelegt, teilte die IG Metall Küste am Mittwoch mit. Zudem seien Demonstrationen und Kundgebungen geplant. In Bremen sind unter anderem die Beschäftigten bei Mercedes Benz, Airbus und Lürssen Werft zum Streik aufgerufen. Dort findet laut Gewerkschaft auch die größte Aktion statt: Drei Demonstrationszüge sollen zu einer Kundgebung in der Nähe des Weserstadions ziehen. Weitere Aktionen sind in Bremerhaven, Varel und Papenburg geplant - dort treffen sich zwei Demozüge zur Kundgebung an der Kesselschmiede. In Emden ist außerdem eine Kundgebung bei Thyssenkrupp Marine Systems angekündigt. Der Bereich der IG Metall Küste umfasst Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg, Bremen und das nordwestliche Niedersachsen.
Warnstreiks seit Wochenbeginn
In Niedersachsen hatten am Dienstag unter anderem die Beschäftigten der Alstom Transport Deutschland GmbH in Salzgitter demonstriert. Im Bezirk Küste sollten laut IG Metall unter anderem Siemens Gamesa in Cuxhaven und Airbus Aerostructures in Stade bestreikt werden. In Schleswig-Holstein war eine Kundgebung vor dem Werkstor der Motor Competence Center Holding in Flensburg geplant. In Hamburg waren Beschäftigte in vier Betrieben zum Warnstreik aufgerufen - unter anderem bei ArcelorMittal und Diehl Aviation. Am Montag gab es laut IG Metall in Niedersachsen unter anderem Aktionen bei Betrieben in den Landkreisen Göttingen und Schaumburg sowie in Hildesheim, Holzminden und Salzgitter.
IG Metall Küste und Bayern verhandeln gemeinsam
In der vergangenen Woche hatte der Vorstand der IG Metall die beiden Bezirke Bayern und Küste beauftragt, gemeinsam eine Lösung zu finden. Dort waren die vorangegangenen Verhandlungsrunden mit den Arbeitgebern kooperativer verlaufen als in den anderen Tarifgebieten. Am 11. November soll es in Hamburg gemeinsame Verhandlungen beider Bezirke geben.
Gewerkschaft fordert sieben Prozent mehr Lohn
Bislang bietet die Arbeitgeberseite eine Entgelt-Steigerung von 3,6 Prozent in zwei Stufen an - bei einer Laufzeit von 27 Monaten. Die erste Stufe von 1,7 Prozent soll demnach im Juli 2025 greifen, ab Juli 2026 kämen weitere 1,9 Prozent dazu. Die IG Metall fordert sieben Prozent mehr Lohn für zwölf Monate und 170 Euro im Monat mehr für Auszubildende - und bewertet das Angebot der Arbeitgeberseite als "in der Größenordnung völlig unzureichend". Es setze viel zu spät ein und auch die Laufzeit sei viel zu lang, so IG-Metall-Verhandlungsführer Gröger.
Arbeitgeber: Forderungen passen nicht in die Zeit
Von der Arbeitgeberseite hieß es in der vergangenen Woche, das Angebot gehöre zu den höchsten, die man in den vergangenen 20 Jahren auf den Tisch gelegt habe. Die Forderungen der Gewerkschaft seien fünf Monate alt und passten nicht mehr in die Zeit. "Wir müssen uns auf ein knochenhartes Winterhalbjahr gefasst machen und dazu passen keine sieben Prozent", betonte Niedersachsenmetall-Chef Volker Schmidt. "Jetzt geht es darum, dass wir uns aufeinander zu bewegen."
Friedenspflicht endete Ende Oktober
Mit dem Ende der Friedenspflicht hatten in der Nacht zum 29. Oktober im ganzen Norden Warnstreiks und Protestaktionen begonnen. In Niedersachsen wurden seitdem unter anderem die Meyer Werft in Papenburg, das VW-Werk in Osnabrück und Thyssenkrupp Marine Systems in Emden bestreikt. In Hamburg gab es Warnstreiks unter anderem bei Airbus und TK Elevator, in Mecklenburg-Vorpommern beispielsweise bei der Fertigungstechnik Nord in Gadebusch und Brüggen Fahrzeugwerke in Lübtheen und in Schleswig-Holstein unter anderem bei Fette in Schwarzenbeck und Atlas Elektronik in Wedel. In Bremen wurde unter anderem bei Mercedes Benz, bei der Lloyd-Werft und am Airbus-Standort gestreikt.