Warnstreik: 5.000 Ärzte von Uni-Kliniken bei Kundgebung in Hannover
Auf einer Kundgebung in Hannover forderte der Marburger Bund zusammen mit Ärztinnen und Ärzten aus ganz Deutschland bessere Arbeitsbedingungen an Uni-Kliniken. Tausende Mediziner sind gekommen.
"Ich bin müde" oder "Ärzte am Limit - Patient in Gefahr". Sätze auf Bannern und Plakaten, die die Stimmung der Ärztinnen und Ärzte sehr gut wiedergeben. Auf dem Opernplatz in der Innenstadt von Hannover sind laut der Gewerkschaft Marburger Bund rund 5.000 Mediziner aus ganz Deutschland zusammengekommen. Mehr als die Gewerkschaft ursprünglich erwartet hatte.
Arbeitsbelastung macht Medizinern zu schaffen
Im Gespräch mit den Ärztinnen und Ärzten ist schnell deutlich geworden, dass es hier nicht nur um eine bessere Bezahlung geht. "Ich habe 192 Überstunden", erklärte eine Medizinerin gegenüber dem NDR Niedersachsen. Die Belastung in den Uni-Kliniken sei zu hoch. Ein anderer Arzt klagt, dass die Arbeit immer weniger familienfreundlich werde. "Papa warum wohnst du in der Klinik?" steht auf seinem Plakat.
Zukunft der Uni-Kliniken auf dem Spiel
"Es geht hier nicht darum, stur zu demonstrieren", sagte Andreas Hammerschmidt, zweiter Vorsitzender der Ärztegewerkschaft Marburger Bund in Niedersachsen. Sie seien kompromissbereit. Gleichzeitig hält er die Forderungen der Mediziner nicht für überzogen. Bisher sei alles von der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TDL) abgelehnt worden. "Jetzt ist die TDL am Zug", so Hammerschmidt. Die Universitätsmedizin würden den Anschluss zur Spitzenmedizin verlieren, wenn sie die Rahmenbedingungen nicht verbessern würden. Laut Marburger Bund fehlen schon jetzt Bewerber und Bewerberinnen an den Unikliniken.
Mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen
Die Ärztinnen und Ärzte verlangen deutlich mehr Geld: Sie fordern 12,5 Prozent mehr Gehalt und höhere Zuschläge für Arbeit an Feiertagen, Wochenenden und in der Nacht. Für Schicht- und Wechselarbeit müssten zudem engere Grenzen gesetzt werden. "Das Grundgehalt für Ärztinnen und Ärzte an Uni-Kliniken liegt bei höherer Arbeitszeit rund 200 bis 600 Euro unter dem an kommunalen Krankenhäusern", sagte Hammerschmidt.
Streik schränkte Betrieb an Kliniken ein
Nach Angaben der Ärztegewerkschaft musste mit Einschränkungen in den bestreikten Universitätskliniken gerechnet werden - so sollten nicht dringliche Operationen verschoben werden. Allen Kliniken wurde eine Notfallvereinbarung angeboten, hieß es. Die Klinikleitungen seien verpflichtet, eine Notbesetzung zu gewährleisten.
Dritte Verhandlungsrunde ohne Ergebnis
Der Tarifvertrag der Uni-Medizinerinnen und -mediziner gilt für 20.000 Ärztinnen und Ärzte bundesweit. Ihr Tarifpartner ist die Tarifgemeinschaft deutscher Länder. Auch nach der dritten Verhandlungsrunde kamen beide Seiten nicht zueinander. Verhandlungsführerin und Finanzministerin in Schleswig-Holstein Monika Heinold (Grüne) schreibt auf Anfrage, sie müsse auch die Gehaltsentwicklung für die übrigen 850.000 Beschäftigten der Länder im Blick haben. Deshalb orientiere sie sich bei den Verhandlungen mit den Ärztinnen und Ärzten an dem Kompromiss im öffentlichen Dienst. Dort hatten sich die Tarifpartner auf 3.000 Euro Inflationsausgleich, 200 Euro Tabellenerhöhung und 5,5 Prozent mehr Gehalt geeinigt. Niedersachsens Wissenschaftsminister Falko Mohrs (SPD) zeigte Verständnis für die Anliegen der Ärzte. Er sagte im NDR Interview, er rechne nun mit einer baldigen Lösung.